Rosenkrieg ist der Begriff für eine besonders hässliche Scheidung. Für das, was derzeit in Washington zwischen Donald Trump und Elon Musk abgeht, ist er jedoch viel zu harmlos. Im Kampf zwischen den beiden geht es um sehr viel Geld und um ebenso viel politisches Kapital. Wen trifft es härter? Eine Zwischenbilanz.
Musk hat bekanntlich gegen 300 Millionen Dollar in den Wahlkampf von Trump investiert. Die Scheidung wird ihn ein Vielfaches davon kosten. Gestern stürzte der Kurs der Tesla-Aktie um 14 Prozent ab, das bedeutet eine Wertvernichtung von mehr als 150 Milliarden Dollar.
Die Talfahrt der Tesla-Aktien könnte noch weitergehen. In Trumps «Big and Beautiful Bill» (BBB) ist auch vorgesehen, die Subventionen für Elektroautos zu streichen. Wir sprechen bei Tesla von 7000 Dollar pro Auto.
Das ist nicht alles. Der Kongress hat entschieden, dass in Kalifornien die strenge Grenze für den Schadstoff-Ausstoss der Verbrenner aufgehoben werden soll – einer der wichtigsten Gründe für den Kauf eines Elektroautos. Tesla verdient derzeit auch mehrere hundert Millionen Dollar an Kompensationszahlungen anderer Hersteller, die damit Bussen für zu hohen Schadstoff-Ausstoss ihrer Verbrenner vermeiden wollen.
Seit Jahren schon kündigt Musk das Robotaxi, ein selbst gelenktes Auto, an. Er will damit Waymo Konkurrenz machen. Die Alpha-Tochter hat bereits ein solches Auto in Betrieb. Allerdings setzt Tesla auf eine völlig andere Technik, die nicht unumstritten ist. Die Regierung könnte die Zulassung dieser Technik verzögern oder gar verhindern. Für Tesla wäre dies ein schwerer Rückschlag.
Auch bei SpaceX könnte die Regierung Musk das Leben schwer machen. Trump hat ja in seiner Wutrede im Oval Office bereits angekündigt: «Der einfachste Weg, das Staatsbudget zu entlasten, besteht darin, Elon die Subventionen zu entziehen.»
Dabei hatte der Präsident primär SpaceX im Sinn. Musks Weltraumfirma ist auf Gedeih und Verderben von den Aufträgen des Staates abhängig. SpaceX-Raketen transportieren regelmässig Astronauten in die Weltraum-Station. NASA hat fünf weitere Flüge bewilligt, die SpaceX fünf Milliarden Dollar in die Kasse spülen.
Ebenfalls mit der NASA besteht ein Vier-Milliarden-Dollar-Vertrag für die Entwicklung einer Rakete für eine Mondlandung.
Auch mit dem Pentagon ist SpaceX im Geschäft. Im April hat die Firma einen Vertrag in der Höhe von 5,9 Milliarden-Dollar für den Transport von Satelliten ins All abgeschlossen. Für den «Golden Dome», einen Schutzschild, den Trump gegen allfällige Angriffe aus dem All aufspannen will, ist SpaceX als wichtiger Player vorgesehen.
Um SpaceX dreht sich auch ein Scharmützel, das sich die beiden noch vor der Scheidung geliefert haben. Trump hat verhindert, dass der Musk-Spezi Jared Isaacman an die Spitze der NASA gewählt wird.
Dank seiner offen zur Schau getragenen Korruption mit seinen Fake-Krypto-Währungen dürfte Trump die ausbleibende finanzielle Unterstützung seitens von Musk verkraften können. Nicht jedoch den Verlust von politischem Kapital.
Mit seiner Kritik an der BBB trifft Musk den wunden Punkt der Gesetzesvorlage, die steigende Staatsverschuldung. Diese Kritik wird auch von den Falken innerhalb der Grand Old Party geteilt. Weil die Mehrheitsverhältnisse im Kongress sehr eng sind, könnte deshalb die BBB noch gekippt werden. Das wäre für Trump der politische GAU, denn dieses Gesetz bildet das Herzstück seiner Agenda.
Mit X besitzt Musk das derzeit grösste Polit-Megaphon in den USA, grösser noch als Fox News. Er kann dabei 220 Millionen Follower vorweisen, Trump bloss rund 100 Millionen. Es ist bekannt, dass Musk fast pausenlos auf X postet oder retweetet und so Stimmung macht. Wie Trump lässt er sich dabei von Fakten nicht wirklich beeindrucken. Sollte Musk ab sofort seine X-Kanone auf Trump richten, dürfte dies auch beim Präsidenten Spuren hinterlassen.
Ebenfalls abschminken kann sich Trump die Option, seine Plattform Truth Social mit X zu fusionieren. Das wäre eine denkbare Lösung gewesen, endlich aus der Nummer mit der hochdefizitären Plattform zu kommen.
Im Rosenkrieg zwischen Trump und Musk ist bereits sehr viel Geschirr zerschlagen worden. Musk ist tief gekränkt, dass er von Trump vor die Tür gestellt wurde. «Ohne mich hätte Trump die Wahl verloren», postete er. «Welche Undankbarkeit.» Damit hat er den wunden Punkt des Präsidenten laserscharf getroffen.
Mit der Drohung, zu enthüllen, was in den Epstein Files über Trump steht, hat Musk gar die nukleare Option gezündet. Das Dossier über den Sexual-Straftäter Jeffrey Epstein, der sich im Sommer 2019 im Gefängnis das Leben genommen hat, ist Gegenstand der wildesten Verschwörungstheorien. Vor allem rechte Kreise erhoffen sich, brisante Details über sexuelle Machenschaften mit Minderjährigen von Ex-Präsident Bill Clinton zu erhalten.
Doch auch Trump verkehrte bekanntlich mit Epstein. Sollte Musk tatsächlich im Besitz von einschlägigen Informationen sein, was die beiden getrieben haben, dann könnte dies für den Präsidenten schwerwiegende Folgen haben.
Der offen entbrannte Krieg zwischen Trump und Musk bedeutet auch das Ende der Koalition von christlichen Nationalisten und den Tech-Oligarchen. Steve Bannon, der Bannerträger der Nationalisten, fordert bereits, Musk solle ausgewiesen werden. «Ich bin überzeugt, dass er ein illegaler Einwanderer ist, der umgehend deportiert werden muss», erklärte Bannon in einem Interview.
Musk und seine Anhänger fordern ihrerseits ein weiteres Impeachment gegen den Präsidenten. «Ich setze mein Geld auf Elon», schreibt etwa der konservative Kommentator Ian Miles Cheong. «Trump sollte erneut impeached und durch Vance ersetzt werden.» Musk hat diese Mitteilung repostet.
James Carville, ein nach wie vor einflussreicher Berater der Demokraten, hat schon vor Monaten seiner Partei geraten, sich ruhig zu verhalten und die Republikaner in ihrem eigenen Saft schmoren zu lassen. Das sei die beste Methode, die Zwischenwahlen 2026 zu gewinnen, so Carville. Angesichts des peinlichen Spektakels, das sich die beiden Mega-Narzissten liefern, hat der Mann nicht unrecht.
Ich finde es toll und ich habe mir eine neue Popcorn Maschine bestellt.
Lieber nicht "den Teufel mit dem Beelzebub austreiben"...