«Überrascht, ihn zu sehen»: Warum Trump-Schwiegersohn Jared Kushner schon wieder mitmischt
Eigentlich wollte Jared Kushner sich in der zweiten Amtszeit seines Schwiegervaters auf seine geschäftlichen Aktivitäten konzentrieren. Der 44 Jahre alte Gatte von Donald Trumps Tochter Ivanka verzichtete deshalb auf ein Regierungsamt.
Als sich nun am Sonntag in einem exklusiven Golfclub bei Miami Delegationen aus Kiew und Washington zu einer neuen Gesprächsrunde über ein friedliches Ende des Krieges in der Ukraine versammelten, da sass auch der Privatier Kushner erneut am Verhandlungstisch. Direkt neben dem amerikanischen Aussenminister Marco Rubio und dem Ukraine-Sondergesandten Steve Witkoff.
Wie ist das nur möglich?
Die einfachste Erklärung: Für den amerikanischen Präsidenten existiert keine Trennlinie zwischen Politik und «Business». Bereits auf der Suche nach einem Friedensplan für den Gaza-Krieg setzte Trump deshalb auf eine neue Art von Diplomatie. Und Kushner, dessen Investmentfonds Affinity Partners beste Kontakte zu Mitgliedern der Herrscherfamilien in Saudi-Arabien, Katar und den Vereinigten Arabischen Emiraten besitzt, spielte eine zentrale Rolle beim Aushandeln des Waffenstillstandes.
Nun wollen Witkoff und Kushner diesen Trick auch dazu nutzen, das Blutvergiessen in der Ukraine zu stoppen. Ihnen schwebt eine wirtschaftliche Partnerschaft zwischen Russland, der Ukraine und den USA vor, in der Rohstoffe eine zentrale Rolle spielen. Davon könnten letztlich «alle» profitieren, sagte Witkoff kürzlich in einem Interview mit dem «Wall Street Journal». Und wenn es sämtlichen Beteiligten wirtschaftlich besser ginge, dann sei dies «ein ganz natürlicher Schutzwall» gegen künftige Konflikte.
Eine moderne Variante des geflügelten Wortes «Schwerter zu Pflugscharen» gewissermassen, das bereits im Alten Testament erwähnt wurde.
«Vertrauensvolle Beziehungen in der ganzen Welt»
Kushner ist dabei das Verbindungsglied zur Geschäftswelt. Er operiert unabhängig vom Regierungsapparat in Washington und ist deshalb auch nicht an rechtliche oder ethische Auflagen gebunden. Im Hintergrund scharren bereits führende amerikanische Rohstoffkonzerne, die nach dem allfälligen Ende der Russland-Sanktionen Geschäfte in Wladimir Putins Riesenreich tätigen möchten. Der Öl-Multi ExxonMobil zum Beispiel.
Kushner weist den Vorwurf, er bereichere sich in seinem Teilzeit-Job als Diplomat, scharf zurück: Er handle stets im Interesse Amerikas. Er wolle Gutes tun und «unmögliche Aufgaben» lösen, sagte er in einem Gespräch mit dem Fernsehsender CBS, an dem auch Witkoff teilnahm.
Als nächstes steht eine Reise in den Kreml an
Unklar bleibt, wie die Ukraine von einem «Deal» profitieren könnte, der in den Grundzügen vom Kreml mitformuliert wurde und massive Gebietsabtrennungen vorsieht. Kushner hat sich zu diesem Punkt bisher nicht öffentlich geäussert.
Weil er aber das Vertrauen des amerikanischen Präsidenten – seines Schwiegervaters – geniesst, scheint Kiew über seine Präsenz am Verhandlungstisch derzeit nicht besorgt zu sein. «Ich war zunächst etwas überrascht, ihn zu sehen», sagte ein ukrainischer Minister nach den Verhandlungen in Genf der «Financial Times». «Aber dann fand ich seinen Gemütszustand gut.» Im Gegensatz zu Trump spricht Kushner häufig mit leiser Stimme.
Die Verhandlungen in Miami endeten am Sonntag nach mehreren Stunden. Rubio sagte in einer kurzen Stellungnahme, dass die Gespräche «sehr produktiv» gewesen seien, aber wichtige Fragen einer Lösung harrten. Über die Details liess er sich nicht aus.
Rubio bestätigte allerdings, dass Witkoff – wohl zusammen mit Kushner – bereits in den kommenden Tagen dem Kreml einen Besuch abstatten werde. Dabei wollen die beiden Amerikaner dem russischen Präsidenten Wladimir Putin eine überarbeitete Version des Friedensplans für die Ukraine vorstellen. (aargauerzeitung.ch)
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