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6 Punkte zum Papst-Besuch in den Emiraten

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Papst Franziskus in den Emiraten
Papst Franziskus war am Sonntag, 3. Februar 2019 zu seinem historischen Besuch in den Emiraten eingetroffen. Er ist das erste Oberhaupt der katholischen Kirche, das die arabische Halbinsel und damit die Wiege des Islam besucht.
quelle: ap/ap / andrew medichini
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6 Dinge, die du zum Papst-Besuch in den Emiraten wissen musst

Papst Franziskus war am Sonntagabend zu seinem historischen Besuch in den Emiraten eingetroffen. Er ist das erste Oberhaupt der katholischen Kirche, das die arabische Halbinsel und damit die Wiege des Islam besucht. 
05.02.2019, 01:3305.02.2019, 07:03
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Der Empfang

Papst Franziskus ist mit einer prunkvollen Zeremonie in den Vereinigten Arabischen Emiraten empfangen worden. Das Oberhaupt der katholischen Kirche fuhr mit einem schwarzen Kia am Präsidentenpalast in Abu Dhabi vor, wo er von Kronprinz Scheich Mohammed bin Sajed al-Nahjan mit militärischen Ehren empfangen wurde.

Nach dem pompösen Empfang rollte der Pontifex – begleitet von Pferden, Fliegerstaffel und Salutschüssen – vor dem beeindruckenden Präsidentenpalast in Abu Dhabi vor. Weisser Marmor, goldene Kronleuchter, dicke Teppiche – im Reich der Scheichs in den Vereinigten Arabischen Emiraten zählt der Prunk, das Bild, das grosse Kino.

Was sagte der Papst?

Genau das Gegenteil dessen also, was Franziskus immer predigt: Bescheidenheit, Demut und Abrüstung. Daher liess es sich der Pontifex nicht nehmen, an einer interreligiösen Konferenz am Montag eine Rede zu halten, die auf die Konflikte und Ungleichheiten in der ganzen Region gemünzt war.

Es sei nun höchste Zeit, dass alle Religionen «einen aktiven Beitrag zur Entmilitarisierung des menschlichen Herzens» leisten. In einer Zeit, in der sich Christen und Muslime oft unversöhnlich gegenüberstehen, ein notwendiger Appell.

«Entweder wir bauen die Zukunft gemeinsam oder es gibt keine Zukunft», so der Papst vor Muslimen, Juden, Katholiken und anderen Religionsvertretern. Zugleich verurteilte er «das Wettrüsten, die Ausweitung der eigenen Einflussbereiche und eine aggressive Politik zum Nachteil anderer».

Der Krieg im Jemen 

Franziskus lag einiges daran, dass der Besuch auch in den Nachbarländern wahrgenommen wird. Zwei Mal sprach er in seiner Rede auch «alle Länder dieser Halbinsel an», also auch Saudi-Arabien, wo nicht einmal Kirchen gebaut werden dürfen. Auch den Krieg im Jemen nannte er explizit. Dort sind die Emirate mit Saudi-Arabien Teil einer Militärallianz, bei deren Luftangriffen dort immer wieder viele Zivilisten sterben.

Die Plattform war eine interreligiöse Konferenz, bei der auch hochrangige Islamgelehrte und jüdische Rabbiner dabei waren. Alleine das – und die Tatsache, dass der Pontifex überhaupt hier ist – ist schon «historisch», wie dieser Besuch ein ums andere Mal bezeichnet wurde. Am Dienstag soll die grösste Messe stattfinden, die jemals auf der arabischen Halbinsel gehalten wurde.

Gemeinsames Dokument

Gemeinsam mit dem Grossscheich der in der islamischen Welt einflussreichen Al-Azhar-Universität von Kairo unterschrieb Franziskus ein «Dokument über menschliche Brüderlichkeit». Gemeinsam wollen und sollen Christen und Muslime in aller Welt für einen Dialog der Kulturen und ein gegenseitiges Verständnis eintreten, heisst es.

«Umarmt weiterhin überall eure christlichen Brüder, als seien sie eure Partner», sagte Grossimam Ahmed al-Tajib im Rahmen der Konferenz. Er rief auch Muslime im Westen dazu auf, sich positiv in die Gesellschaften zu integrieren. «Alle, die in ihrem Herzen an Gott und Menschlichkeit glauben», sollten sich gemeinsam gegen Extremismus und für Toleranz und Brüderlichkeit einsetzen.

Wem dürfte der Appell nicht gefallen haben?

Die Worte der beiden Geistlichen mögen in den Ohren des Gastgebers nicht unbedingt wie Musik geklungen haben. Der einflussreiche Kronprinzen Mohammed bin Said Al Nahjan hatte den Papst in die Emirate eingeladen, ein islamisches Land, in dem Christen aber ihre Religion praktizieren dürfen. Er nutzte die Veranstaltung, um sein Land als «Leuchtturm der Toleranz, Zurückhaltung und des friedlichen Zusammenlebens» zu präsentieren.

Pope Francis shakes hands with Amal Al Qubaisi, the President of the UAE Federal National Council, in the presence of the Abu Dhabi's Crown Prince Sheikh Mohammed bin Zayed Al Nahyan, right, and  ...
Kronprinz Mohammed bin Said Al Nahjan (rechts)Bild: AP/AP

Mohammed ist allerdings höchst umstritten. Er gilt als aggressiver Strippenzieher in der Region. «Er will mit der Beduinen-Saga seines Vaters brechen, die er als anachronistisch betrachtet in einem der am meisten verstädterten Länder der Welt», analysiert der ehemalige französische Diplomat Michel Duclos für das Institut Montaigne. Obwohl «nur» Kronprinz, halte er die Fäden im Land in der Hand.

Der an der Militärakademie Sandhurst ausgebildete Mohammed habe eine schlagkräftige Armee aufgebaut, mit der er eine aggressive Aussenpolitik betreibe und auch in regionaler Konkurrenz zum bislang übermächtigen Nachbarn Saudi-Arabien stehe. Darin zeige sich Mohammeds «Verlangen, gefürchtet zu werden, um respektiert zu werden».

Eine französische NGO hatte beim Besuch des Kronprinzen in Frankreich vor drei Monaten offiziell Klage eingereicht: Wegen Kriegsverbrechen im Jemen, Beteiligung an Folter und unmenschlichem Verhalten.

Künstlich besonnt

Die untergehende Sonne hinter dem imposanten Denkmal der Gründungsväter von Abu Dhabi, davor der kleine Papst, Weihrauchduft in der Luft und eine Umarmung der drei Hauptprotagonisten des Besuchs: Die Bilder übertünchten bei dem Besuch die sozialen Probleme in dem reichen Öl-Staat. Auch wenn der Papst deutlich sagte, dass «niemand der Herr oder Sklave anderer sein kann».

epa07343044 General view for Sheikh Zayed Mosque which was visited by His Holiness Pope Francis head of Catholic Church in Gulf emirate of Abu Dhabi, United Arab Emirates, 04 February 2019. Pope Franc ...
Bild: EPA/EPA

Städte wie Abu Dhabi oder Dubai wurden aus dem Wüstensand in die Höhe gezogen, Stararchitekten bauten glanzvolle Meisterwerke. Millionen Migranten kommen aus Asien, um hier zu arbeiten und Geld zu verdienen. Die katholische Kirche hier ist eine Migrantenkirche.

Über die Kluft zwischen Superreichen und den Arbeitsmigranten ist auch der Papst im Bilde, nur eine wahre Begegnung mit ihnen stand nicht auf dem Programm.

«Ich würde gewisse Ecken kennen, wo ich ihn hinführen würde», sagte der Apostolische Vikar für das Südliche Arabien, Bischof Paul Hinder, dem Nachrichtenportal Vaticannews. Aber das seien «delikate Dinge», über die man nicht spreche. Die Schattenseiten würden «in diesem Teil der Welt zumindest künstlich besonnt». (sda/dpa/afp/vom)

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