International
Afghanistan

Selbstmordanschlag in schiitischer Moschee in Afghanistan

Selbstmordanschlag in schiitischer Moschee in Afghanistan

15.10.2021, 15:3815.10.2021, 16:24

Bei einem Selbstmordanschlag während des Freitagsgebets in der grössten schiitischen Moschee der Provinz Kandahar sind mindestens 20 Menschen getötet und 30 weitere verletzt worden. Das teilte die UN-Mission in Afghanistan (Unama) am Freitag auf Twitter mit. Dabei handele es sich um vorläufige Zahlen. Die Zeitung Haaretz schreibt von 62 Toten.

Unama verurteilte den Vorfall, der sich während des Freitagsgebets in der grössten schiitischen Moschee der Provinz Kandahar ereignet hatte. Auch die Taliban sprachen von einem «grossen Verbrechen» und verurteilten den Anschlag.

Zurzeit seien Spezialkräfte vor Ort, um die Art der Detonation zu untersuchen, sagte ein Sprecher der militant-islamistischen Taliban. Die Verantwortlichen würden zur Rechenschaft gezogen. Bislang hat sich keine Gruppierung zu dem Angriff bekannt.

Örtliche Medien sprachen von einem Bombenanschlag. Es war bereits die zweite Explosion in einem schiitischen Gotteshaus binnen einer Woche. Auf Bildern in Medien und in sozialen Netzwerken waren auf dem Boden liegende Verletzte zu sehen.

«IS» verübt Anschläge in Afghanistan

Erst am vergangenen Freitag wurden bei einem Selbstmordanschlag auf eine Moschee der schiitischen Minderheit in der Stadt Kundus im Norden Afghanistans mehr als 40 Menschen getötet und mehr als 140 weitere verletzt. Die mit den herrschenden Taliban verfeindete sunnitische Terrormiliz «Islamischer Staat» («IS») reklamierte den Anschlag für sich.

People view the damage inside of a mosque following a bombing in Kunduz, province northern Afghanistan, Friday, Oct. 8, 2021. A powerful explosion in the mosque frequented by a Muslim religious minori ...
Zerstörungen nach dem Selbstmordanschlag in einer schiitischen Moschee in Kundus am 8. Oktober 2021.Bild: keystone

Mit den ebenfalls sunnitischen Taliban ist der «IS» trotz grosser ideologischer Nähe verfeindet. Die Taliban haben den «IS» seit dessen Auftauchen in Afghanistan Anfang 2015 bekämpft.

Der «IS» hatte bereits in der Vergangenheit schiitische Muslime und deren Einrichtungen in Afghanistan angegriffen. Attacken gab es vor allem in der Hauptstadt Kabul sowie in den östlichen Provinzen Nangarhar und Kunar. Zuletzt reklamierte der «IS» unter anderem einen verheerenden Anschlag Ende August am Flughafen Kabul während der noch laufenden internationalen militärischen Evakuierungsmission für sich. Damals starben nach Medienberichten fast 200 Menschen.

Gespräche zwischen Taliban und den USA zu Sicherheits- und Terrorismusfragen

Mitte August haben die Taliban die Macht in Afghanistan militärisch übernommen. Armee und Polizei zerfielen, Vertreter der Regierung flohen. Die Islamisten riefen eine Regierung aus. Diese sieht sich mit zahlreichen Problemen konfrontiert, wie beispielsweise für Sicherheit im Land zu sorgen. Afghanistan steht zudem vor einer massiven humanitären Krise und laut UN vor einem möglichen wirtschaftlichen Kollaps.

Am vergangenen Wochenende hatte es in Doha, der Hauptstadt des Golfemirats Katar, die ersten persönlichen Gespräche zwischen Vertretern der USA und der Taliban seit deren Machtübernahme gegeben.

Bei dem zweitägigen Treffen habe sich die US-Delegation unter anderem auf Sicherheits- und Terrorismusfragen konzentriert, teilte das US-Aussenministerium anschliessend mit. Es sei auch um die sichere Ausreise von US-Bürgern, anderen ausländischen Staatsangehörigen und afghanischen Ortskräften gegangen sowie um die Einhaltung der Menschenrechte und um humanitäre Hilfe für die Bevölkerung. (yam/sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Beerdigung von gelynchter Frau in Afghanistan
1 / 9
Beerdigung von gelynchter Frau in Afghanistan
Trauerfeier für Farkhunda: Hunderte Afghanen haben Abschied von der jungen Frau genommen, die im Zentrum Kabuls von einem wütenden Mob gelyncht worden war.
quelle: x02863 / mohammad ismail
Auf Facebook teilenAuf X teilen
So werden Frauen in Afghanistan behandelt – und so wehren sie sich
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
Du hast uns was zu sagen?
Hast du einen relevanten Input oder hast du einen Fehler entdeckt? Du kannst uns dein Anliegen gerne via Formular übermitteln.
5 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
5
Depression, Angstörung, Alkohol: Russische Soldaten kehren traumatisiert von Front zurück
Der Krieg hat bei russischen Soldaten tiefe seelische Narben hinterlassen. Eine neue Studie aus Moskau zeigt das Ausmass der psychischen Belastungen.
Der 22-jährige russische Soldat Andrei Burychin wurde vergangenes Jahr in der Ukraine verwundet. Zurück in Russland kam er in eine psychiatrische Klinik, doch wurde kurz darauf wieder entlassen. Kurz darauf begann Burychin stark zu trinken und versuchte im Vollrausch, zu seiner Einheit in der Region Tscheljabinsk zurückzufahren. Sein Anwalt berichtete dem russischen Portal «Ura»: Nachdem er erfahren hatte, dass seine Einheit sich auf eine neue Operation vorbereitete, kehrte er freiwillig an die Front zurück".
Zur Story