Schon im Morgengrauen ziehen die Gläubigen zum alten Militärflughafen von Kinshasa, um den Papst zu sehen. Frauen, Männer und Kinder aus der Demokratischen Republik Kongo (DRK) feiern bereits lange vor Beginn der Messe, singen, tanzen und schwenken Fähnchen. In der DRK ist mehr als die Hälfte der 100 Millionen Einwohnern katholisch.
Seit dem frühen Morgen sicherten sich Tausende Menschen ihren Platz auf einem Rollfeld auf dem Flughafen N'Dolo – denn dort predigte am Dienstag Papst Franziskus.
Ein grosser Chor samt Band sang sich in ohrenbetäubender Lautstärke für den Gottesdienst ein. Kleine Mädchen in weissen Kleidern übten Tänze. Einige junge Männer, die es nicht nah an den Altar herangeschafft hatten, kletterten auf alte Flugzeuge, um einen Blick zu erhaschen.
Viele Gläubige trugen bunte Kleider oder Hemden aus Stoffen mit dem Konterfei von Franziskus. «Bandeko, boboto», sagt der Pontifex zu Beginn seiner Predigt in Kongos Landessprache Lingala, und mehr als eine Million Menschen jubeln dem Gast aus dem Vatikan zu. Franziskus lächelt und wirkt glücklich.
Bei seiner Reise in die DRK und von Freitag an in den Südsudan will der Papst für Frieden und Nächstenliebe werben. Just in zwei Ländern, in denen vielerorts Gewalt und Blutvergiessen zugenommen hatten. Besonders im Osten der DRK – an der Grenze zu Ruanda und Uganda – herrschen derzeit bürgerkriegsähnliche Zustände. Kongos Präsident Félix Tshisekedi hatte noch am Dienstagabend daran erinnert, wie seit drei Jahrzehnten «Feinde des Friedens» und terroristische Gruppen aus dem Ausland seine Mitbürger bedrohten und attackierten. «Weil die internationale Gemeinschaft nicht einschreitet und schweigt, sind bereits zehn Millionen gestorben», sagte er.
Beim Gottesdienst predigte der Papst dann vor 1 Million Menschen davon, «den Kreislauf der Gewalt zu durchbrechen und die Ränke des Hasses zu zerschlagen». All jene, die Gewalttaten begehen, möchten diesen Moment zum Anlass nehmen, um zum Frieden zu finden, sagt er. Der Besuch des Papstes sei «ein Zeichen der Ermutigung und des Trostes», sagte der Erzbischof von Kinshasa, Kardinal Fridolin Ambongo Besungu.
Es war eine der grössten Menschenmengen, mit denen Franziskus je gefeiert hatte. Den Rekord hält nach wie vor eine Messe in der philippinischen Hauptstadt Manila, bei der Anfang 2015 den Schätzungen zufolge rund sechs Millionen Menschen dem Regen trotzten.
Félix wohnt rund 300 Kilometer von Kinshasa entfernt, am frühen Morgen war er mit anderen jungen Leuten angereist. «Franziskus ist ein guter Mann», sagte er. «Ich habe schon viel von ihm gehört, aber ich wollte hierher kommen, um ihn selbst zu erleben.» Mit Freunden hat er ein Plakat mitgebracht, auf dem zwei kongolesische Märtyrer zu sehen sind. «Wir möchten, dass der Papst sie heiligspricht», sagt Félix. «Santi Subito», steht dementsprechend auf dem Banner.
Eine Heiligsprechung scheint ein Klacks im Vergleich zum Bestreben, dem ganzen afrikanischen Kontinent zum Frieden zu verhelfen.
(yam/sda/dpa)