Bei einem Selbstmordanschlag während des Freitagsgebets in der grössten schiitischen Moschee der Provinz Kandahar sind mindestens 20 Menschen getötet und 30 weitere verletzt worden. Das teilte die UN-Mission in Afghanistan (Unama) am Freitag auf Twitter mit. Dabei handele es sich um vorläufige Zahlen. Die Zeitung Haaretz schreibt von 62 Toten.
Dozens of Shia Muslims were just murdered and wounded in a Mosque in Kandahar.
— ..... (@mabuzar313) October 15, 2021
Imam Mehdi#Eid_e_Zahra #Kandahar #Afghanistan pic.twitter.com/62HEJahiHu
Unama verurteilte den Vorfall, der sich während des Freitagsgebets in der grössten schiitischen Moschee der Provinz Kandahar ereignet hatte. Auch die Taliban sprachen von einem «grossen Verbrechen» und verurteilten den Anschlag.
Zurzeit seien Spezialkräfte vor Ort, um die Art der Detonation zu untersuchen, sagte ein Sprecher der militant-islamistischen Taliban. Die Verantwortlichen würden zur Rechenschaft gezogen. Bislang hat sich keine Gruppierung zu dem Angriff bekannt.
Örtliche Medien sprachen von einem Bombenanschlag. Es war bereits die zweite Explosion in einem schiitischen Gotteshaus binnen einer Woche. Auf Bildern in Medien und in sozialen Netzwerken waren auf dem Boden liegende Verletzte zu sehen.
Erst am vergangenen Freitag wurden bei einem Selbstmordanschlag auf eine Moschee der schiitischen Minderheit in der Stadt Kundus im Norden Afghanistans mehr als 40 Menschen getötet und mehr als 140 weitere verletzt. Die mit den herrschenden Taliban verfeindete sunnitische Terrormiliz «Islamischer Staat» («IS») reklamierte den Anschlag für sich.
Mit den ebenfalls sunnitischen Taliban ist der «IS» trotz grosser ideologischer Nähe verfeindet. Die Taliban haben den «IS» seit dessen Auftauchen in Afghanistan Anfang 2015 bekämpft.
Der «IS» hatte bereits in der Vergangenheit schiitische Muslime und deren Einrichtungen in Afghanistan angegriffen. Attacken gab es vor allem in der Hauptstadt Kabul sowie in den östlichen Provinzen Nangarhar und Kunar. Zuletzt reklamierte der «IS» unter anderem einen verheerenden Anschlag Ende August am Flughafen Kabul während der noch laufenden internationalen militärischen Evakuierungsmission für sich. Damals starben nach Medienberichten fast 200 Menschen.
Mitte August haben die Taliban die Macht in Afghanistan militärisch übernommen. Armee und Polizei zerfielen, Vertreter der Regierung flohen. Die Islamisten riefen eine Regierung aus. Diese sieht sich mit zahlreichen Problemen konfrontiert, wie beispielsweise für Sicherheit im Land zu sorgen. Afghanistan steht zudem vor einer massiven humanitären Krise und laut UN vor einem möglichen wirtschaftlichen Kollaps.
Am vergangenen Wochenende hatte es in Doha, der Hauptstadt des Golfemirats Katar, die ersten persönlichen Gespräche zwischen Vertretern der USA und der Taliban seit deren Machtübernahme gegeben.
Bei dem zweitägigen Treffen habe sich die US-Delegation unter anderem auf Sicherheits- und Terrorismusfragen konzentriert, teilte das US-Aussenministerium anschliessend mit. Es sei auch um die sichere Ausreise von US-Bürgern, anderen ausländischen Staatsangehörigen und afghanischen Ortskräften gegangen sowie um die Einhaltung der Menschenrechte und um humanitäre Hilfe für die Bevölkerung. (yam/sda/dpa)