Es gibt in der neueren Geschichte der Menschheit keine Allianz, die so mächtig und erfolgreich war wie die enge Bande zwischen Europa und den USA – sowohl militärisch als auch wirtschaftlich.
Über die Hälfte aller weltweiten Rüstungsausgaben entfällt auf die 32 Nato-Staaten. Ein bedeutender Teil des globalen Welthandels findet zwischen der EU und den USA statt. Das transatlantische Bündnis ist der Garant für Sicherheit und Wohlstand schlechthin. Auf beiden Seiten des grossen Ozeans.
Zumindest war es das bis jetzt. Denn der neue US-Präsident Donald Trump ist bekanntlich angetreten, um alles anders zu machen. Auf die historisch gewachsene Allianz gibt er wenig. Europa und seine Probleme inklusive russischer Aggression interessieren nur am Rande. Für ihn zählen die USA und nur die USA allein. Es geht ihm ums Geschäft und hier wird Amerika in den Augen Trumps von den Europäern über den Tisch gezogen.
Um das zu ändern, will der neue Chef im Weissen Haus nicht nur viel mehr Geld für die Verteidigung sehen, und zwar sofort. Sondern er will auch eine Zollmauer um die USA hochziehen. Die Europäer und die ganze Welt sollen tief in die Tasche greifen, wenn sie ihre Produkte nach Amerika verkaufen wollen. 10 Prozent, 20 Prozent oder noch mehr will er draufschlagen. Umgekehrt verlangt Trump, dass alle fleissig bei amerikanischen Unternehmen bestellen. Zum Beispiel Öl und Waffen.
Insgesamt sind das schlechte Aussichten. Im Gegensatz zu Trump hängt Europa nicht nur an der bewährten Allianz mit den USA, sondern auch am offenen, regelbasierten Freihandel im Allgemeinen.
Ein neuer Handelskrieg würde nur weitere Schockwellen durch die sonst schon geplagten europäischen Volkswirtschaften schicken. Er würde auch die euroatlantische Sicherheitsarchitektur zusätzlich belasten. Und nicht zuletzt geht es um das westliche Wertefundament, das man in den letzten achtzig Jahren gemeinsam gezimmert hat.
Die gute Nachricht: Es gibt noch jemanden, den Trump mehr auf dem Kicker hat als die Europäer – und das ist China. Auch wenn Trump von Zeit zu Zeit den chinesischen Präsidenten Xi Jinping als seinen guten Freund betitelt und ihn sogar an seine Amtseinsetzung eingeladen hat, läuft alles auf eine grosse Konfrontation zwischen den beiden Weltmächten hinaus. Donald Trump ist schliesslich nicht der Einzige, der grosse Ambitionen hegt. Auch die Machthaber in Peking wollen ihr Land in ein «goldenes Zeitalter» führen. Es geht um nicht weniger als die globale Vormachtstellung im 21. Jahrhundert.
Und da kommen die Europäer wieder ins Spiel: Die USA mögen eine Supermacht sein, aber allein vermögen auch sie den China-Brocken nicht zu schlucken.
Die EU hat sich im bereits verschärften Konflikt bis jetzt zurückgehalten und als eine Art Mittler positioniert. Zu Recht: Die USA sind mit 850 Milliarden Handelsvolumen pro Jahr zwar der wichtigste Partner der 27 EU-Staaten. Aber China hat stark aufgeholt und liegt nur noch knapp zurück. In Deutschland, das trotz seiner aktuellen Probleme die stärkste Wirtschaftskraft in der EU bleibt, ist China bereits die Nummer 1.
Die Abhängigkeit ist teilweise so gross, dass sie zu einem ernsten Klumpenrisiko geworden ist. Gerade in strategischen Bereichen wie seltenen Erden oder anderen kritischen Rohstoffen. Das ist ähnlich gefährlich für Europa wie unlängst mit der deutschen Abhängigkeit vom russischen Gas.
Aber Handel geht stets auf beide Seiten. So angewiesen Europa auf China und die USA ist, so angewiesen sind beide in umgekehrter Richtung. Mit 450 Millionen zahlungskräftigen Konsumentinnen und Konsumenten verfügt die EU noch immer über den schlagkräftigsten Binnenmarkt der Welt. China kann seine auf Export getrimmte Wirtschaft nur in Gang halten, wenn es weiter nach Europa liefern kann. Und in den USA ist die EU der mit Abstand grösste Direktinvestor. Tritt sie geschlossen auf, ist das ihr grosser Trumpf: Der Binnenmarkt gibt Europa eine geopolitische Bedeutung, die weit über den Handel hinausgeht.
Früher oder später dürften die USA darauf drängen, dass Europa Farbe bekennt. Es könnte sich dann vor die Wahl gestellt sehen: entweder Entkoppelung von China oder der Bruch mit den USA. Deshalb wäre es vielleicht jetzt schon der Moment, um dem «Dealmaker» Trump ein Angebot zu machen. Dieses könnte lauten: Lässt du uns raus aus deinem Handelskrieg und bekennst dich zu unserer Allianz, helfen wir dir mit China. Für Europa, aber auch für Trump wäre es der Deal des Jahrhunderts. (aargauerzeitung.ch)
Schön, aber das Wirtschafts-Genie im Weissen Haus weiss nicht mal, dass diese Zölle vom Käufer, dem eigenen Volk in den USA bezahlt werden.
Genau sowas meine ich, wenn ich von unkritischer Weiterverbreitung von Trumps BS-Aussagen spreche.
Es ist ein schlechter Witz, dass man (Meiden) ihm das durchgehen lässt und Dunning-Kruger nicht benennt.