Die Munitions-Idee von SVP-Salzmann ist brandgefährlich – das Nein ist absolut richtig
Es ist ein Bild aus meiner Kindheit: das Sturmgewehr meines Vaters im Schrank. Vermeintlich gut versteckt, haben wir Kinder es trotzdem eines Tages gefunden. Es hat Eindruck auf uns gemacht. Angst hatten wir keine, aber Respekt. Krass, ein Gewehr zu Hause!
Mein Vater erklärte uns Sinn und Zweck dieser Waffe und dass sie ungeladen sei. Über die Munition schwieg er. Er musste sie irgendwo in unserem Haus aufbewahrt haben. Wo, weiss ich bis heute nicht.
Damals war es Pflicht, neben dem Sturmgewehr einen Notvorrat von 50 Patronen zu Hause zu lagern. Diese Taschenmunition sollte im Ernstfall genügen, um sich den Weg in die Kaserne freizukämpfen – so zumindest die Theorie.
2007 entschied das Parlament, diese Munition nicht länger in privaten Haushalten zu belassen und sie einzuziehen. Aus Sicherheitsgründen. Zu viele Suizide und Tötungsdelikte waren zuvor mit Armeewaffen verübt worden. Mehrere Studien konnten zeigen, dass die Suizide mit Armeewaffen seither massiv zurückgegangen sind.
18 Jahre nach dem Entscheid befasste sich am Mittwoch der Ständerat wieder mit der Thematik. SVP-Sicherheitspolitiker Werner Salzmann hatte eine Motion eingereicht, die verlangte, dass Angehörige der Armee wieder Taschenmunition mit nach Hause nehmen sollen. Das Argument: Die veränderte Sicherheitslage in Europa.
Der Zeitpunkt der Forderung von Salzmann erstaunt. Gerade in diesem Jahr hat die Schweiz einen starken Anstieg tödlicher Gewalt gegen Frauen verzeichnet. Bereits im ersten Halbjahr 2025 wurden mehr Femizide registriert als im gesamten Vorjahr, nämlich 18. Es ist ein Fakt: Der gefährlichste Ort für eine Frau ist ihr eigenes Zuhause.
Eine Studie des Bundes vom Februar 2025 kommt zwar zum Schluss, dass die häufigsten Tatmittel bei Femiziden Schneid- und Stichwaffen sind, gefolgt von körperlicher Gewalt. An dritter Stelle stehen allerdings Schusswaffen. Weiter hält der Bericht fest: «Wurden Schusswaffen verwendet, dann geschah dies häufiger bei Tötungsdelikten in der Partnerschaft.»
Der Ständerat traf die einzig richtige Entscheidung und lehnte den Vorstoss klar ab. Nur neun Ständeräte aus der SVP, FDP und der Mitte-Fraktion stimmten für die Taschenmunition.
Schon als Kind hat es mir eingeleuchtet, dass dieses Gewehr in unserem Schrank gefährlich ist. Und ja, die Sicherheitslage in Europa und der Schweiz hat sich verändert. Das gilt es ernst zu nehmen und die richtigen Massnahmen zu treffen. Doch die Sicherheit in den eigenen vier Wänden zu gefährden, ist der falsche Weg.
