«Ich sehe keine Kinder mehr, sie sterben aus. Ob 12, 13 oder 14, alle sehen für mich wie Erwachsene aus. Ich laufe die Strasse entlang und alle Mädchen sehen sich ähnlich –
gezupfte Augenbrauen, Leggins, Snapback, roter Lippenstift, Airmax und zerschnittene Arme – das Alter kann ich aber nicht einschätzen. Ob 12 oder 18 Jährige, das weiss niemand so genau. Nichtmal diese Mädchen selbst. Mental schon 22 Jahre, durch jede Party gefickt aber körperlich letztendlich 13. Höchstens.
Ich bleibe stehen, ich fange an zu lauschen – überall höre ich dieselben Probleme: Liebe, Familie, sozialer Status, und Sex.
Heutzutage braucht man keine Freunde, wenn man Likes in Facebook, Ask oder YouTube bekommen kann. Man will Fame werden, bekannt und schön sein. Niemand bemüht sich noch um einen guten Job, weil einfach das Motto ‹Yolo› ist. Wozu Liebe, wenn man Sex mit dem Nächstbesten haben kann? Jungfräulichkeit hat keine Bedeutung mehr, da man beim ersten Mal sowieso besoffen war. Ich laufe weiter, und trotzdem wiederholt sich alles wieder und wieder. Mit 13 die grösste Liebe verloren, mit 14 betrunken im Busch gelegen, mit 15 schon gekifft. Die Verbote werden immer strenger und die Verbraucher immer jünger. Die Kindheit ist der schönste Teil eines Menschenlebens, keine Probleme, keine Entscheidungen und einfach nur spielen. Man wollte Erwachsen werden, hat eine Baby Born gekauft um Mama zu spielen. Man wollte Mama spielen, und nicht mit 14 am Ende Schwanger sein. Und jetzt? Der Stand heute? Heute werden wir förmlich in Stöckelschuhen und iPod in der Hand reingeboren. Die Eltern werden jünger, die Kinder schneller Erwachsen. Von beiden Seiten wird die Kindheit erdrückt und bald ausgelöscht.
Und letztendlich machen wir uns über die Gesellschaft lustig, schreiben Texte darüber aber es ändert sich gar nichts. Und wieso? Weil wir die Gesellschaft sind.»
Quelle: Samedin selimović