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Österreich: Ein Kopftuchverbot bis 14 Jahren wird eingeführt

In Österreich gilt bis 14 Jahren in Schulen ein Kopftuchverbot

11.12.2025, 15:2511.12.2025, 15:25

Muslimische Mädchen in Österreich dürfen bis zum Alter von 14 Jahren künftig in Schulen kein Kopftuch mehr tragen. Im Parlament wurde eine entsprechende Gesetzesänderung beschlossen.

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Das Gesetz gilt ab Beginn des Schuljahres 2026/2027. Bild: APA/APA

Familien- und Integrationsministerin Claudia Plakolm sprach im Parlament von einem historischen Schritt zum Schutz von Mädchen. Das Kopftuch sei kein harmloses Stück Stoff. «Es ist ein Zeichen der Unterdrückung», sagte die konservative Politikerin (ÖVP). Kein Mädchen in Österreich solle damit aufwachsen, dass sein Körper versteckt werden müsse, argumentierte sie.

Das Verbot betrifft das «Kopftuch, welches das Haupt nach islamischen Traditionen verhüllt», wie es in dem Gesetzestext heisst. Es tritt mit Beginn des Schuljahrs 2026/2027 in Kraft. Bereits im Februar beginnt eine sogenannte Aufklärungsphase, mit der die neue Regelung an den Schulen vorbereitet werden soll.

Strafen von bis zu 800 Euro

Bei Verstössen gegen das Verbot soll die Schulleitung zunächst ein Gespräch mit dem betroffenen Mädchen und seinen Eltern führen. Sollte das Kind weiterhin Kopftuch tragen, müssen die Eltern mit der zuständigen Schulbehörde sprechen. Als äusserste Massnahme drohen Geldstrafen zwischen 150 und 800 Euro (140 bis 749 Franken).

Die Gesetzesänderung wurde mit den Stimmen der Regierungsparteien – ÖVP, Sozialdemokraten (SPÖ) und liberale NEOS – angenommen. Auch die oppositionelle, rechtspopulistische FPÖ unterstützte die Massnahme. Die Grünen lehnen ein Kopftuchverbot nicht grundsätzlich ab, doch sie stimmten gegen das vorliegende Gesetz, das aus ihrer Sicht nicht verfassungskonform formuliert wurde. Eine ähnliche Regelung der ÖVP-FPÖ-Koalition aus dem Jahr 2019 war vom Verfassungsgerichtshof gekippt worden. Das Verbot war damals nur für Grundschulen vorgesehen.

Warum kein Verbot für alle religiösen Kopfbedeckungen?

Die Richter bemängelten unter anderem, dass das Gesetz nur auf muslimische Mädchen abziele und nicht auf alle religiösen Kopfbedeckungen. Die aktuelle Regierung argumentiert nun, dass es darum gehe, geschlechtsbezogene Unterdrückung zu verhindern. Dieses Problem bestehe etwa bei der jüdischen Kippa oder der Patka der Sikhs nicht, heisst es. Die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ) kritisierte das neue Verbot, weil es Kinder stigmatisiere und den gesellschaftlichen Zusammenhalt schwäche. Die IGGÖ kündigte an, das Gesetz verfassungsrechtlich prüfen zu lassen. (sda/dpa)

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13 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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LifeIsAPitch
11.12.2025 15:57registriert Juni 2018
Guter Entscheid und nachahmungswürdig. Es stimmt mich nachdenklich, wenn ich die mittlerweile doch zahlreichen jungen Mädchen mit Kopftuch sehe und mich frage, wie sich das als offensichtlich gewöhnliche Alltagserscheinung etablieren konnte.
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CISG
11.12.2025 16:52registriert Oktober 2023
Religionsfreiheit gilt in der CH ab 16. Wir sollten das österreichische Kopftuchverbot an Schulen übernehmen. Ab 16 darf man dann meinetwegen eines anziehen. Aber dann nicht wundern wenn es schwer wird mit Lehrstelle usw.
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Mulumbi
11.12.2025 16:23registriert April 2024
Der Vergleich mit der Kippa oder der Patka hinkt für mich gewaltig: Nur weil alle drei Kopfbedeckungen religiös motiviert sind, heisst das nicht, dass sie die gleiche Funktion, den gleichen Pflichtcharakter oder dieselbe gesellschaftliche Bedeutung und Symbolik haben. Ein Kopftuch ist für viele im Westen ein Symbol für die Unterdrückung der Frau und Mädchen und die Schule hat die Mädchen zu schützen.
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