Auf der Pazifikinsel Bougainville, einem ehemaligen deutschen Kolonialgebiet, stimmen die Bewohner seit Samstag über ihre Unabhängigkeit ab. Die Insel mit mehr als 200'000 Bewohnern gehört derzeit als autonome Provinz zu Papua-Neuguinea.
Falls sich in dem Referendum eine Mehrheit für eine völlige Loslösung von Papua-Neuguinea entscheidet, könnte Bougainville jüngster Staat der Welt werden. Das Ergebnis wird nicht vor Mitte Dezember erwartet.
Wegen der geografischen Besonderheiten zieht sich das Referendum vermutlich über zwei Wochen hin. Bougainville ist knapp 9000 Quadratkilometer gross und hat zahlreiche kleinere Inseln. Viele Gemeinden sind nur schwer zu erreichen. Die Provinz ist nach dem französischen Abenteurer Louis Antoine de Bougainville benannt. Von den 1880er Jahren bis zum Ersten Weltkrieg war sie Teil von Deutsch-Neuguinea. Dann wurde sie von Australien besetzt, bis sie schliesslich 1975 Teil von Papua-Neuguinea wurde. Das Land gilt trotz vieler Rohstoffe als einer der ärmsten Staaten der Welt.
Auf Bougainville gibt es grössere Vorkommen an Kupfer und Gold. Die Bevölkerung ist jedoch sehr arm. Zudem leidet die Insel durch den Abbau der Rohstoffe an Umweltproblemen. Das Referendum war nach einem zehnjährigen Bürgerkrieg mit mehr als 15'000 Toten vereinbart worden, der 1998 zu Ende ging. In der Abstimmung steht neben der Unabhängigkeit auch eine grössere Autonomie zur Wahl. Die meisten Experten erwarten, dass sich eine Mehrheit für die Unabhängigkeit entscheidet. Das letzte Wort hätte dann das Parlament. (aeg/sda/dpa)