Die Kämpfer der Terrororganisation ISIS im Irak fordern von der türkischen Regierung die Freilassung des in der Schweiz aufgewachsenen Gotteskriegers Çendrim R. Im Gegenzug bieten die Dschihadisten 48 Geiseln an, die sie am vergangenen Donnerstag bei der Erstürmung des türkischen Generalkonsulats in der irakischen Stadt Mosul gekidnappt haben. Dies berichten die «SonntagsZeitung» und der «SonntagsBlick» unter Berufung auf türkische Medien. Unter den Geiseln befindet sich unter anderem der türkische Konsul, mehrere Kinder und Angehörige der Spezialkräfte.
Der 23-jährige Çendrim R. sitzt seit Ende März in Untersuchungshaft in Ankara. Die Behörden werfen ihm vor, bei einem Anschlag im Südosten der Türkei zwei Polizisten und einen Soldaten erschossen zu haben. Zusammen mit zwei Komplizen eröffnete er bei einer Strassensperre der türkischen Armee das Feuer auf die Sicherheitskräfte.
Laut einem Vertreter der türkischen Regierung steht Ankara in direktem Kontakt mit den militanten Gruppen in Mosul, schreibt die «SonntagsZeitung». Premierminister Recep Tayyip Erdogan sagte, man werde das Problem «mit Geduld und Diplomatie» lösen.
Çendrim R., der in Brugg im Kanton Aargau aufgewachsen ist, sass unter anderem wegen bewaffneten Raubversuchs und Körperverletzung für zwei Jahre im Gefängnis in Lenzburg AG in Haft. Zu seiner eigentlichen Freiheitsstrafe kamen aufgrund eines psychiatrischen Gutachtens zehn Monate Sicherungshaft hinzu. Nach dem Knastaufenthalt verlor er die Schweizer Aufenthaltsbewilligung und wurde in seine Heimat Kosovo zurückgeschafft. Von dort zog er in den syrischen Bürgerkrieg, wo er sich mutmasslich den Kämpfern des ISIS angeschlossen hat. (rey)