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Afghanistan

Afghanistan: 3 Anzeichen, dass es Widerstand gibt

Diese 3 Punkte zeigen, dass es durchaus Widerstand gibt gegen die Taliban

18.08.2021, 17:0319.08.2021, 12:36
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Innert kürzester Zeit eroberten sich die Taliban Afghanistan zurück. Die westlichen Staaten – allen voran die USA – wurden überrascht. Dass die Taliban so schnell in den Präsidentenpalast einmarschieren würden, hatten die Regierungen nicht vermutet.

US-Präsident Joe Biden machte den geringen Widerstand der afghanischen Bevölkerung für den schnellen Vormarsch der Taliban mitverantwortlich. Tatsächlich konnten sie die Hauptstadt Kabul sogar ohne Kampf zurückerobern. Doch ist der Widerstand gegen die islamisch-fundamentalistischen Machthaber tatsächlich innert kürzester Zeit komplett zusammengebrochen?

Nein, es gibt durchaus Anzeichen, dass nicht alle die neue Taliban-Herrschaft einfach so hinnehmen werden. Dies zeigen unter anderem folgende drei Entwicklungen.

Die Panjshir-Provinz

Afghanistan ist in 34 Provinzen aufgeteilt. 33 davon sind mittlerweile unter der Kontrolle der Taliban. Eine der kleinsten Provinzen leistet jedoch nach wie vor Widerstand. Es handelt sich um die Panjshir-Provinz. Bereits während den 80er-Jahren verteidigte sich das Panjshir-Tal erfolgreich gegen die Sowjetunion und wurde nicht besetzt. Auch zwischen 1996 und 2001 konnten die Taliban die Region nicht erobern. Nun könnte sich die Geschichte der Provinz wiederholen.

In den vergangenen Tagen sollen sich mehrere hochrangige Politiker und Kämpfer in der Panjshir-Provinz versammelt haben. Darunter der Vize-Präsident Amrullah Saleh, welcher sich nach der Flucht von Aschraf Ghani zum neuen Präsidenten Afghanistans erklärte.

Ebenfalls in der Provinz soll sich der 32-jährige Ahmad Massoud befinden. Er ist der Sohn des berüchtigten Rebellen-Führers Ahmad Shah Massoud, der erfolgreich gegen die Sowjets und die Taliban kämpfte.

Ahmad Masoud sagte am Dienstag, er werde gegen die Taliban kämpfen. Er und seine Kämpfer würden sich für Demokratie und Frauenrechte einsetzen.

Proteste in zwei Städten

In mindestens zwei Städten hat es am Mittwoch Proteste gegen die Taliban gegeben. In der Stadt Jalalabad gingen Hunderte Menschen auf die Strasse und schwenkten die afghanische Flagge. Sie wehrten sich, als die Taliban die Flagge ersetzen wollten. Erst vor vier Tagen hatten die Taliban die Stadt nahe der pakistanischen Grenze übernommen. Dies, nachdem sie einen Deal mit der lokalen Regierung ausgehandelt hatten und es kaum Blutvergiessen gegeben hatte.

Die lokale Bevölkerung scheint sich jedoch nicht geräuschlos mit den neuen Machthabern abgeben zu wollen. Trotz der Risiken wagten sich die Protestierenden auf die Strasse und liessen sich auch nicht vertreiben, als die Taliban mit ihren Waffen Warnschüsse abgaben. Wie Al Jazeera berichtet, blieb es jedoch nicht bei den Warnschüssen. Mindestens drei Personen seien bei den Protesten getötet worden.

Ähnliche Berichte gab es aus der Stadt Khost im Südosten des Landes. Auch dort ging die Stadtbevölkerung gegen die Taliban auf die Strasse. Videos auf Social Media zeigen chaotische Szenen und Taliban, die von ihren Waffen Gebrauch machen. Auch in Khost soll es Verletzte und Tote gegeben haben.

Die Frauen

Obschon die Taliban für ihre Brutalität gegenüber Frauen bekannt sind, wagen diese nun den Widerstand. Am Dienstag kursierte auf Social Media ein Video von vier Frauen, die in den Strassen Kabuls demonstrierten. Obschon mehrere bewaffnete Taliban sie beobachteten, hielten sie Forderungen in die Luft. «All unsere Errungenschaften der letzten Jahre sollten nicht infrage gestellt und unsere Grundrechte nicht angetastet werden», so die Botschaft der Frauen.

Auch mehrere Journalistinnen liessen sich durch die Taliban nicht einschüchtern. Am Tag nach der Machtübernahme gingen sie weiterhin ihrem Job nach und berichteten von den Strassen Kabuls. Vor 20 Jahren, als die Taliban zuletzt an der Macht waren, war dies noch undenkbar.

Bislang sind aus Kabul noch keine Vergeltungsmassnahmen gegenüber diesen Frauen bekannt. Ob sich das ändert, sobald sich die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit wieder anderen Themen zuwendet, wird sich weisen.

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Die Taliban übernehmen die Macht in Afghanistan
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Die Taliban übernehmen die Macht in Afghanistan
Am 15. August 2021 haben die Taliban ihr Ziel erreicht: Sie sind in der Hauptstadt Kabul einmarschiert und haben den Präsidentenpalast in ihrer Kontrolle.
quelle: keystone / zabi karimi
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19 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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fuzzy dice
18.08.2021 17:17registriert März 2019
Die 4 Frauen in Kabul – Das ist Mut, Hut ab
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Bikemate
18.08.2021 17:26registriert Mai 2021
Ich wünsche den Helden die sich wehren viel Kraft und Durchhaltewillen. Hoffentlich können sie etwas bewegen. All diese Menschen haben unglaublich viel Mut, ich weis echt nicht ob ich die Eier dazu hätte.
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John Galt
18.08.2021 17:17registriert November 2014
Die einzige Hoffnung auf Befreiung Afganistans von den Taliban, liegt bei den Afghanen selber. Die Geschichte hat gezeigt, dass die Afghanen ihre Freiheit schätzen, und die lassen sie sich auch nicht von den Taliban nehmen.
Die verschiedenen Stämme und Regionalfürsten werden schwächen der Taliban ausnutzen um ihren eigenen Einfluss zu stärken. Es wird spannend sein zu sehen, wie gut die Taliban die Macht über ganz Afghanistan halten können.
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