Für die meisten Leute ist es längst ein unverzichtbarer Begleiter geworden: Ohne Smartphone geht heute kaum mehr jemand aus dem Haus – laut einer Studie aus dem Jahr 2012 nahmen in Deutschland über 90 Prozent der Befragten ihr Smartphone immer mit.
Doch fast jeder klagt ab und zu über die smarten Geräte, die so viel mehr sind als Telefone. Wir bemerken, dass dem Nutzen Kosten gegenüberstehen – auch wenn wir nicht genau sagen können, welche das sind. Den meisten von uns käme dabei wohl die Ablenkung durch das Gerät in den Sinn.
Den ganzen Tag lang bricht eine Flut von Benachrichtigungen über uns herein. An sich ist das in unserem Sinn; schliesslich wollen wir nichts Wichtiges verpassen. Doch für unseren Körper bedeuten diese permanenten Reize Stress. Der Herzschlag beschleunigt sich, die Atmung wird schneller und der Blutdruck steigt.
Solche physischen Reaktionen, schreibt «Business Insider», bereiten uns darauf vor, vor einer Gefahr zu fliehen – nicht die Sprachnachricht eines Freundes zu beantworten. Mittlerweile kennen neun von zehn amerikanischen Studenten das Phänomen der Phantom-Vibration, also das Gefühl, das Smartphone vibriere in der Tasche, obwohl es dies in Wahrheit gar nicht tut.
Nicht weniger als 86 Prozent der Amerikaner gehört zur Gruppe der «constant-checkers», die unablässig oder sehr oft ihre Social-Media-Accounts, Nachrichten und Mails auf Neuigkeiten überprüfen – und deswegen gestresst sind.
Entgegen der landläufigen Meinung sind Menschen nicht wirklich zum Multi-Tasking geboren. «Business Insider» zitiert aus einer Studie, gemäss der sogenannte Multi-Tasker eher abgelenkt sind und schlechtere Leistungen erbringen als Testpersonen, die stärker auf eine Aufgabe fokussieren. Das Smartphone macht uns indes tendenziell zu Multi-Taskern, weil es uns ständig ablenkt und in unserem Tun unterbricht.
Bei jedem Unterbruch zahlen wir jedoch einen Preis. Psychologen sprechen hier von «switch cost» – die Zeit, die wir zum Umschalten benötigen. Diese Zeit beträgt oft nur einige wenige Zehntelsekunden, doch im Laufe eines Tages kann da Einiges zusammenkommen. Ein Experte schätzt, dass das Gehirn so bis zu 40 Prozent der eigentlich produktiven Zeit durch «switch costs» verliert.
Dass wir trotz dieser Nachteile dem Lockruf des Smartphones so schwer widerstehen können, liegt daran, dass dabei das Hormon Dopamin ausgeschüttet wird. Dopamin – oft wie Serotonin als «Glückshormon» bezeichnet – kann zu Suchtverhalten führen. Und Menschen mit hoher Dopaminkonzentration sind nicht nur ängstlicher, sie haben auch mehr Mühe, zwischen wichtigen und unwichtigen Empfindungen zu unterscheiden.
Als wäre das noch nicht schlimm genug, gibt es Anzeichen dafür, dass Smartphones unsere Gehirnleistung reduzieren – und zwar sogar dann, wenn sie gar nicht eingeschaltet sind. Zu diesem Schluss kam jedenfalls eine Studie von Wissenschaftlern an der University of Texas. Die Forscher liessen die Testpersonen am Computer Aufgaben lösen, die volle Konzentration benötigten. Eine Gruppe hatte dabei das – auf stumm gestellte – Smartphone mit dem Display nach unten neben sich auf dem Tisch, eine zweite in der Tasche und eine dritte schliesslich im Nebenraum.
Das Ergebnis war eindeutig: Am besten schnitten jene Probanden ab, deren Smartphone sich im Nebenraum befand. Die Testpersonen, die ihr Smartphone auf dem Tisch hatten, zeigten die schlechtesten Leistungen. Allein die Präsenz des Smartphones reduziert also die kognitive Leistungsfähigkeit, und dies auch bei Personen, die denken, dass sie sich voll und ganz auf ihre Aufgabe konzentrieren.
(dhr)
Seit einigen Jahren nehme ich keine elektronischen Geräte mehr mit ins Schlafzimmer. Will ich etwas nachlesen, tue ich das am nächsten Morgen. Habe ich es bis dann vergessen, war es nicht wichtig. Kann ich nur empfehlen.
Und tagsüber: Anrufe und SMS auf laut, restliche Benachrichtigungen stumm. Man muss ja nicht jedes Mail sofort lesen.