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Im Kongo zerstört eine Regenkatastrophe die Existenz hunderter Menschen

A woman reacts upon discovering that members of her family were killed, as volunteers nearby remove their bodies, in the village of Nyamukubi, South Kivu province, in Congo Saturday, May 6, 2023. The  ...
Eine Frau hat erfahren, dass ihre Familienmitglieder unter den Todesopfern sind.Bild: keystone

Im Kongo zerstört eine Regenkatastrophe die Existenz hunderter Menschen

09.05.2023, 10:5509.05.2023, 14:35
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In der Demokratischen Republik Kongo (DRK) hat vergangene Woche die Regenzeit begonnen. Überschwemmungen und Erdrutsche, die durch die starken Regenfälle ausgelöst wurden, haben mindestens 400 Menschenleben gefordert. Mindestens 3000 Familien sind ohne Obdach.

Besonders viele Opfer gibt es in der Provinz Süd-Kivu, wo Dörfer zerstört und Leichen im Kivu-See gefunden wurden, wie der kongolesische Regierungssprecher Patrick Muyaya bestätigte. Er sagte auch, dass die Suche nach den unzähligen Vermissten weitergehe.

Survivors walk amidst debris next to destroyed buildings in the aftermath of floods in the village of Nyamukubi, South Kivu province, in Congo Monday, May 8, 2023. The death toll from floods in easter ...
Bild: keystone
A Red Cross worker stands next to bodies at a makeshift morgue at a primary school in Bushushu, South Kivu province, Congo, Saturday, May 6, 2023. The death toll from flash floods and landslides in ea ...
Bild: keystone

Alpha Safari sagt gegenüber AFP:

«Ich habe 12 Verwandte verloren, ich habe bisher fünf Leichen begraben und sieben weitere können nicht gefunden werden.»

Alpha wohnt im Dorf Bushushu, wo eine Schlammlawine am Donnerstagabend einen Teil des Dorfes wegfegte und Häuser und Menschen in den nahe gelegenen See spülte. Seitdem sammelt er in den Ruinen des Dorfes noch brauchbare Stücke, um sich einen provisorischen Unterschlupf zu bauen.

«Die Aufräumarbeiten gehen nur langsam vorwärts, weil unter der Verwüstung sehr viele Leichen liegen», sagte ein Mitarbeiter des Roten Kreuzes gegenüber AFP. Gleichzeitig gebe es kaum geeignete Ausrüstung, um die zerstörten Häuser auf die Seite zu räumen und nach den Leichen zu suchen.

Das Amt der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) hat geäussert, dass es wichtig sei, die Toten zu bergen, um sie «in Würde zu bestatten». Zudem müssten medizinische Versorgung, Nahrungsmittelhilfe und Unterkünfte zur Verfügung gestellt werden.

Women react as villagers gather to identify bodies in the village of Nyamukubi, South Kivu province, in Congo Saturday, May 6, 2023. The death toll from flash floods and landslides in eastern Congo ha ...
Verzweiflung. Frauen im Dorf Nyamukubi warten auf Nachrichten über ihre toten Verwandten. Bild: keystone

Klimawandel fördert Wetter-Extremereignisse

Experten warnen bereits seit geraumer Zeit, dass extreme Wetterereignisse aufgrund des Klimawandels häufiger und intensiver auftreten werden – auch und gerade in den ohnehin schon ärmsten Ländern des afrikanischen Kontinents.

Am Samstag bemerkte UN-Generalsekretär António Guterres bei einem Besuch in Burundi:

«Dies ist ein weiteres Beispiel für die Beschleunigung des Klimawandels und seine katastrophalen Auswirkungen auf Länder, die selbst am wenigsten zur globalen Erwärmung beitragen.»

Die Katastrophe im Osten der Demokratischen Republik Kongo ereignete sich zwei Tage nachdem Überschwemmungen im benachbarten Ruanda auf der anderen Seite des Kivu-Sees mindestens 131 Menschen das Leben gekostet und Tausende Häuser zerstört hatten.

People walk and ride through floodwaters in Karongi District, western Rwanda, Wednesday, May 3, 2023. Torrential rains caused flooding in western and northern Rwanda, killing more than 100 people, a p ...
Menschen in Ruanda versuchen, ihre letzten Habseligkeiten aus den gefluteten Gebieten zu retten.Bild: keystone
A woman gathers crops from a flooded field in Musanze district in northern Rwanda on Wednesday, May 3, 2023. Torrential rains caused flooding in western and northern Rwanda, killing more than 100 peop ...
Eine Frau steht in ihrem überfluteten Feld und versucht, Teile ihres angebauten Gemüses zu retten. Bild: keystone

Greenpeace Afrika stellte fest, dass solche Katastrophen «die Notwendigkeit für die Behörden zeigen, an einem nationalen Entwicklungsplan zu arbeiten, der sich stark auf das Überschwemmungsrisiko in bestimmten Gebieten des Landes konzentriert». Zudem müsse man den Klimawandel endlich gezielt angehen.

Am Horn von Afrika herrscht seit Jahren eine brutale Dürre – die schlimmste seit Jahrzehnten –, weshalb die Ernten ausfallen und die Menschen vor einer Hungerkatastrophe stehen. Auch das führen Expertinnen und Experten auf den menschengemachten Klimawandel zurück.

Die Demokratische Republik Kongo gehört zwar nicht zu denjenigen Ländern, die am stärksten von dieser Dürre betroffen sind – der Kongo gilt als das grüne Herz Afrikas. Allerdings wird das Land seit Jahren von Konflikten gegeisselt, die Millionen von Menschen innerhalb des Landes zur Flucht zwingen – weshalb sie die Felder nicht mehr bewirtschaften können. Im Dezember 2022 waren in der DRK 1,3 Millionen Kinder unter fünf Jahren schwer mangelernährt und benötigten dringend Spezialnahrung, um zu überleben, wie UNICEF schreibt.

Die Auswirkungen der klimatischen Veränderungen werden durch den Krieg in der Ukraine noch verschärft. Denn bis zu 90 Prozent des importierten Weizens in Ostafrika kamen bisher entweder aus Russland oder aus der Ukraine.

(yam)

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