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Streit unter rechten Parteien – Marine Le Pen verärgert über AfD

French far-right National Rally party leader Marine Le Pen delivers a speech at a meeting in Marseille, southern France, Sunday, March. 3, 2024. (AP Photo/Daniel Cole)
Marine Le Pen: Die französische Rechtspopulistin hat die rechtsextreme deutsche Partei «Alternative für Deutschland» (AfD) erneut kritisiert.Bild: keystone

Streit unter rechtsextremen Parteien – wegen kleiner Insel vor Afrika

Zwischen rechten Parteien in Frankreich und Deutschland brodelt es: Marine Le Pen hat die AfD gerügt, weil diese die Zugehörigkeit eines Überseegebietes zu Frankreich infrage gestellt hatte.
22.04.2024, 12:32
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Ein Artikel von
t-online

Eine AfD-Anfrage zum Status der zu Frankreich gehörenden Insel Mayotte sorgt für neuen Ärger zwischen der AfD und den französischen Rechtspopulisten von Marine Le Pen.

Nachdem die AfD die Zugehörigkeit der im Indischen Ozean liegenden Insel Mayotte zu Frankreich infrage gestellt hatte, zeigte sich die Chefin der Partei Rassemblement National (RN) am Samstag bei einem Besuch in dem französischen Überseegebiet «verärgert». Die AfD solle sich «lieber um Deutschlands Probleme kümmern», forderte Le Pen.

«Konnte keiner ahnen»

In einer schriftlichen Anfrage im Bundestag hatte die AfD die deutsche Regierung aufgefordert, zu «den Resolutionen der Generalversammlung der Vereinten Nationen Stellung zu nehmen, denen zufolge Frankreich die Inselgruppe Mayotte an die Union der Komoren zurückgeben muss».

Le Pen sagte bei ihrem Besuch vor Ort am Samstag, sie könne der AfD gerne erklären, «warum die Mahorer bereits dreimal ihrem Willen Ausdruck verliehen haben, Franzosen zu sein». Die Insel Mayotte, die geographisch zum Archipel der Komoren gehört, hatte 1974 und 1976 für ihren Verbleib bei Frankreich gestimmt. Ein Referendum im Jahr 2009 machte Mayotte zum französischen Département. Seit 2014 hat es den Status eines äussersten Randgebiets der EU. Die Komoren erkennen die Zugehörigkeit von Mayotte zu Frankreich nicht an, ebenso wie die UNO.

Insel Mayotte, Screenshot: Google Maps
Mayotte liegt vor der Ostküste Afrikas.screenshot: Google Maps

AfD-Sprecher Matthias Moosdorf erklärte gegenüber der Nachrichtenagentur AFP, die Frage sei «schon lange in der Pipeline» gewesen: «Dass RN das nun aufstösst, konnte hier keiner ahnen.» Es gehe der AfD vielmehr um «deutsche Doppelstandards» bei «der Einhaltung des Völkerrechts». So erkenne Berlin etwa die Ergebnisse von Referenden in von Russland annektierten Regionen der Ukraine nicht an, sagte der Sprecher der Putin-freundlichen Partei.

Anzumerken ist, dass es sich nur um Scheinreferenden handelt, mit denen die Besatzungsmacht Russland versucht, die mit militärischen Mitteln illegal annektierten ukrainischen Gebiete einzuverleiben. Die angeblichen Volksabstimmungen wurden ohne Zustimmung der Ukraine durchgeführt, unter Kriegsrecht und nicht nach demokratischen Prinzipien. Weder die Ukraine noch die internationale Gemeinschaft erkennen die Resultate an.

Beziehung zwischen AfD und RN ist angespannt

RN-Chefin Le Pen hingegen erklärte den Vergleich mit der Ukraine für «besonders ungeschickt». Sie werde ihren Fraktionsfreunden «einige Lektionen in Geopolitik» erteilen, kündigte sie bei ihrem Besuch in Mayotte am Samstag an.

Die Beziehung zwischen den beiden Parteien, die beide der Fraktion Identität und Demokratie (ID) im EU-Parlament angehören, sind derzeit ohnehin angespannt. Grund dafür ist das Geheimtreffen in Potsdam im November 2023, an dem AfD-Politiker, Mitglieder der rechtskonservativen Werteunion, Rechtsextreme und Unternehmer teilnahmen. Martin Sellner, langjähriger Sprecher der rechtsextremen «Identitären Bewegung» Österreichs, stellte dort einen Plan für eine beschönigend «Remigration» genannte Massenvertreibung von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte vor.

Le Pen hatte sich nach Bekanntwerden des Treffens deutlich von der AfD distanziert und mit einem Ende der gemeinsamen Fraktion im EU-Parlament gedroht.

(t-online, mit Material der Nachrichtenagentur AFP / dsc)

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44 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Massalia
22.04.2024 12:45registriert Juni 2021
Die AfD setzt sich wiedermal für den Kriegsverbrecher und Massenmörder Putin ein. Pervers.
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Alnothur
22.04.2024 14:27registriert April 2014
Wenn nicht mal mehr die rechtsextremen "Kollegen" aus Frankreich etwas mit einem zu tun haben wollen, uiuiui.
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Der Micha
22.04.2024 13:52registriert Februar 2021
Der AfD ist wohl entfallen, dass das Referendum in der Ukraine nicht wirklich freiwillig abgehalten wurde.
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