Nach elf Jahren kämpft wieder ein Schweizer Film um die Goldene Palme
Mit Jean-Luc Godards «Adieu au langage» startet erstmals seit elf Jahren wieder ein Schweizer Film im Hauptwettbewerb in Cannes. Und mit «Sils Maria» von Oliver Assayas ist ausserdem eine Schweizer Koproduktion ebenfalls im Rennen um die Goldene Palme, jener Film also, in dem wir Juliette Binoche und Kristen Stewart nackt in einem Engadiner See sehen werden. Die Filme konkurrieren unter anderem gegen Beiträge der belgischen Gebrüder Dardenne und der Briten Mike Leigh und Ken Loach und gegen «Maps to the Stars» des Kanadiers David Cronenberg mit Stewarts Ex-Freund Robert Pattinson in der Hauptrolle.
Insgesamt laufen an den 67. Filmfestspielen von Cannes 18 Filme im Wettbewerb. Für das am 15. Mai beginnende Festival wurden 1800 Spielfilme eingereicht, berichtete der künstlerische Leiter Thierry Fremaux am Donnerstag bei der Bekanntgabe des Programms. Der letzte Schweizer Beitrag im Hauptwettbewerb war 2003 die französisch-chilenisch-schweizerische Koproduktion «Ce jour-là» von Raoul Ruiz, die grösstenteils im Waadtland gedreht worden war.
Kann nicht kommen wegen Lustlosigkeit
Jean-Luc Godard, der als Sohn von Schweizer Eltern in Paris geboren und 1953 in Gland VD eingebürgert wurde, war 2010 mit «Film socialisme» in die zweitwichtigste Wettbewerbssektion «Un certain regard» eingeladen. Der damals knapp 80-Jährige verweigerte allerdings sein persönliches Erscheinen. Als Grund nannte er «die Strapazen und eine gewisse Lustlosigkeit».
Für ihn war und ist Cannes ja alles andere als Neuland. 2001 ging er mit «Eloge d'amour» ins Rennen und 1990 mit «Nouvelle vague». Die Goldene Palme blieb ihm verwehrt, ebenso wie zuvor seinen Filmen «Sauve qui peut (la vie)» (1980), «Passion» (1982) und «Détéctive» (1985).
Eine Goldene Palme in Cannes gab es für die Schweiz zwar noch nie, dafür eine Handvoll anderer Preise: 1946 den Grossen Preis für «The Last Chance» von Leopold Lindtberg, 1958 einen Spezialpreis für «Bronze Faces» von Bernhard Taisant, 1973 den Preis der Jury für «L'invitation» von Claude Goretta und 1981 denselben für «Light Years Away» von Alain Tanner.
«Saint Laurent» von Bertrand Bonello (Frankreich)
«Kis Uykusu» von Nuri Bilge Ceylan (Türkei)
«Maps to the Stars» von David Cronenberg (Kanada/USA/Frankreich/Deutschland)
«Deux Jours, Une Nuit» von Jean-Pierre und Luc Dardenne (Belgien)
«Mommy» von Xavier Dolan (Kanada/Frankreich)
«Captives» von Atom Egoyan (Kanada)
«Adieu au langage» von Jean-Luc Godard (Schweiz)
«The Search» von Michel Hazanavicius (Frankreich)
«The Homesman» von Tommy Lee Jones (USA)
«Futatsume no mado» von Naomi Kawase (Japan)
«Mr. Turner» von Mike Leigh (Grossbritannien)
«Jimmy's Hall» von Ken Loach (Grossbritannien)
«Foxcatcher» von Bennett Miller (USA)
«Le meraviglie» von Alice Rohwacher (Italien)
«Relatos Salvajes» von Damian Szifron (Argentinien)
«Leviathan» von Andrei Zvyagintsev (Russland)
«Timbuktu» von Abderrahmane Sissako (Mauretanien)
Ausser Konkurrenz:
«How to Train Your Dragon 2» von Dean DeBlois
«Gui Lai» von Zhang Yimou
(phi/sme/sda/apa)
