«New York Times»-Kolumnistin Michelle Goldberg schildert folgende Episode: Nayib Bukele, der Präsident von El Salvador, prahlt gerne damit, er sei «der coolste Diktator» der Welt. Deshalb wollte er von Grok, dem KI-Chatbot von Elon Musk wissen, wer aktuell das beliebteste Staatsoberhaupt sei, natürlich in der Annahme, dass ihm diese Ehre zufalle. Die Antwort von Grok war indes ernüchternd. Sie lautete: «Sheinbaum».
Claudia Sheinbaum ist eine Politikerin, die allen gängigen Klischees widerspricht. Sie ist Jüdin, Akademikerin, Expertin in Umweltfragen, die 2007 mit einem Nobelpreis für ihre Forschung ausgezeichnet wurde. «Kurz, sie ist Teil der kosmopolitischen Intelligenz, die von den Populisten verteufelt wird», stellt Goldberg fest.
Dabei ist Sheinbaum selbst eine Populistin, eine allerdings, die nicht Wokeness verdammt und Zuwanderer für alles Übel der Welt verantwortlich macht. Ihr Wahlspruch lautet: «Wenn es allen gutgehen soll, dann muss man zuerst den Armen helfen.»
Die Präsidentin von Mexiko befindet sich derzeit in einem Meinungshoch. Letztes Jahr wurde sie mit rund 60 Prozent der Stimmen gewählt, gar 80 Prozent der Mexikaner sind aktuell der Meinung, sie mache einen guten Job. Das in einem Land, das eine Macho-Kultur par excellence aufweist, und in einer Zeit, in der rund um den Globus männliche Rechtspopulisten wie Viktor Orban in Ungarn, Javier Milei in Argentinien und Donald Trump in den USA Triumphe feiern.
Marta Lamas, eine Ethnologie-Professorin und führende Feministin in Mexiko, erklärt denn auch: «Ich bin sehr stolz auf sie. Sie ist ein Hoffnungsschimmer in einer schrecklichen Zeit: Putin und Trump.»
Anders als etwa Giorgia Meloni, Italiens Premierministerin und Rechtspopulistin, ist Sheinbaum keine Vertreterin der lauten Töne. Sie bleibt auch in kritischen Situationen ruhig und beherrscht. Als Trump zum Angriff auf Kanada und Mexiko ausholte, behielt sie die Nerven. «Mexiko braucht keine zusätzlichen Zölle», erklärte sie. «Denn wir haben eine gute Beziehung zur Regierung der Vereinigten Staaten, die auf Respekt basiert.»
Das hat sich ausbezahlt. Trump hat darauf verzichtet, zusätzliche Zölle auf Importe aus Mexiko zu verhängen, die unter den Freihandelsvertrag fallen, den er selbst in seiner ersten Amtszeit ausgehandelt hatte. Wie lange dies Bestand haben wird, muss sich zeigen. Der US-Präsident pflegt bekanntlich, seine Zoll-Pläne sehr kurzfristig wieder zu ändern. Immerhin hat Trump nach einem Telefonat mit der mexikanischen Präsidentin erklärt, sie sei «hart im Nehmen» und eine «wunderbare Frau».
Sheinbaum hat es jedoch auch verstanden, zumindest vorläufig zu verhindern, dass amerikanische Soldaten auf mexikanischem Boden gegen das Drogenkartell aktiv werden. Der aktuelle Handelskrieg hat der Präsidentin auch Spielraum verschafft, um selbst gegen die Drogenhändler vorzugehen. Im vergangenen Dezember hat die mexikanische Polizei eine Rekordmenge an Fentanyl beschlagnahmt, und im Februar sind 29 Drogenhändler an die USA ausgeliefert worden.
Eine lupenreine Demokratin ist Sheinbaum jedoch nicht. Sie ist die Ziehtochter ihres Vorgängers Manuel López Obrador, auch bekannt unter seinem Spitznamen AMLO. Dieser bewegte sich an der Grenze eines linken Autoritarismus. Obwohl äusserst populär, konnte er 2024 nicht mehr zur Wiederwahl antreten, weil seine Amtszeit abgelaufen war.
Auch Sheinbaum hat einige anti-demokratische Dinge aus dem Erbe von AMLO übernommen, beispielsweise die Art und Weise, wie Richter nominiert werden. Trotzdem ist sie nicht mit Milei, Bukele oder Orban vergleichbar. So erklärt Carlos Bravo Regidor, ein Polit-Analyst in Mexiko City: «Linker Populismus ist keine demokratische Alternative zum Rechtspopulismus. Er ist ebenfalls autoritär, aber es ist eine Form von Autoritarismus, die geniessbarer ist.»
Sheinbaum macht bisher genau das, was die amerikanischen Demokraten verpasst haben. Sie kümmert sich nicht primär um die Rechte von trans Menschen und andere «woke» Themen, sondern sie versteht sich als Anwältin der Armen und der Arbeiter. «Es überrascht nicht, dass sie deshalb in den USA zum Symbol progressiver Politik geworden ist», stellt Goldberg fest.
In einer Zeit, in der sich Elon Musk, der reichste Mann der Welt, mit dem Präsidenten von Argentinien, dem libertären Milei, verbündet und gleichzeitig die amerikanischen Sozialprogramme streichen will, ist die mexikanische Präsidentin zur Symbolfigur einer linken Gegenwelt geworden.
«Sheinbaum will ein nationales Sicherheitssystem für Kinder, Behinderte und Alte errichten, und die Last der schlecht bezahlten Arbeit vieler mexikanischen Frauen lindern», stellt Goldberg fest. «Sicher, die amerikanischen Progressiven sollten vorsichtig sein und nicht alle ihre Projektionen auf die Heldin Sheinbaum richten. Aber zumindest in der aktuellen Situation scheint ihre Art von Populismus die weit bessere Alternative zu sein.»
Falsch. Diese kosmopolitische Intelligenz wird von den RECHTSPOPULISTEN verteufelt. Rechtspopulistisch. Wie SVP. Oder Trump.
ABER man kann auch die Aussage per se betrachten und werten;
«Wenn es allen gutgehen soll, dann muss man zuerst den Armen helfen.»
diese Aussage ist zu 100% richtig.