Eine Polizeirazzia gegen Schmuggler im grösstenteils serbisch bevölkerten Norden des Kosovos hat für neue Spannungen zwischen Belgrad und Pristina gesorgt. Nach Medienberichten nahm die Polizei am Dienstag mehrere Dutzend Verdächtige fest.
Unter ihnen waren auch Uno-Mitarbeiter und Polizeibeamte. Zwei Polizisten, die sich ihrer Festnahme widersetzten, wurden verletzt. Nach Angaben der Vereinten Nationen wurden bei dem Polizeieinsatz auch zwei ihrer Mitarbeiter festgenommen und verletzt. Sie seien «zur Behandlung ihrer Verletzungen in ein Spital gebracht worden», hiess es in einer Erklärung der Uno-Mission im Kosovo (Unmik).
Unmik-Leiter Sahir Tanin kündigte an, auf «jeglichen Schaden», der Mitarbeitern der Vereinten Nationen zugefügt werde, mit «einem Höchstmass an diplomatischen und internationalen rechtlichen Schritten» zu reagieren.
Bei einem der beiden festgenommenen Uno-Mitarbeiter soll es sich um einen Russen handeln. Kosovos Präsident Hashim Thaci warf ihm vor, er habe «als Diplomat getarnt» versucht, die Polizei an der Ausübung ihrer Pflichten zu hindern.
Das russische Aussenministerium verurteilte die Festnahme als «unerhörten Vorfall», durch den die «provozierende Linie» der Führung des Kosovo erneut sichtbar werde. Die internationalen Schutzmächte Pristinas müssten auf die radikalen Kosovo-Albaner einwirken, um eine weitere Eskalation des Konflikts mit unvorhersehbaren Folgen zu verhindern.
Russland ist der Hauptverbündete des Nachbarlandes Serbien, das die Unabhängigkeit des Kosovo nicht anerkennt.
Im Nordteil von Kosovska Mitrovica, dem Zentrum des serbisch bevölkerten Landesteils, betätigten serbische Bürger die Sirenen, als sie das Kommando der Sonderpolizei in den frühen Morgenstunden anrücken sahen.
Der serbische Präsident Aleksandar Vucic versetzte Polizei und Armee im benachbarten Serbien in den Bereitschaftszustand. «Das Ganze dient nur dazu, das serbische Volk (im Nordkosovo) einzuschüchtern», erklärte Vucic am Dienstag in Belgrad. Die Serben, die dort viel gewohnt seien, hätten zunehmend Angst.
Der kosovarische Ministerpräsident Ramush Haradinaj teilte über Twitter mit: «In den nördlichen Gemeinden des Kosovos sind Operationen gegen das Schmuggelwesen und die organisierte Kriminalität im Gange, als Teil unseres Bestrebens, den Rechtsstaat für alle durchzusetzen.»
Im Nordteil von Mitrovica und drei weiteren Gemeinden, die unmittelbar an Serbien grenzen, regieren von Belgrad unterstütze Machtstrukturen mit engen Verbindungen zur Mafia. Obwohl das Gebiet zum Kosovo gehört, haben die kosovarischen Behörden dort keine entscheidende Präsenz. Massnahmen zur Strafverfolgung können dort in der Regel nur im Rahmen grossangelegter Razzien erfolgen.
Das Kosovo ist heute zu mehr als 90 Prozent von Albanern bewohnt. Die ehemals serbische Provinz hatte sich nach einem bewaffneten Aufstand und mit Hilfe einer Nato-Intervention 1999 von Belgrad abgespalten und 2008 für unabhängig erklärt. Serbien hat dies nie anerkannt und betrachtet seine ehemalige Provinz weiterhin als eigenes Staatsgebiet. (aeg/sda/dpa/afp)