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Stapellaufpanne in Nordkorea – eine Blamage für Kim Jong Un

epa12128706 A handout satellite image made available by Maxar Technologies shows a new North Korean warship at the harbour after its launch accident in Chongjin, North Korea, 23 May 2025. North Korean ...
Satellitenbilder zeigten das Schiff auf der Seite liegend, teilweise von blauen Planen bedeckt und zum Teil unter Wasser.Bild: EPA
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Stapellaufpanne in Nordkorea – eine Blamage für Kim Jong Un

Ein Kriegsschiff war am Mittwoch beim Stapellauf im Hafen von Chongjin beschädigt worden – eine Blamage für Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un. Und weil keine Propaganda mehr nützt, schlägt dieser nun im Umfeld um sich.
25.05.2025, 19:0225.05.2025, 19:19
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Normalerweise kann der nordkoreanische Diktator Kim Jong Un mithilfe seiner treuen Gefolgsleute die Geschichte so umdeuten, wie er will. Doch bei der Stapellauf-Panne am Mittwoch, bei der ein 5000-Tonnen-Zerstörer im Hafen von Chongjin beschädigt worden war, gab es nichts mehr schönzureden.

Für Kim und Nordkorea ist es eine hausgemachte Blamage. Und weil die ganze Welt den Unfall mitbekommen hat und so auch die nordkoreanische Propaganda den Vorfall nicht mehr einfach unter den Teppich kehren konnte, greift der nordkoreanische Machthaber zu einem anderen probaten Mittel: Man macht einfach alle anderen dafür verantwortlich und lässt sie festnehmen.

Es dauerte bis Sonntag, bis die staatliche Nachrichtenagentur KCNA vermeldete, man habe drei Mitarbeiter der Werft festgenommen, unter ihnen auch der Chef-Ingenieur der Werft.

Der nordkoreanische Machthaber hatte nach dem Vorfall von einem «schweren Unfall» und einem «kriminellen Akt» gesprochen, der durch «absolute Unachtsamkeit und Verantwortungslosigkeit» verursacht worden sei. Offenbar wurden während des Stapellaufs in der Schiffswerft Teile des Schiffsbodens zerdrückt, wie es hiess.

Die US-Denkfabrik Center for Strategic and International Studies (CSIS) schreibt, dass der Zerstörer voraussichtlich auf absehbare Zeit nicht in Dienst gestellt werden und sich womöglich als Totalschaden erweisen könnte.

Gemäss staatlichen Medien war Kim selbst vor Ort, als das Unglück passierte. Satelliten-Bilder zeigen, dass sich eine grosse Menschenmenge zu der aufwendigen Zeremonie versammelt hatte, schreibt das CSIS.

Dass Nordkoreas staatlich kontrollierte Nachrichtenagentur überhaupt über einen solch sensiblen Unfall berichtet, gilt als aussergewöhnlich.

Druck von Kim könnte Rolle gespielt haben

Für Nordkorea sollte es der zweite Stapellauf eines Zerstörers innerhalb eines Monats sein, der erste verlief noch reibungslos.

Expertinnen und Experten suchen nun den Grund, warum der zweite Stapellauf nicht wie geplant geklappt hat. In dem Bericht des CSIS erklärten Analysten, dass die Chongjin-Werft für den Stapellauf möglicherweise schlecht geeignet sei:

«Die Werft hat bisher in erster Linie Frachtschiffe, Fischereifahrzeuge und Baggerschiffe gebaut und verfügt zweifellos nicht über die nötige Erfahrung im Bau und Stapellauf grosser Kriegsschiffe wie eines neuen Zerstörers.»
CSIS

Gegenüber der NY Times sagten südkoreanische Analysten, dass der Druck von Kim, den Zerstörer so schnell wie möglich zu Wasser zu bringen, ebenfalls eine entscheidende Rolle gespielt habe. Unter dem Druck könnten die Ingenieurinnen und Ingenieure womöglich an den falschen Stellen gespart haben.

Doch den Fehler sucht Kim natürlich lieber bei anderen als bei sich selbst.

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54 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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El_Chorche
25.05.2025 19:13registriert März 2021
Jetzt ist es halt ein U-Boot.
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Zanzibar
25.05.2025 19:23registriert Dezember 2015
Das wird unangenehm für die verhafteten.
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The man who shot liberty valance
25.05.2025 19:28registriert September 2020
Kim Jong Unfall .. er hatte auch mal eine Schwester, aber die Kam jung um.
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