Die Berner Kantonsregierung bleibt weitere vier Jahre in rot-grüner Hand. Bei den Wahlen am Sonntag schaffte Wackelkandidat Philippe Perrenoud die Wiederwahl knapp. Bei den Parlamentswahlen erlebte die BDP ein Desaster. Gehörte die 2008 von der SVP abgespaltene Partei vor vier Jahren noch zu den grossen Siegern, musste sie diese Mal eine herbe Niederlage einstecken. Ihr Bestand im Kantonsparlament wurde fast halbiert. Die Partei verlor 11 ihrer 25 Sitze.
Parteipräsident Heinz Siegenthaler hatte am Sonntagabend noch keine Erklärung für das Debakel. Er mutmasste, dass der Rosenkrieg der SVP und der BDP vor vier Jahren die Wählerschaft beflügelt hatte. Gut möglich, dass die BDP-Wählerschaft auch das gemeinsame bürgerliche Paket für die Regierungsratswahlen nicht goutiert habe, sagte Siegenthaler. In diesem Paket machten SVP und BDP zusammen mit FDP und EDU gemeinsame Sache.
Zu den Siegern bei den Parlamentswahlen gehören, wie vor vier Jahren, die Grünliberalen und die SVP. Die GLP legte gar um 7 Sitze zu, die SVP um 5. Die SP verlor zwei Sitze und der Freisinn konnte seine Talfahrt bremsen.
Ein Lichtblick gab es für die BDP am Wahlsonntag dennoch: ihre Regierungsrätin, Beatrice Simon, wurde mit Bestresultat wiedergewählt. Mit ihr wurden alle ihre bisherigen Amtskollegen bestätigt: Christoph Neuhaus (SVP), Bernhard Pulver (Grüne), Hans-Jürg Käser (FDP), Andreas Rickenbacher (SVP), Barbara Egger (SP) und Philippe Perrenoud (SP).
Für Perrenoud war der Wahlsonntag allerdings eine Zitterpartie. Er und sein Herausforderer Manfred Bühler (SVP) lieferten sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den garantierten Sitz des Berner Juras.
Da beide Kandidaten das absolute Mehr erreichten, entschied schliesslich das sogenannte geometrische Mittel - eine Berechnungsmethode, die der Kanton 1995 einführte. Alles in allem lag Perrenoud etwa 1000 Stimmen vor Bühler.
Der sonst eher zurückhaltende Perrenoud quittierte seine Wiederwahl am Sonntag im Rathaus mit einem Jauchzer. Bühler zeigte sich als fairer Verlierer. «Das Volk hat immer Recht», sagte Bühler gegenüber Medien. Gut funktioniert hat das bürgerliche Wahlbündnis, in dem sich SVP, BDP, FDP und EDU zusammenfanden.
Die bürgerlichen Kandidaten seien kompakt gestanden und hätten den schwächsten, also Manfred Bühler, sehr gut mitgenommen. Vor vier Jahren habe der schwächste Bürgerliche deutlich weniger Stimmen gemacht als nun Bühler, sagte Politologe Werner Seitz.
Der Präsident der bernischen SVP, Werner Salzmann, äusserte sich zu der nicht gelungenen bürgerlichen Wende in der Regierung gefasst. Die bürgerliche Wahlallianz habe trotz Wahlniederlage nichts falsch gemacht. Über das geometrische Mittel, das SP-Regierungsrat Perrenoud zur Wahl verhalf, will Salzmann derzeit nicht reden. Unmittelbar nach den Wahlen zieme es sich nicht, dieses Instrument in Zweifel zu ziehen.
«Sonst würde man ja die Bevölkerung quasi hintergehen», sagte Salzmann. Wenn allerdings politische Vorstösse zum geometrischen Mittel eingereicht würden, dann müsse man diese natürlich behandeln.
SP-Präsident Roland Näf zeigte sich «sehr zufrieden» mit dem Resultat der Regierungsratswahlen. Angesichts der bürgerlichen Dominanz im Kanton Bern sei es «schon fast ein Wunder», dass Rot-Grün zum dritten Mal eine Mehrheit in der Kantonsregierung erreiche. Dies umso mehr, als am Sonntag die bürgerlichen Parteien nicht einzeln angetreten seien wie noch bei den Wahlen von 2010.
Die Wahlbeteiligung lag am Sonntag mit 31,1 Prozent leicht tiefer als vor vier Jahren mit 31,4 Prozent. (sza/sda)