Das Testgerät erreicht die Redaktion kurz bevor unser Tech-Spezialist in die Ferien abreist. «Willst du es ausprobieren?», fragt er mich. Okay, ich bin zwar kein Experte, aber ein leidenschaftlicher Laie. Ausgepackt, SIM-Karte eingesteckt, losgelaufen in den Handy-Shop - denn eine Schutzhülle ist im Test-Kit nicht drin, und mir fliegen die Dinger dauernd aus der Hand. «Wow, das S21 FE, aber das gibt's doch noch gar nicht, wir haben keine Schutzhülle dafür!», reagiert die Verkäuferin. Der Test startet ungeschützt.
Das war letzte Woche, in diesen Tagen kommt das neuste Galaxy in die Läden, und vielleicht wurden inzwischen ja auch passende Hüllen geliefert. Die Swisscom preist das S21 FE als Smartphone an «mit vielen Top-Features zum günstigen Preis und exklusiven Phantomfarben, die alle Blicke auf ziehen». Nun ja, meins ist leider schwarz...
Was den Preis betrifft: Günstig ist relativ. Bei Swisscom kostet das Gerät ohne Abo 749 Franken, mit «inOne mobile go» 449 Franken. Aber gut, das vergleichbare iPhone 13 ist teurer. Für das Standardmodell mit ebenfalls 128 GB Speicher zahlt man bei Swisscom 879 Franken ohne Abo bzw. 770 Franken mit Abo.
Apropos iPhone: Ich importierte mein erstes iPhone Anfang 2008 direkt aus den USA, als dieses hierzulande noch gar nicht erhältlich war. Seither besass ich nie ein Smartphone eines anderen Herstellers, zuletzt hatte ich das iPhone 11 Pro erstanden. Doch nach fast 14 Jahren kam es ohne Vorwarnung zum Treuebruch. Auslöser dafür war nicht Unzufriedenheit, ganz im Gegenteil. Er war zufällig und hatte mit einer Uhr zu tun (die Vorgeschichte gibt es hier, ein paar Wochen danach wollte ich ein Handy, das mit meiner Smartwatch voll kompatibel ist).
Der Umstieg auf Samsung im letzten Herbst fiel mir zuerst schwer. Es begann mit einer Peinlichkeit. Als der erste Anruf reinkam, war ich unfähig, diesen entgegenzunehmen. Beim iPhone reicht es, auf das grüne Symbol zu klicken, aber beim Galaxy muss man gleichzeitig noch nach oben wischen. Woher sollte ich das wissen? Ähnlich banale Probleme gab's beim Surfen. Wo zum Teufel ist das «Zurück»-Zeichen? Gibt's nicht. Auch das erledigt sich mit Swipen, von links nach rechts. Ganz bequem, wenn man sich daran gewöhnt hat.
Einige Beziehungsprobleme gingen tiefer und hätten beinahe zur Trennung geführt. Die Datenübernahme war obermühsam. Bei WhatsApp waren die alten Nachrichten weg, bei der SBB-App musste ich mich komplett neu registrieren, bei den vielen Nachrichten- und Zeitungsapps wieder von Grund auf einloggen. Hätte ich bloss überall dasselbe Passwort eingerichtet... Aber davon wird ja abgeraten. Einzig die diversen Google-Apps funktionierten vom ersten Moment an tadellos.
Einfach ist hingegen der Wechsel innerhalb der Galaxy-Welt. Das sehe ich nun, wo ich meine SIM-Karte aus meinem allerersten Samsung-Smartphone S21 Ultra 5G herausgenommen und ins S21 FE gesteckt habe.
Der Homescreen, den ich im Herbst mühsam eingerichtet habe, sieht auf dem Testgerät jetzt wieder genau gleich aus. Überhaupt hat es fast alle Daten automatisch rübergebeamt, auch meine Lieblingsortschaften in der Wetter-App. In der «New York Times»-App brauch ich mich nicht von neuem einzuloggen, nur die Schriftgrösse muss ich von Hand einstellen.
Bei den Finanz-Apps hingegen geht's wieder von vorne los. Kontonummer neu eintippen, Passwort, Fingerabruck erfassen... Das ist ein Stück weit verständlich bei diesen sensiblen Daten. Doch warum muss ich meine Samsung-Uhr, die Galaxy-Watch-3, neu aufsetzen? Das müsste einfacher gehen.
Im Vergleich zum S21 Ultra, das leistungsstärker ist und die ausgeklügeltere Kamera hat, liegt mir das S21 FE von Beginn weg besser in der Hand. Dass es etwas kleiner ist, passt mir. Es fühlt sich an wie meine alte Liebe iPhone, ist sogar noch leichter. Ein wichtiges Kriterium für jemand, der das Gerät dauernd im Hosensack mit sich trägt. Das 6,4-Zoll-Display scheint meine Grösse zu sein.
Die Dreifach-Kamera beim S21 FE - die beiden Buchstaben stehen für «Fan Edition» - reicht für den Alltagsgebrauch locker. Sowohl Weitwinkel- wie Zoomaufnahmen gelingen bei einigermassen guten Lichtverhältnissen hervorragend. Und dass der Speicher halb so gross ist wie beim Ultra, stört mich auch nicht, denn in Zeiten von Clouds und Streaming ist das nicht mehr matchentscheidend. Insofern ist der Preisunterschied (749 Franken fürs FE, 1190 Franken für Ultra) für mich als Laien kaum erklärbar.
Der Akku des FE-Modells ist okay, weder merklich besser noch schlechter als bei früheren Geräten, die ich besass. An intensiven Tagen reicht die nächtliche Vollladung nicht aus, es braucht am Abend einen Boxenstopp. Ein Ärgernis seit Jahren, bei dem ich mich frage: Erlebe ich noch, dass sich das ändert?
Meine tägliche Bildschirmzeit ist ungesund hoch, darum ist die Screen-Qualität eines meiner wichtigsten Kriterien. Farben, Kontraste, Helligkeit - alles exzellent. Längere Texte zu lesen ist auf dem FE äusserst angenehm. Mein subjektiver Eindruck scheint sich mit jenem von Experten zu decken, so schreibt das Online-Magazin «Computer-Bild», es sei erstaunlich, dass das FE bei der Farbwiedergabe den Vorgänger und das normale S21 überflügle.
Kurzum, mit dem FE-Modell fühle ich mich so gut wie früher mit dem iPhone, und die Sprache beherrsche ich inzwischen auch. Nur eines vermisse ich: Die Airpods, die täglich stundenlang in meinen Ohren stecken, verbinden sich mit dem Galaxy-Handy nicht automatisch. Mal schauen, ob ich irgendwann doch zur alten Liebe zurückkehre.
(aargauerzeitung.ch)