Wir alle kennen die Situation: Ein wichtiges Gespräch, das für beide Seiten heikel ist, entgleist. Keiner hört auf die Argumente des anderen, jeder beharrt auf seinem Standpunkt, es wird laut. Am Schluss sagen wir womöglich Dinge, die uns später leid tun.
Darum ist es manchmal gar nicht schlecht, empfindliche Themen per SMS zu besprechen. Diese vier Gründe sprechen dafür:
Wenn das Gespräch emotional wird und jeder Recht behalten will, hört keiner mehr zu, was der andere sagt. Noch bevor unser Gesprächspartner seinen Satz beendet hat, unterbrechen wir ihn und wollen loswerden, was uns wichtig erscheint. Oft reden wir aneinander vorbei und merken es nicht einmal.
Bei geschriebenen Texten ist es nicht so leicht, die Worte des Partners zu übergehen. Zwar gibt es aufgrund des fehlenden direkten Feedbacks auch Raum für Missverständnisse, aber die Gefahr, gar nicht mehr zuzuhören, ist bedeutend geringer.
Wenn Menschen schriftlich miteinander kommunizieren, sind sie ehrlicher als beim direkten Gespräch. Das legen wissenschaftliche Untersuchungen nahe. Der Grund dafür liegt wohl darin, dass wir wissen, dass unsere elektronischen Texte aufbewahrt werden können. Da kann man nicht später einfach behaupten, man habe etwas nicht gesagt.
So schnell wir auch per SMS oder WhatsApp kommunizieren, es geht nicht ganz so zügig wie im direkten Gespräch. Diese Temporeduktion gibt uns Zeit; Zeit, die wir nutzen können, um darüber nachzudenken, was wir jetzt genau antworten sollen.
Im direkten Gespräch ist die Gefahr grösser, dass wir uns gegenseitig aufregen. Beim simsen haben wir Gelegenheit, zwischendurch abzukühlen.
Nicht wenige Leute erwarten auf ihre Textnachrichten eine sofortige Antwort. Sie nerven sich, wenn die Reaktion stundenlang ausbleibt – ob es nun gefühlte oder tatsächliche Stunden sind. Doch anders als beim direkten Gespräch gibt es keinen Anspruch auf unmittelbare Antwort – wir müssen lernen, unsere Ungeduld zu zügeln. (dhr)