International
Ägypten

Ägypten passt umstrittenes Anti-Terror-Gesetz an: Keine Haft, dafür horrende Bussen

Präsident al-Sisi hat nachgegeben.
Präsident al-Sisi hat nachgegeben.Bild: AMR DALSH/REUTERS

Ägypten passt umstrittenes Anti-Terror-Gesetz an: Keine Haft, dafür horrende Bussen

16.07.2015, 06:1516.07.2015, 09:16

Ägyptische Journalisten sollen nicht ins Gefängnis müssen, wenn sie bei der Berichterstattung über Extremisten-Angriffe von der offiziellen Darstellung abweichen. Die Regierung passte nach harscher Kritik einen Gesetzesentwurf an. Sie sollen aber Bussen bezahlen.

Ägypten

Das ägyptische Kabinett verständigte sich darauf, die ursprünglich vorgesehene Haftstrafe von mindestens zwei Jahren durch eine Geldstrafe zwischen 200'000 und 500'000 ägyptischen Pfund (24'000 bis 61'000 Franken) zu ersetzen. Das gab ein Regierungssprecher nach Angaben der amtlichen Nachrichtenagentur Mena am Mittwoch bekannt.

Es geht um Artikel 33 eines Anti-Terror-Gesetzes, dem die Regierung am 1. Juli bereits zugestimmt hatte. Darin wurde mit Haft gedroht, wenn Journalisten «falsche Informationen über Terroranschläge» veröffentlichen, «die offiziellen Angaben widersprechen». Wegen der Kritik von Medienvertretern hatte die Regierung vor einer Woche in Aussicht gestellt, die Regelung abzuändern.

«Andere Form der Inhaftierung»

Ein Vertreter der ägyptischen Journalistengewerkschaft kritisierte aber auch die überarbeitete Fassung. Die hohen Strafzahlungen seien «eine andere Form der Inhaftierung», weil sie die Kapazitäten von Journalisten deutlich überstiegen. Al-Balschi kritisierte zudem grundsätzlich «die totalitäre Logik des Gesetzes, die alle Stimmen der Opposition im Innern des Landes zum Schweigen bringen will»

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International verurteilte das Gesetzesvorhaben am Mittwoch als «schamlosen Angriff auf die Freiheitsrechte und die Meinungsfreiheit».

Wie Justizminister al-Sind sagte, führte die Berichterstattung über eine Anschlagsserie auf ägyptische Soldaten auf der Sinai-Halbinsel zu den strikten Bestimmungen. Beim Angriff des ägyptischen IS-Ablegers sah al-Sind die «Moral» des Landes in Gefahr, weil Medien von Opferschätzungen berichteten, die höher lagen als jene eines Armeesprechers. (sda/afp)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Du hast uns was zu sagen?
Hast du einen relevanten Input oder hast du einen Fehler entdeckt? Du kannst uns dein Anliegen gerne via Formular übermitteln.
0 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Er bereiste alle Länder der Welt – dieses Land behielt er sich bis zum Schluss auf
Der Basler Nicolai Petek reiste in alle Länder der Welt. Damit gehört er gemäss Schätzungen zu weniger als 1000 Personen, die dies geschafft haben. Und das Spezielle dabei: Nicolai arbeitete «nebenbei» immer 100 Prozent.
Es war 2015, als Nicolai Petek beschloss, dass er jedes Land der Welt sehen möchte. Eine Deadline gab er sich vorerst nicht. Doch kurz bevor der Basler 2020 sein 100. erreichte, sagte er sich, dass er das Projekt vor seinem 40. Geburtstag abgeschlossen haben will.
Zur Story