Eine geplante Massenhochzeit von 100 jungen Frauen in Nigeria ist in letzter Minute abgesagt worden. Wie der Sprecher der nigerianischen Frauenministerin Uju Kennedy-Ohanenye, John Adams, am Samstag der Deutschen Presse-Agentur sagte, zogen die Organisatoren individuelle Zeremonien für die Hochzeiten vor.
Die Behörden im Norden Nigerias hatten mit der geplanten Verheiratung von 100 verwaisten jungen Frauen eine landesweite Kontroverse ausgelöst.
Die Frauen, die Behördenangaben zufolge zwischen 18 und 24 Jahre alt sein sollen, haben ihre Eltern bei Angriffen bewaffneter Gruppen verloren. Viele Nigerianer, darunter auch Frauenrechtsgruppen, hatten sich darüber empört, dass einige der Mädchen minderjährig sein könnten und die Massenverheiratung einer Zwangsheirat gleichkommt.
Die Massenheirat war unter anderem damit begründet worden, dass die betroffenen Frauen als Waisen mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen hätten. Eine Heirat würde ihr Leid lindern, hiess es. Zudem sollten die Frauen ein Stipendium bekommen.
Das westafrikanische Nigeria, Afrikas bevölkerungsreichstes Land mit mehr als 220 Millionen Einwohnern, leidet unter einer schweren Wirtschaftskrise und grossen Sicherheitsproblemen. Vor allem im Norden sind sowohl islamistische Terrorgruppen wie Boko Haram, die für Massenentführungen und Zwangsverheiratungen von Mädchen und Frauen berüchtigt sind, als auch bewaffnete kriminelle Banden aktiv. Eine Heirat wird von vielen Familien als Sicherheitsmassnahme angesehen, um Töchter vor Gewalt zu schützen.
(dsc/sda/dpa)