Auf Truth Social, der als Konkurrenz zu X und Facebook gedachten sozialen Plattform, postete Donald Trump nach seiner Debatte mit Kamala Harris: «Das war meine beste Debatte. EVER. Vor allem auch deshalb, weil ich DREI GEGEN EINS spielen musste.»
Die Börse teilte diese Ansicht nur sehr bedingt. Der Kurs der Trump Media & Technology Group, der Muttergesellschaft von Truth Social, brach gestern massiv ein. Zeitweise verloren die Papiere 17 Prozent ihres Wertes. Bei Börsenschluss betrug der Verlust immer noch mehr als 10 Prozent.
Trump ist der Mehrheitsaktionär seiner nach ihm benannten Mediengruppe. Er besitzt rund 155 Millionen Aktien davon. Einst war dies ein Geschenk, das zumindest auf dem Papier mehr als acht Milliarden Dollar wert war. Inzwischen ist diese Summe jedoch auf unter zwei Milliarden Dollar gesunken, denn der Kurs der Aktien ist von seinem Höchststand von 66 Dollar auf 16 Dollar abgesackt.
Bisher war es Trump wegen eines Aktionärsbindungs-vertrags nicht erlaubt, seine Aktien zu verkaufen. Am 19. September läuft dieser Vertrag aus, der Ex-Präsident könnte somit seine Aktien versilbern. Theoretisch. Die Praxis sieht anders aus, und zwar wie folgt:
Bei den Aktien der Trump Media & Technology Group handelt es sich um einen sogenannten Meme-Stock. Will heissen: Sie sind nicht durch ein Unternehmen gestützt, das entweder bereits Gewinne erzielt oder eine vielversprechende Zukunft in Aussicht stellt. Wer Meme-Stocks kauft, will entweder seine Weltanschauung beweisen oder mittels Spekulation rasch viel Geld verdienen – oder ist in wirtschaftlichen Dingen völlig ahnungslos.
Die Kerndaten des Unternehmens sind nämlich jenseits von Gut und Bös. Im vergangenen Jahr hat es einen Verlust von 58,2 Millionen Dollar geschrieben. Der Umsatz betrug gerade mal 4,1 Millionen. Wer nicht Trump heisst und mit solchen Zahlen an die Börse gehen wollte, der würde nicht einmal ausgelacht werden.
Angesichts der bereits ausgesprochenen und noch zu erwartenden Bussen in der Höhe von hunderten Millionen Dollar könnte Trump Geld gut gebrauchen. Sollte er jedoch versucht sein, einen grossen Teil der Aktien seiner Mediengesellschaft zu versilbern, würde er sich selbst ins Knie schiessen. Er müsste dies der Börsenaufsicht melden, was wiederum einen weiteren Crash der Aktien bewirken würde.
Ob die rund 600’000 Kleinaktionäre gewillt sein werden, erneut Geld in die Hand zu nehmen und diese Aktien zu kaufen, ist zudem fraglich. Sie müssen bereits jetzt massive Verluste verkraften, und wer an der Börse Geld verliert, der verliert oft auch das Vertrauen. Kommt dazu, dass die Initianten des unter dubiosen Bedingungen zustande gekommenen Börsengangs sich inzwischen mit Trump verkracht haben und ihren Anteil so rasch wie möglich abstossen wollen.
Auch politisch wäre es mehr als unklug, sollte Trump ausgerechnet jetzt versuchen, seine Aktien loszuwerden. Selbst die MAGA-Meute würde dies kaum als Beweis betrachten, dass der Ex-Präsident an eine Wiederwahl glaubt.
Dabei sind die Trump-Fans nach dem jämmerlichen Auftritt ihres Idols an der Debatte bereits genug verunsichert. Selbst bei den Republikanern macht sich Frust breit. Die meisten äussern sich zwar nur hinter vorgehaltener Hand und nur unter der Bedingung, dass sie anonym bleiben. Doch der Tenor lautet bei allen so, wie es einer von ihnen gegenüber der «Financial Times» formuliert hat: «Ich denke, er (Trump) hat eine Gelegenheit verpasst, ihr (Kamala Harris) einen K.O.- Schlag zu verpassen. Sie war im Begriff, ihr Momentum zu verlieren. Die Debatte hat sie jetzt wieder stabilisiert.»
Auch viele Mäzene sind verärgert. John Catsimatidis, ein Milliardär aus New York und gewichtiger Geldgeber, erklärt ebenfalls gegenüber der «Financial Times»: «Vielleicht war er sich zu selbstsicher. Vielleicht hat er sich nicht genügend vorbereitet. Vielleicht war er ganz einfach müde.»
Anstatt Kamala Harris dort anzugreifen, wo es ihr wehtut – bei den Themen Immigration und Inflation – verlegt sich Trump zunehmend aufs Feld der Verschwörungstheorien, und macht sich dabei lächerlich. So etwa mit der Haitianer-fressen-Katzen-These oder damit, dass er versucht, die offensichtlich erfolgreichen Rallies von Harris als gefälscht dazustellen. Dass er sich immer öfters mit Laura Loomer, einer notorischen Verschwörungstheoretikerin aus der ganz rechten Szene, blicken lässt, verstärkt diesen Eindruck zusätzlich.
Kamala Harris kann sich derweil über sehr gute Umfragewerte freuen. Eine Blitzumfrage von CNN hat ergeben, dass 63 Prozent der Befragten Harris als Siegern der Debatte sehen, Trump bringt es bloss auf 37 Prozent. Bei YouGov sieht das Resultat wie folgt aus: Harris 43 Prozent, Trump 32 Prozent, unsicher 24 Prozent.
Auch bei den Kommentatoren der Leitmedien schwingt Harris obenauf. Die «Financial Times» beurteilt Trumps Auftritt vernichtend: «Seine Performance am Dienstagabend war genauso desaströs wie der inkohärente Auftritt Bidens, der diesen zum Rücktritt zwang.»
Selbst die konservativen Kommentatoren des «Wall Street Journal» kommen zu einem klaren Verdikt: «Sie (Harris) hat die Debatte gewonnen, weil sie mit einer Strategie angetreten ist und Trump dazu gebracht hat, anstatt über Politik über seine persönlichen Beschwerden und seine Eitelkeit zu sprechen.»
Jetzt sind es Hai-tianer
Gang hai, Trump
Was eine Freakshow… unfassbar was die letzten 10 Jahre passiert ist und was wir mittlerweile für Alltag und normal halten 😂
100% dieser 37% sind Donnie's blinde (und taube) Schäfchen - wer sonst kommt zum Schluss, dass er diese Debatte gewonnen habe...?!?!
oder wie geht das? in welche Richtung dreht sich deren Weltbild?!