Tabakqualm im Auto: ein Bild, das ab kommendem Jahr in Grossbritannien der Vergangenheit angehören soll. Geht es nach der konservativen Tory-Regierung, soll im Dezember ein Gesetz verabschiedet werden, das es verbietet, im Auto zu rauchen, wenn dabei Kinder unter 13 Jahren anwesend sind.
Details des Gesetzes sollen in den kommenden Wochen vom Gesundheitsministerium präsentiert werden. Klar ist, dass bei einer Zuwiderhandlung eine Busse von 50 Pfund droht, und zwar auch, wenn man es unterlässt, jemanden vom Rauchen im Auto abzuhalten. In der Bevölkerung geniesst das geplante Gesetz grosse Zustimmung: laut einer Umfrage von YouGov befürworten 80 Prozent aller Erwachsenen und 65 Prozent aller Raucher das Passivrauchverbot.
Premierminister David Cameron hat sich bei der Beratung über seinen Koalitionspartner Nick Clegg hinweggesetzt. Clegg, stellvertretender Premierminister und Parteiführer der Liberaldemokratischen Partei hatte davor gewarnt, dass das Gesetz «freiheitsfeindlich» und «nicht durchsetzbar» sei.
In der Schweiz sieht die aktuelle Gesetzeslage kein Rauchverbot in Autos vor. Gemäss Bundesgesetz zum Schutz vor Passivrauchen ist lediglich das Rauchen in Fahrzeugen des öffentlichen Verkehrs unter Strafe gestellt. Bestrebungen, an dieser Regelung etwas zu ändern, gibt es seitens des BAG nicht, wie Mediensprecherin Mona Neidhart auf Anfrage von watson kundgab.
Myriam Flühmann, Leiterin Public Relations Lunge Zürich, sieht aktuell ebenfalls keinen Bedarf für eine Gesetzesänderung. «Wir haben seit 2010 das Gesetz zum Schutz vor Passivrauchen, das das Rauchen in geschlossenen, öffentlichen Räumen verbietet». Natürlich sei es der Gesundheit nicht förderlich, in geschlossenen Räumen zu rauchen – insbesondere, wenn sich Kinder darin befinden. «Aber», so Flühmann, «hier sollte der gesunde Menschenverstand zum Zug kommen sowie Präventions- und Informationsmassnahmen.»
Ähnlich sieht das die Grüne Yvonne Gilli, Ärztin und Mitglied der Gesundheitskommission des Nationalrats. Dass das Rauchen in einem Auto und in der Anwesenheit von Kindern hochschädlich ist, sei «so sicher wie das Amen in der Kirche», so Gilli. Sie hält aber nichts von einer Verbotsgesellschaft: «Weder würde ich einen solchen Vorstoss einreichen, noch unterstützen, das führt nur zur Infantilisierung unserer Gesellschaft», meint die St.Gallerin. Wichtig sei, dass die Öffentlichkeit über die Gefahren des Rauchens umfassend informiert ist. (wst)