Die Polizei hat am Montagmorgen rund 200 Meter vom zentralen Protest-Platz im Stadtteil Admiralty zehn Messer gefunden. Wie die South China Morning Post berichtet, seien diese in einer Tasche in einem Blumenbeet gelegen. Schon um ein Uhr nachts seien zehn Messer in einem Rucksack gefunden worden. Ob die Waffen etwas mit den Demonstrationen zu tun haben, ist nicht klar. Die Polizei hat zurzeit niemanden im Zusammenhang mit den Funden verhaftet.
Weiter campierten Hunderte Demonstranten am Morgen nahe dem Regierungssitz und an zwei anderen Protestorten auf den Strassen. Ungehindert konnten Regierungsbeamte allerdings zur Arbeit gehen, während auch Mittelschulen nach Angaben lokaler Medien in betroffenen Gebieten öffnen konnten. Grundschulen und Kindergärten blieben noch geschlossen.
Mit ihrem Entgegenkommen wollten die Studenten eine offene Konfrontation vermeiden. Doch wollen sie die Demonstrationen für mehr Demokratie in Chinas Sonderverwaltungsregion fortsetzen.
Die Zahl der Demonstranten ging am Montagmorgen spürbar zurück, weil viele arbeiten gehen mussten oder einfach erschöpft waren. Diese Zahl könnte im Verlaufe des Nachmittags jedoch zunehmen, wenn Schule und Arbeit vorbei sind. In Mong Kok, wo es am Wochenende zu gewalttätigen Szenen gekommen ist, nimmt die Menschenmenge seit dem Mittag (Ortszeit) stetig zu.
Die Studentenvereinigung bereitet sich auf die vereinbarten Gespräche mit der Vizeregierungschefin Carrie Lam vor. Die Protestführer bestätigten am Montag ein «vorbereitendes Treffen» am Vorabend. Eine Einigung auf die Voraussetzungen für die geplanten Gespräche gab es jedoch nicht.
Regierung und Studenten zeigten sich grundsätzlich gesprächsbereit. Nach Angriffen von teils gewalttätigen Protestgegnern auf friedliche Demonstranten war aber unklar, wie und wann beide Seiten an einen Tisch kommen können. Die Polizei nahm am Wochenende nach eigenen Angaben 31 Personen fest, darunter mindestens acht mit Verbindungen zu den Triaden genannten, mafiaähnlichen Unterweltgruppen. 165 Menschen seien verletzt worden, berichtete die Spitalverwaltung.
Die Studentenvereinigung will nur mit der Regierung verhandeln, wenn diese eingehend die Vorwürfe untersuche, «dass die Polizei gegenüber Schlägern Nachsicht gezeigt und bei den jüngsten Protesten die Durchsetzung des Gesetzes selektiv angewandt hat.» Regierungschef Leung, dessen Rücktritt die Studenten nach wie vor fordern, hatte Gespräche mit seiner Stellvertreterin Carrie Lam, der Verwaltungschefin Hongkongs, angeboten.
Die Hongkonger Finanzmärkte öffneten am Montag wie gewohnt. Auch machten viele Banken in den betroffenen Gebieten wieder auf. Nur sieben Filialen seien noch geschlossen, berichtete die Regierung. Auch einige der Geldautomaten, die wegen der Proteste ihren Dienst einstellen mussten, seien wieder normal zu benutzen. (wst/sda/dpa)