Der südkoreanische Technologiekonzern Samsung zieht Konsequenzen aus der jüngsten Abkühlung der Smartphone-Nachfrage und drosselt laut Mitarbeitern die Produktion in seinem Smartphone-Werk in Vietnam.
«Wir werden nur noch drei Tage pro Woche arbeiten und Überstunden sind nicht mehr nötig», sagte die 28-jährige Arbeiterin Pham Thi Thuong, die seit fünf Jahren in der Fabrik in der nördlichen Stadt Thai Nguyen tätig ist. So etwas habe sie nach eigenen Angaben bisher noch nicht erlebt. Statt an sechs Tagen liefen einige Bänder nur noch an vier Tagen.
In Thai Nguyen befindet sich eins von zwei Samsung-Smartphone-Werken in Vietnam, in dem laut dem Unternehmen jährlich 100 Millionen Geräte hergestellt werden können. Im vergangenen Jahr verschiffte Samsung weltweit rund 270 Millionen Smartphones.
Knapp die Hälfte davon wurden in Vietnam gefertigt, einem Land, in das Samsung rund 16 Milliarden Dollar investiert hat. Darüber hinaus ist der Konzern für rund ein Fünftel aller vietnamesischen Exporte verantwortlich.
Samsung ist auch der Grund dafür, dass sich die 65 Kilometer von der Hauptstadt Hanoi entfernte Stadt Thai Nguyen zu einer Industriehochburg entwickelt und Zehntausende junge Arbeiter angezogen hat. Diese fürchten jetzt um ihre Zukunft und ihre Jobs. «Mein Gehalt hat sich letzten Monat um die Hälfte reduziert», sagte Nguyen Thi Tuoi.
Laut Thuong war sogar während der Corona-Krise mehr los: «Alles ist so lau gerade.» Andere Mitarbeiter schlossen sich ihrer Meinung an. Manager hätten die Massnahmen ihnen gegenüber mit den vollen Lagern und schwächelnden Bestellungen begründet.
Es war zunächst nicht zu erfahren, ob Samsung die Produktion von Thai Nguyen in andere Werke verlagert. Der Technologiekonzern aus Seoul fertigt auch in Südkorea und Indien. Samsung teilte Reuters mit, eine Reduzierung der jährlichen Produktion in Vietnam sei kein Thema.
Ähnlich wie Samsungs Konkurrent Apple ist das südkoreanische Unternehmen vergleichsweise optimistisch für eine ansteigende Smartphone-Nachfrage in der zweiten Jahreshälfte. Bei der Veröffentlichung des Quartalsberichts vergangene Woche gab der Konzern bekannt, die Lieferengpässe seien weitestgehend behoben und die Nachfrage stagniere oder lege sogar leicht zu. Im Fokus stehen bei den Südkoreanern aber derzeit faltbare Smartphones, die Samsung für einen Wachstumsmarkt hält.
(Reuters/ARG)