International
Afrika

Algerien feiert das Ende der Ära Bouteflika

Algerien feiert das Ende der Ära Bouteflika

03.04.2019, 14:0403.04.2019, 14:04
epa07480942 (FILE) - Algerian President Abdelaziz Bouteflika, re-elected for a fourth mandate, reacts during the oath taking ceremony in Algiers, Algeria, 28 April 2014 (reissued 02 April 2019). Accor ...
Abdelaziz Bouteflika ist abgetreten.Bild: EPA/EPA

In Algerien haben die Menschen den Rücktritt des langjährigen Präsidenten Abdelaziz Bouteflika gefeiert. Eine jubelnde, Fahnen schwenkende Menge versammelte sich am Dienstagabend nach Bekanntwerden von Bouteflikas Abdankung begleitet von einem lauten Hupkonzert im Zentrum der Hauptstadt Algiers.

Viele von ihnen gelobten, weiter für Veränderungen im Land zu demonstrieren. «Bouteflika ist weg, aber es ist noch lange nicht vorbei», sagte etwa der 35-jährige Amal, der am Freitag wieder auf die Strasse gehen wollte.

Nach wochenlangen Massenprotesten war der 82-jährige Bouteflika am Dienstagabend mit sofortiger Wirkung zurückgetreten. Zuvor hatte auch das Militär massiv auf ein Ende der 20-jährigen Amtszeit Bouteflikas gedrungen.

epa07481251 Algerian people celebrate on the streets after Algeria's President Abdelaziz Bouteflika has submitted his resignation, in Algiers, Algeria, 02 April 2019. According to official media  ...
Bild: EPA/EPA

Der Verfassung entsprechend übernimmt nun zunächst der Vorsitzende des Oberhauses des Parlaments die Amtsführung. Dabei handelt es sich um den 77-jährigen einstigen Weggefährten Bouteflikas, Abdelkader Bensalah.

Volk soll über Übergang entscheiden

In internationalen Reaktionen wurde vor allem die Eigenständigkeit Algeriens in der kommenden Phase hervorgehoben. «Über Fragen, wie dieser Übergang in Algerien gesteuert wird, muss jetzt das algerische Volk entscheiden», sagte etwa ein Sprecher des US-Aussenministeriums.

Auch Russland, langjähriger Verbündeter Algeriens, mahnte internationale Zurückhaltung an. «Wir erwarten, dass die inneren Prozesse, die in diesem Land passieren und ausschliesslich die innere Angelegenheit Algeriens sind, ohne Einmischung von Drittländern vor sich gehen werden», sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow.

epa07481208 Algerian people celebrate on the streets after Algeria's President Abdelaziz Bouteflika has submitted his resignation, in Algiers, Algeria, 02 April 2019. According to official media  ...
Bild: EPA/EPA

Frankreichs Aussenminister Jean-Yves Le Drian erklärte, er glaube an die Fähigkeit Algeriens, den «demokratischen Übergang» mit der gleichen «Ruhe und Verantwortung» wie in den vergangenen Wochen zu gestalten. Frankreich ist die einstige Kolonialmacht des Maghreb-Staats.

Demonstranten als neuer Akteur

Algerienexperte Hasni Abidi von der Universität Genf bezeichnete die Demonstranten als «neuen Akteur im politischen Leben Algeriens». Derzeit bilde sich in dem nordafrikanischen Land eine neue Zivilgesellschaft, sagte Abidi. Die Armee müsse angesichts dieser Entwicklung jeden Fehler vermeiden, sonst drohe sie ihr Ansehen zu verlieren.

Laut Verfassung muss binnen 90 Tagen nach Abdankung des Präsidenten ein neues Staatsoberhaupt gewählt werden. Bouteflika hatte die ursprünglich für den 18. April angesetzte Präsidentschaftswahl zuletzt wegen der Proteste auf unbestimmte Zeit verschoben.

Zuvor hatte er seine Bewerbung für eine fünfte Amtszeit zurückgezogen - seine Kandidatur hatte die landesweiten Proteste ausgelöst. (aeg/sda/afp)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Die ältesten Staatsoberhäupter der Welt
Algeriens Präsident Bouteflika verzichtet auf Kandidatur
Video: srf
Das könnte dich auch noch interessieren:
Du hast uns was zu sagen?
Hast du einen relevanten Input oder hast du einen Fehler entdeckt? Du kannst uns dein Anliegen gerne via Formular übermitteln.
0 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Spioniert die AfD für Russland? Das steckt hinter den Vorwürfen
Die AfD soll «gezielt und rasterartig» Schwächen im deutschen Sicherheitsdispositiv abgefragt haben. Das sagt Deutschlands Chef des Verteidigungsausschusses. Die rechtsextreme Partei macht sich verdächtig, die sensiblen Informationen weiterzuleiten.
«Schon seit geraumer Zeit beobachten wir mit zunehmender Sorge, dass die AfD das parlamentarische Fragerecht dazu missbraucht, gezielt unsere kritische Infrastruktur auszuforschen», erklärte Thüringens Innenminister Georg Maier von der SPD gegenüber dem Spiegel (Abo) vor zwei Wochen.
Zur Story