«He’s toast» ist ein beliebter amerikanischer Ausdruck für jemanden, der erledigt ist. Ron DeSantis wird wohl bald die metaphorische Form von geröstetem Weissbrot annehmen, denn seine Situation als misslich zu bezeichnen, wäre eine krasse Untertreibung. Sie ist so ziemlich hoffnungslos.
Am nächsten Dienstag gehen in Iowa traditionell die ersten Primärwahlen über die Bühne. DeSantis hat fast alles auf die Karte dieses konservativen Bundesstaates gesetzt und getan, was er eigentlich verabscheut: Er hat sämtliche Bezirke persönlich abgeklappert, Hände geschüttelt und Babys geküsst. Es ist ihm sogar gelungen, die Unterstützung der beliebten Gouverneurin Iowas, Kim Reynolds, zu ergattern.
Nützen dürfte ihm das kaum. Obwohl Donald Trump kaum einen Finger gerührt hat, um sich bei den Menschen in Iowa beliebt zu machen, liegt er in den Umfragen meilenweit vor DeSantis. Selbst Nikki Haley, die inzwischen härteste Konkurrentin des Ex-Präsidenten, kann sich Hoffnung machen, DeSantis zu überflügeln. Das wäre dann die ultimative Blamage für den Gouverneur aus Florida.
DeSantis hat seine gesamte Strategie auf einen Sieg in Iowa ausgerichtet. Gemäss einem allerdings zweifelhaften ungeschriebenen Gesetz, wonach der Sieger in Iowa «Momentum» erhält und mit einem Vorsprung in die harte Ausscheidungs-Tour der übrigen Staaten starten kann, hat er bisher fast alle Kräfte auf den konservativen Bundesstaat konzentriert.
Eine Fehlkalkulation. Selbst wenn er Trump schlagen würde – was unwahrscheinlich ist –, wäre das keine Garantie für weitere Erfolge. Zur Erinnerung: 2016 hat Trump in Iowa gegen Ted Cruz verloren – um danach ungefährdet zur Präsidentschafts-Nomination zu segeln.
Überhaupt ist die Wahlkampf-Strategie des Ron DeSantis ein einziges Missverständnis. Geblendet durch einen Erdrutsch-Sieg im Bundesstaat Florida fühlte er sich berufen, als «Trump mit Gehirn» sein Glück auf der nationalen Bühne zu suchen. Dabei übersah er, dass sein Gegner in Florida – ein abgetakelter Republikaner, der die Seiten gewechselt hatte – äussert schwach war.
Vor allem jedoch übersah DeSantis, dass die Basis der Grand Old Party (GOP) gar keinen «Trump mit Gehirn» will. Sie kann ganz gut mit dem Chaos leben, das der Ex-Präsident anrichtet. Die Trump-Fans lieben es, wenn ihr Idol wirres Zeug schwafelt, Vergeltung androht und offen faschistische Parolen von sich gibt.
Trump schafft, was DeSantis nie gelingen wird. Er kann den kleinen Frauen und Männern das Gefühl geben, er sei einer von ihnen. Er kann mit ihnen die reale oder eingebildete Erniedrigung fühlen, die sie von einer vermeintlichen Elite erleiden. Auch dem Ex-Präsidenten ist es nie gelungen, bei der High Society von New York anzukommen, und er leidet bis heute darunter wie ein Hund. Ja, es gibt gar die nicht so unwahrscheinliche These, wonach Trump nur deshalb ins Präsidentschaftsrennen gestiegen sei, weil er einst von Barack Obama in einer Rede an der traditionellen Journalisten-Gala der Lächerlichkeit preisgegeben worden war.
DeSantis stammt zwar aus einfachen Verhältnissen. Er hat jedoch gleich an zwei Elite-Universitäten – Yale und Harvard – studiert. Seine Empathie für den kleinen Mann ist überschaubar, er muss sie vortäuschen, genauso, wie er sich mit Einlagen in den Cowboy-Schuhen grösser zu machen versucht, als er ist. (Was Schuhe betrifft, hat er ohnehin keine glückliche Hand, siehe seine weissen Stiefel beim Hochwasser-Einsatz.) Deshalb wirkt DeSantis bei seinen Auftritten hölzern und künstlich.
Auch Florida verliert an Glanz. Noch vor wenigen Jahren schien es DeSantis zu gelingen, den Sunshine State als konservative Alternative zum vermeintlich dekadenten Kalifornien zu verkaufen. Tiefe Steuern, wenig Regulierung und ein Kampf gegen jede Form von Wokeness sollten aus dem Rentnerparadies ein Paradies für den Mittelstand machen.
Auch das will nicht so recht klappen. Mit einem idiotischen Streit mit der Disney Corp. – dem vielleicht beliebtesten Unternehmen der USA und dem grössten Arbeitgeber Floridas – verärgert DeSantis die Business-Gemeinschaft. Mit einem überharten Abtreibungsverbot verscherzt er seine Sympathien bei den Frauen, und die Konservativen sind derzeit schockiert ob einem deftigen Sex-Skandal, in den der bisherige Chef der Republikaner Floridas und seine Frau verwickelt sind.
DeSantis' Wahlkampf-Strategie war ein Missverständnis, seine Taktik feige. Er hat es bis heute nicht gewagt, Trump frontal anzugreifen. In einem Streitgespräch mit Nikki Haley vom vergangenen Dienstag hat er zwar ein paar schüchterne Versuche unternommen, doch nach wie vor wirkt er gegenüber dem Ex-Präsidenten wie ein Schulbube, der es nur hinter dem Rücken des Lehrers wagt, Grimassen zu schneiden.
Noch vor einem Jahr konnte sich DeSantis Hoffnung machen, ins Weisse Haus einzuziehen. Das schlechte Abschneiden der Republikaner bei den Zwischenwahlen liess auch Trump alt aussehen. Dessen Ankündigung der Kandidatur für eine Wiederwahl wurde verhalten aufgenommen, um es höflich auszudrücken.
Sogar Fox News liess Trump eine Zeitlang fallen und räumte stattdessen DeSantis sehr viel Sendezeit ein. Namhafte Mäzene öffneten ihren Geldbeutel für den Gouverneur aus Florida. Inzwischen haben der Murdoch-Sender und der Ex-Präsident wieder zueinander gefunden und die Geldgeber wenden sich Haley zu. Dass im Wahlkampf-Team von DeSantis permanenter Streit herrscht, macht die Sache nicht wirklich besser.
Chris Christie hat am Dienstag seinen Ausstieg aus dem Präsidentschafts-Rennen bekannt gegeben. Der Ex-Gouverneur von New Jersey war der einzige Kandidat der GOP, der es gewagt hat, Trump frontal anzugreifen, und der zugegeben hat, dass seine einstige Unterstützung für den Ex-Präsidenten ein von blindem Ehrgeiz geleiteter Irrtum war.
Ron DeSantis hat noch eine winzige Chance auf das Präsidentenamt. Sollte Trump aus gesundheitlichen Gründen ausscheiden, würden ihm wohl dessen Stimmen zufliegen. Nikki Haley ist für die GOP-Basis zu woke. Weit wahrscheinlicher ist indes, dass der Gouverneur aus Florida abtreten muss, weil ihm schlicht das Geld ausgeht. Mit Stil wie Christie wird er das nicht tun.
Bei so viel kuscheln mit den Autokraten, verheizt er definitiv die Demokratie!
"Gott schütze uns und die Welt" ... sollte Trump wieder an die Macht kommen!
Er war und ist es immer nich nicht würdig!