Normalerweise kann der nordkoreanische Diktator Kim Jong Un mithilfe seiner treuen Gefolgsleute die Geschichte so umdeuten, wie er will. Doch bei der Stapellauf-Panne am Mittwoch, bei der ein 5000-Tonnen-Zerstörer im Hafen von Chongjin beschädigt worden war, gab es nichts mehr schönzureden.
Für Kim und Nordkorea ist es eine hausgemachte Blamage. Und weil die ganze Welt den Unfall mitbekommen hat und so auch die nordkoreanische Propaganda den Vorfall nicht mehr einfach unter den Teppich kehren konnte, greift der nordkoreanische Machthaber zu einem anderen probaten Mittel: Man macht einfach alle anderen dafür verantwortlich und lässt sie festnehmen.
Es dauerte bis Sonntag, bis die staatliche Nachrichtenagentur KCNA vermeldete, man habe drei Mitarbeiter der Werft festgenommen, unter ihnen auch der Chef-Ingenieur der Werft.
Der nordkoreanische Machthaber hatte nach dem Vorfall von einem «schweren Unfall» und einem «kriminellen Akt» gesprochen, der durch «absolute Unachtsamkeit und Verantwortungslosigkeit» verursacht worden sei. Offenbar wurden während des Stapellaufs in der Schiffswerft Teile des Schiffsbodens zerdrückt, wie es hiess.
Die US-Denkfabrik Center for Strategic and International Studies (CSIS) schreibt, dass der Zerstörer voraussichtlich auf absehbare Zeit nicht in Dienst gestellt werden und sich womöglich als Totalschaden erweisen könnte.
Gemäss staatlichen Medien war Kim selbst vor Ort, als das Unglück passierte. Satelliten-Bilder zeigen, dass sich eine grosse Menschenmenge zu der aufwendigen Zeremonie versammelt hatte, schreibt das CSIS.
Dass Nordkoreas staatlich kontrollierte Nachrichtenagentur überhaupt über einen solch sensiblen Unfall berichtet, gilt als aussergewöhnlich.
Für Nordkorea sollte es der zweite Stapellauf eines Zerstörers innerhalb eines Monats sein, der erste verlief noch reibungslos.
Expertinnen und Experten suchen nun den Grund, warum der zweite Stapellauf nicht wie geplant geklappt hat. In dem Bericht des CSIS erklärten Analysten, dass die Chongjin-Werft für den Stapellauf möglicherweise schlecht geeignet sei:
Gegenüber der NY Times sagten südkoreanische Analysten, dass der Druck von Kim, den Zerstörer so schnell wie möglich zu Wasser zu bringen, ebenfalls eine entscheidende Rolle gespielt habe. Unter dem Druck könnten die Ingenieurinnen und Ingenieure womöglich an den falschen Stellen gespart haben.
Doch den Fehler sucht Kim natürlich lieber bei anderen als bei sich selbst.