International
Nordkorea

Nordkoreaner in Putins Krieg: Gefangener entlarvt russische Propaganda

FILE - In this photo provided by the North Korean government, North Korean leader Kim Jong Un, left, supervises artillery firing drills in North Korea, on March 7, 2024. Independent journalists were n ...
Kim Jong un beobachtet eine Militärübung seiner Truppen (Archivbild): Der nordkoreanische Diktator führt ein totalitäres Regime.Bild: keystone

Nordkoreaner entlarvt Propaganda-Lüge bei Einsatz für Putin – und will ins Ausland fliehen

Monatelang kämpften Nordkoreaner in Putins Armee – viele starben. Ein gefangener Soldat spricht über die Lügen des Regimes und seine Hoffnung auf ein neues Leben.
19.02.2025, 10:09
Finn Michalski / t-online
Mehr «International»
Ein Artikel von
t-online

Seit mehreren Monaten kämpfen nordkoreanische Soldaten in der russisch-ukrainischen Grenzregion Kursk in den Reihen von Putins Armee. Im Herbst 2024 hatte der nordkoreanische Diktator Kim Jong Un im Rahmen einer neu vereinbarten Partnerschaft zwischen beiden Ländern rund 11'000 Soldaten nach Russland entsandt. Berichte der ukrainischen Armee sowie ausländischer Geheimdienste bestätigten, dass die verbliebenen nordkoreanischen Truppen im Januar von der Front abgezogen wurden. Einer der Hauptgründe seien die hohen Verluste in ihren Reihen.

Während der Kämpfe im Januar in der Region Kursk gelang es der ukrainischen Armee, zwei nordkoreanische Soldaten gefangen zu nehmen – ein seltenes Ereignis. In Nordkorea gilt eine Kriegsgefangenschaft als Verrat, weshalb Soldaten häufig den Suizid wählen, um der Schmach einer Gefangenschaft zu entgehen. Berichten zufolge sprengen sich viele von ihnen selbst in die Luft, wenn eine Gefangennahme droht.

In einem Interview mit der südkoreanischen Zeitung «Chosun Ilbo» enthüllt einer der gefangenen Soldaten, unter welcher Täuschung Tausende Nordkoreaner in Russlands Angriffskrieg starben. Zudem spricht er über seine Absicht, sein Heimatland endgültig zu verlassen.

Unwissentlich in den Krieg geschickt

Der 1999 geborene Soldat berichtet, dass er nicht wusste, dass er für den Krieg gegen die Ukraine nach Russland geschickt wurde. Offiziell habe es geheissen, dass die Verlegung nach Russland Ausbildungs- und Trainingszwecken diene. Erst als den Truppen klar wurde, dass sie tatsächlich in den Krieg ziehen sollten, versuchte das nordkoreanische Staatssicherheitsministerium, den Einsatz weiter zu rechtfertigen: Ukrainische Militärdrohnen würden angeblich von südkoreanischen Soldaten gesteuert – eine Propaganda-Lüge, um den Kampf unter den Nordkoreanern weiter zu legitimieren.

Nun hofft der schwer verwundete Soldat, der als Scharfschütze in einer geheimdienstnahen Einheit diente, in einem anderen Land Zuflucht zu finden. Besonders zieht es ihn nach Südkorea, doch er äussert Zweifel, ob ihn die Regierung dort überhaupt aufnehmen würde.

Nordkoreaner als Staatsbürger anerkannt

Das Schicksal des Gefangenen Ri ist in Südkorea nicht unbemerkt geblieben. Der südkoreanische Geheimdienst erklärte auf einer Pressekonferenz, dass «die Absichten der nordkoreanischen Gefangenen von grosser Bedeutung» seien. In der südkoreanischen Verfassung gilt die gesamte koreanische Halbinsel als Staatsgebiet, wodurch alle Bewohner als südkoreanische Staatsbürger anerkannt werden.

Ein Sprecher des südkoreanischen Aussenministeriums bestätigte: «Nordkoreanische Soldaten sind laut unserer Verfassung auch unsere Staatsbürger.» Man sei daher bereit, Gespräche mit der Ukraine zu führen, sollte diese einer Übergabe der Gefangenen wünschen.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Nordkorea lässt U-Boot für Angriff mit Atomwaffen zu Wasser
1 / 11
Nordkorea lässt U-Boot für Angriff mit Atomwaffen zu Wasser
Die selbst ernannte Atommacht Nordkorea hat eigenen Angaben zufolge ein neuartiges U-Boot für den Angriff mit taktischen Nuklearwaffen vom Stapel gelassen.
quelle: keystone / kcna
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Putins Traumempfang in Nordkorea
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
13 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Wolf von Sparta
19.02.2025 10:21registriert Februar 2019
Einfach schrecklich... wünsche dem jungen Soldaten alles Gute und nur das Beste! Schei** Regierung Nordkoreas!!
751
Melden
Zum Kommentar
avatar
Rannen
19.02.2025 10:49registriert Januar 2018
Wie kann eine solche Kim Dynastie nur so lange überleben
631
Melden
Zum Kommentar
13
    Auch J.D. Vance reist nach Grönland +++ Europäer sind laut Trump Schmarotzer
    Unter Präsident Trump bleibt kaum ein Stein auf dem anderen. Hier findest du die aktuellen Entwicklungen rund um seine zweite Amtszeit.
    Zur Story