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Donald Trump und Elon Musk: So kam es zum Bruch

FILE - Tesla and SpaceX CEO Elon Musk, left, and Republican presidential nominee former President Donald Trump attend a campaign event at the Butler Farm Show, Oct. 5, 2024, in Butler, Pa. (AP Photo/A ...
Die «Bromance» ist vorbei: Trump und Musk liefern sich eine öffentliche Schlammschlacht.Bild: keystone

Wie der Streit zwischen Trump und Musk eskalierte – und die ersten Folgen

06.06.2025, 08:2406.06.2025, 11:32
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Der reichste Mann der Welt gegen den Präsidenten des mächtigsten Landes: Die monatelange Allianz von Elon Musk und Donald Trump endet in einer öffentlich ausgetragenen Schlammschlacht. Der Tech-Milliardär äusserte sich zuerst auf seiner Plattform X. Dann konterte Trump auf seiner Plattform Truth Social. Und dann wieder Musk auf X.

Die Vorwürfe im Raum? Musk macht Trump die Führungsrolle in der Republikanischen Partei streitig, Trump droht Musks Unternehmen Regierungsaufträge zu entziehen – woraufhin der Tech-Milliardär konterte, er werde der US-Weltraumagentur Nasa die für sie momentan unverzichtbaren Dragon-Raumkapseln seiner Firma SpaceX vorenthalten.

Doch von vorne, hier ist das Drama zusammengefasst in fünf Akten:

«BBB» als Auslöser

Der Streit zwischen Musk und Trump entflammte rund um das vom Präsidenten vorangetriebene Steuer- und Haushaltsgesetz, Big Beautiful Bill, kurz BBB genannt. Musk, der sich im Auftrag von Trump bis vor kurzem um eine radikale Senkung der Staatsausgaben kümmern sollte, fordert weitaus stärkere Ausgabenkürzungen. In den vergangenen Tagen verschärfte er nach seinem Rückzug aus Washington die Attacken auf das Gesetz – und damit auch auf Trumps Regierung.

Öffentlich wurde Trump zum ersten Mal beim Termin mit dem deutschen Bundeskanzler Friedrich Merz im Weissen Haus auf die Kontroverse angesprochen. Der 78-Jährige deutete an, dass Musk von geschäftlichen Interessen geleitet werde. Der umtriebige Unternehmer ist unter anderem Chef des Elektroauto-Herstellers Tesla.

epa12158333 US President Donald Trump (R) and German Chancellor Friedrich Merz meet at the Oval Office of the White House in Washington, DC, USA, 05 June 2025. EPA/CHRIS KLEPONIS / POOL
Beim ersten Treffen zwischen Bundesklanzler Friedrich Merz im Weissen Haus äusserte sich Trump öffentlich zur Kontroverse mit Musk.Bild: keystone

Trump sagte, Musk habe kein Problem mit dem Gesetz gehabt – bis er erfahren habe, dass auch eine Kürzung milliardenschwerer Subventionen für Elektrofahrzeuge dazugehöre. Musk nannte das eine Lüge. Trump zeigt sich während der Pressekonferenz enttäuscht:

«Elon und ich hatten eine grossartige Beziehung. Ich weiss nicht, ob das jetzt noch der Fall sein wird.»

Auf Truth Social verteidigt Trump sein Haushaltsgesetz:

truth social

Musk: «Ohne mich hätte Trump die Wahl verloren»

Der 53 Jahre alte Besitzer der reichweitenstarken Online-Plattform X legte Kongressmitgliedern der Republikanischen Partei nahe, sich bei der Abstimmung über das Gesetz auf seine Seite zu schlagen. «Trump hat noch dreieinhalb Jahre als Präsident – und mich wird es noch mehr als 40 Jahre geben», schrieb er als «Denkanstoss» für die Parlamentarier auf X, wo er binnen weniger Stunden eine regelrechte Kaskade an Posts absetzte.

Zwar mag es fragwürdig scheinen, dass Musk für sich damit wie selbstverständlich eine Lebenserwartung von mehr als 90 Jahren veranschlagt – doch für Kongressmitglieder sind seine Worte nicht einfach eine leere Drohung. Mit einem geschätzten Vermögen von mehr als 300 Milliarden Dollar ist Musk der mit Abstand reichste Mensch der Welt. Im vergangenen Jahr steckte er über 250 Millionen Dollar in Trumps Wahlkampf, obwohl er früher als Unterstützer der Demokraten galt. Und mit seinem Geldpolster könnte er problemlos Herausforderer finanzieren, die unliebsamen Abgeordneten im Repräsentantenhaus oder Senat das Mandat streitig machen.

Musk erklärt, Trump hätte ohne ihn die Wahl verloren – und wirft ihm Undankbarkeit vor.
Musk erklärt, Trump hätte ohne ihn die Wahl verloren – und wirft ihm Undankbarkeit vor.

Musk machte auch persönlich Wahlkampf für Trump, unter anderem im wichtigen Bundesstaat Pennsylvania. Trump sagte nun, er hätte in Pennsylvania auch ohne Musk locker gewonnen – und scheint den Tech-Milliardär damit zusätzlich gegen sich aufgebracht zu haben. «Ohne mich hätte Trump die Wahl verloren», behauptete Musk bei X. «So eine Undankbarkeit.»

Musk deutete in der Folge das Interesse an der Gründung einer neuen Partei an. Er postete daraufhin eine Umfrage, in der er seine Anhänger fragte:

«Ist es an der Zeit, eine neue politische Partei in Amerika zu gründen, die tatsächlich die 80 Prozent in der Mitte vertritt?»

Bis am Freitagmorgen nahmen gut vier Millionen Menschen an der Umfrage teil. Passenderweise stimmten gut 80 Prozent mit «Ja» ab.

Der Höhepunkt: «Trump ist in den Epstein-Akten»

Danach holte Musk zu einer aufsehenerregenden Anschuldigung aus, die er mit dem Satz «Es ist an der Zeit, die wirklich grosse Bombe zu werfen» einleitete: Er behauptete, Trumps Name finde sich in Unterlagen zum berüchtigten Sexualstraftäter Jeffrey Epstein. «Das ist der wahre Grund, warum sie nicht veröffentlicht wurden», schrieb er – und wünschte Trump danach einen «schönen Tag».

Bild

Epstein war 2019 in einer New Yorker Gefängniszelle gestorben. Vize-FBI-Direktor Dan Bongino bekräftigte jüngst, dass der in der amerikanischen High Society bestens vernetzte Finanzier Suizid begangen habe. Trumps Justizministerium hatte im Februar einige Epstein-Unterlagen offengelegt.

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Epstein war 2019 in einer New Yorker Gefängniszelle gestorben.Bild: keystone

Musk nannte keine Belege für seine Behauptung – und es gibt auch keinen Grund, warum er Zugang zu den Unterlagen haben sollte. Allerdings mischte er während seiner Zeit als ungewählter Regierungsberater in Washington bei vielen Dingen mit, die seinen eigentlichen Zuständigkeitsbereich überschritten. Der Präsident äusserte sich zunächst nicht zur Causa Epstein. Trump-Vertraute sagten dem Nachrichtensender CNN aber, sie glaubten nicht, dass sich das Verhältnis der beiden von dieser Attacke Musks erholen könne.

Das Weisse Haus verurteilte die Behauptung von Musk und Pressesprecherin Karoline Leavitt sagte in einer Erklärung: «Dies ist eine unglückliche Episode von Elon, der mit dem One Big Beautiful Bill unzufrieden ist, weil er nicht die von ihm gewünschten Massnahmen enthält.»

Tesla-Aktie sackt nach Trump-Drohung ab

Der Tech-Milliardär verbreitete mit einem knappen «Ja» auch einen Beitrag bei X weiter, in dem der Autor schrieb, dass Trump des Amtes enthoben werden müsse. Trump wiederum drohte mit finanziellen Konsequenzen für Musks Unternehmen. «Der einfachste Weg, in unserem Haushalt Milliarden und Milliarden Dollar einzusparen, ist, Elons Regierungs-Subventionen und -Verträge zu kündigen», schrieb der Präsident bei der Online-Plattform Truth Social. Er habe sich schon immer gewundert, dass sein Vorgänger Joe Biden das nicht getan habe. Viele Tesla-Anleger reagierten panisch, die Aktie des Autobauers verlor zum US-Handelsschluss mehr als 14 Prozent.

Im Gegenzug kündigte Musk an, seine Raumfahrtfirma SpaceX werde sofort damit anfangen, die Weltraumkapsel Dragon ausser Betrieb zu nehmen. Später schien er dies zwar mit einem weiteren Post auf X wieder zurückzunehmen – allerdings war nicht klar zu erkennen, wie ernst es Musk damit meint.

epa11630965 NASA's SpaceX Crew-9 mission lifts off in a Dragon spacecraft, on a SpaceX Falcon 9 rocket, from the launch pad of Space Launch Complex-40 at Cape Canaveral Space Force Station in Flo ...
Die SpaceX Crew-9-Mission der NASA hebt mit einem Dragon-Raumschiff hebt im September vergangen Jahres ab.Bild: keystone

Die Dragon-Raumkapseln sind aktuell praktisch unverzichtbar für die USA, um Astronauten ins All zu bringen. Boeing hat zwar das Raumschiff Starliner entwickelt, doch beim ersten Flug mit Menschen an Bord musste die Besatzung zur Sicherheit an Bord der Weltraumstation ISS bleiben, weil es technische Probleme gab. Die Astronauten hingen monatelang auf der ISS fest, bevor sie mit einer SpaceX-Kapsel zurückkehrten.

Aus demonstrativer Eintracht wird bitterer Streit

Zum ersten Mal behauptete Trump auch, er habe Musk gebeten, sich aus Washington zurückzuziehen. Bisher hatten beide auf eine Regel verwiesen, nach der externe Regierungsmitarbeiter nur 130 Tage pro Jahr beschäftigt werden dürfen. Von Differenzen war keine Rede gewesen, nach aussen hin wurde gesichtswahrend kommuniziert – bis jetzt.

In den vergangenen Monaten trugen Trump und Musk demonstrativ ihre Eintracht zu Schau, so dass der schwerreiche Firmenboss oft als «First Buddy» des Präsidenten bezeichnet wurde. Sie zeigten sich gemeinsam bei einem SpaceX-Raketenstart und einem Wrestling-Turnier. Musk durfte sich aussergewöhnliche Freiheiten herausnehmen und zum Beispiel seinen Sohn X bei einem Medientermin im Oval Office herumtoben lassen.

Als die Verkaufszahlen von Tesla unter anderem wegen Musks rechter politischer Ansichten einbrachen, liess Trump eine Autokolonne vor dem Weissen Haus auffahren und kaufte sich demonstrativ eines der Elektrofahrzeuge. «Ich liebe Tesla!», rief Trump dabei in die TV-Kameras. Musk schrieb derweil im Februar, er liebe Trump «so sehr, wie ein Hetero-Mann einen anderen lieben kann».

President Donald Trump and Tesla CEO Elon Musk speak to reporters near a red Model S Tesla vehicle on the South Lawn of the White House Tuesday, March 11, 2025, in Washington. (Pool via AP)
Trump
Da herrschte noch andere Stimmung: Präsident Donald Trump und Tesla-CEO Elon Musk posieren am 11. März 2025 mit einem Tesla vor dem Weissen Haus.Bild: keystone

Allerdings wurde schon seit Beginn der Allianz spekuliert, dass die oft spöttisch als «Bromance» bezeichnete Verbrüderung zwischen Trump und Musk ein reines Zweckbündnis sei. Allein schon wegen ihrer ausgeprägten Egos könne die Allianz nicht ewig währen.

(les mit Material der sda/dpa)

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136 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Schlaf
06.06.2025 08:30registriert Oktober 2019
Der reichste und der wohl mächtigste Mann der Welt kommunizieren mit ihrem eigenem sozialen Medium.

Was für eine Freakshow, zurücklehnen und geniessen.
Vielleicht wird Musk der Amipass entzogen und er wird nach Südafrika deportiert, da er ja illegal nach Amerika eingewandert ist🤷🏼‍♂️
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Der Micha
06.06.2025 08:52registriert Februar 2021
Ist es wirklich ein Drama? Denn genau dies war doch vorprogrammiert. Für Musk war Trump Mittel zum Zweck und umgekehrt. Jetzt agieren sie gegeneinander. Genau dies war vorauszusehen.
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Gabriel Omar Batistuta
06.06.2025 08:51registriert Mai 2025
Was!? Zwei Narzissten haben sich zerstritten!? Wie konnte das passieren!? /Ironie aus!
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