Eine Studie aus Deutschland, der Schweiz und den USA zur sogenannten Manosphere kommt zu dem Schluss, dass sich Frauenhasser immer stärker im Netz radikalisieren. Die Studienautoren haben dazu 38 Millionen Posts in entsprechenden Foren analysiert – eine Welt voller Hass und steigender Gewaltbereitschaft.
Diese Welt lässt sich zusammenfassen unter dem Begriff «Manosphere», zu Deutsch in etwa «Männersphäre». Darunter lassen sich verschiedene gesellschaftliche Strömungen fassen, die hauptsächlich im Netz unterwegs sind.
Dazu zählen verschiedene Gruppen: Die sogenannten «Pick Up Artists (PUA)», die möglichst viele Frauen aufreissen wollen. Die Bewegung «Men Going Their Own Way (MGTOW»), die sich als Anti-Feministen verstehen und sich von einer Welt abkapseln wollen, die aus ihrer Sicht feindlich gegenüber Männern ist. Und der Gruppe der sogenannten Incels.
Incel ist die Abkürzung für «involuntary celibates», zu Deutsch «unfreiwillig enthaltsam». Diese Gruppe ist davon überzeugt, dass sie ein Recht auf Sex hätten, diesen aber nicht bekommen, da Frauen sich angeblich nur für Alpha-Männer interessieren würden und die Incel-Männer nicht zu dieser Gruppe gehören.
Die Forscher haben für ihre Untersuchung eine Technik von Google genutzt, die auf Machine Learning basiert und Hassbotschaften bewertet – Googles Perspective API. Mit der API wurden schliesslich die Postings aus sieben Foren und 57 Unterforen auf der Plattform Reddit untersucht, die öffentlich zugänglich waren.
Die Beiträge wurden dann nach den verschiedenen Gruppen der Manosphere kategorisiert. Die Wissenschaftler untersuchten so die Posts von 1.5 Millionen Usern, die zwischen November 2005 und Juni 2019 veröffentlicht wurden.
Das Ergebnis der Studie zeigt, dass sich in der Manosphere mehr Hass verbreitet, als in anderen Foren. Zugleich werden die radikaleren Gruppen wie Incels und MGTOW immer grösser und stärker. Menschen, die zuvor den eher gemässigten Gruppen, wie den Pick-Up-Artist, angehörten, wandern nun in die radikaleren Gruppen ab.
Doch bei Hasskommentaren im Internet bleibt es nicht: Die Ablehnung gegenüber Frauen mündet auch in physische Gewalt – und das nicht nur gegen Frauen.
Der Attentäter von Toronto, der 2018 mit seinem Auto zehn Menschen ermordete, bekannte sich zuvor zu Elliot Rodgers, der seinerseits sechs Menschen und danach sich selbst tötete. Rodgers hatte zuvor erklärt, dass er einen «Krieg gegen Frauen» führe, da diese ihm den Sex verweigert hätten.
Auch der rechtsextreme Attentäter von Halle hatte seine Tat mit Hass auf Feminismus begründet. Und nutzte dabei die Begriffe «Chad» und «Stacy», die in der Incel-Bewegung stellvertretend für die Gruppe von Menschen stehen, die sie für ihre Situation verantwortlich machen. Wie Recherchen des ARD-Magazins Panorama ergaben, war das Lied, das der Attentäter in seinem Auto spielen liess, ebenfalls eine Hommage an den Attentäter von Toronto.
Die Studienautoren wollen jetzt detaillierter untersuchen, wie sich Männer in diesen Gruppen radikalisieren – und ob diese von ihrer Meinung wieder abzubringen sind. (sle/t-online.de)
wo sich Gleichgesinnte zusammentun können, um sich als Gruppe stärker zu fühlen - ganz egal, wie hängengeblieben man ist...
Selbstreflexion... pfff... wer braucht das schon?