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Absturz von Irans Präsident: Das bedeutet Ebrahim Raisis Tod

Die «Achse des Bösen»: Ebrahim Raisi, Xi Jinping und Wladimir Putin.
Die «Achse des Bösen»: Ebrahim Raisi, Xi Jinping und Wladimir Putin.Bild: keystone / watson
Analyse

Raisis Tod ist ein Schlag gegen die «Achse des Bösen»

Der verstorbene Präsident des Irans war ein treuer Freund von Moskau und Peking.
21.05.2024, 12:5621.05.2024, 13:14
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Im März 2023 besuchte Xi Jinping Moskau. Dabei verabschiedete er sich von seinem Kumpel Wladimir Putin mit den Worten: «Derzeit verändert sich die Welt in einer Weise, wie wir es seit 100 Jahren nicht mehr erlebt haben. Lasst uns diesen Wandel zusammen vorantreiben.» «Ich stimme zu», erklärte Putin freudig.

Dieser Wortwechsel war kein hohles Wortgeklingel. Die beiden Staatsoberhäupter von China und Russland meinten exakt, was sie hier ausgedrückt haben: Sie wollen die liberale Weltordnung unter der Führung der USA kippen, koste es, was es wolle. Mit dem Iran haben sie dabei einen Dritten im Bund. So war der verstorbene Präsident Ebrahim Raisi ein feuriger Befürworter einer engeren Verbindung zu China und Russland.

A Shiite Muslim weeps as they hold photos of Iranian President Ebrahim Raisi and others leaders during a vigil in Srinagar, Indian controlled Kashmir, Monday, May 20, 2024. Raisi and several other off ...
Anhänger des iranischen Präsidenten trauern.Bild: keystone

«Mr. Raisi legte das aussenpolitische Schwergewicht auf gute Verbindungen zu Russland und China», meldet die «New York Times». «Er wollte sich vom Westen abwenden, mit der Begründung, nach dem Zusammenbruch des Atom-Deals könne der Iran den USA und Europa nicht mehr vertrauen.»

Die Verbindung von China, Russland und dem Iran, unterstützt vom Sidekick Nordkorea, wird oft die neue «Achse des Bösen» genannt. Man kann sich über diese Bezeichnung streiten, doch es geht um weit mehr als Semantik. Die betreffenden Länder haben in den letzten Jahren ihre Beziehungen untereinander sukzessiv ausgebaut, seit dem Ausbruch des Kriegs in der Ukraine sogar massiv.

Der Handel zwischen Russland und China hat sich zwischen 2013 und 2021 verdoppelt. China bezieht mehr als 80 Prozent seiner Waffen von Russland. Nordkorea liefert Waffen, vor allem Artillerie-Munition, an Putins Truppen, der Iran Drohnen. Umgekehrt sind die russischen Exporte in den Iran in den ersten zehn Monaten im Jahr 2022 um 27 Prozent gestiegen.

«Die wachsende Kooperation zwischen China, dem Iran, Nordkorea und Russland wird befeuert von deren gemeinsamer Opposition gegen die vom Westen dominierte Weltordnung, einer Freundschaft, die auf dem Glauben beruht, dass dieses System ihnen nicht den Spielraum gewährt, den sie verdienen», stellen Andrea Kendall-Taylor und Richard Fontaine im Magazin «Foreign Affairs» fest.

epa11355809 Protesters from the anti-government National Council of Resistance of Iran group react outside of the Embassy of Iran in London, Britain, 20 May 2024. Iran's President Ebrahim Raisi,  ...
In London feiern iranische Oppositionelle den Tod des verhassten Präsidenten.Bild: keystone

China und Russland setzen alle Hebel in Bewegung, um den Iran auch zu einem Mitglied des BRICS-Staatenverbunds zu machen. Im vergangenen Jahr haben sie die Ayatollahs auch in den Stand eines permanenten Mitglieds der Shanghai Cooperation Organization erhoben, einem Verbund von mehrheitlich asiatischen Ländern unter der Führung von China.

Der Westen trägt zumindest eine Teilschuld am Aufstieg der neuen «Achse des Bösen». Viel zu lange wollte man die Gefahr nicht wahrnehmen. Schuld daran war, was David Sanger in seinem soeben erschienen Buch «New Cold Wars» wie folgt beschreibt: «Der Schlüssel war die beinahe universell verbreitete Annahme, wonach Russland und China – eine Macht auf dem raschen Abstieg und eine Macht auf einem steilen Aufstieg – sich rasch in die westliche Weltordnung einfügen würden.»

Für diesen Irrtum bezahlt der Westen nun einen hohen Preis, und Kendall-Taylor und Fontaine warnen davor, diesem Irrtum noch einen weiteren hinzuzufügen, nämlich die «Achse des Bösen» bloss als ein temporäres Zweckbündnis zu betrachten, das bald an seinen inneren Widersprüchen zerbrechen werde. «Der Versuch, einen Keil zwischen die Mitglieder der Achse zu treiben, wird erfolglos sein», stellen sie fest. «Letztlich ist diese Achse zu einem Problem geworden, mit dem sich die Vereinigten Staaten auseinandersetzen müssen. Sie können es nicht mit einer strategischen Geste unter den Tisch wischen.»

Vor diesem Hintergrund ist der Tod Raisis ein Geschenk Gottes, oder vielleicht auch Allahs. Der Präsident war nicht nur ein Hardliner in der iranischen Regierung – als Richter hat er tausende von Oppositionellen zum Tode verurteilt –, er war auch ein wichtiges Bindeglied im Machtgefüge des Irans.

In this photo provided by Moj News Agency, rescue team members search for the wreckage of the helicopter carrying Iranian President Ebrahim Raisi after it crashed in Varzaghan in northwestern Iran, Mo ...
Helfer auf der Suche nach dem Wrack des abgestürzten Helikopters.Bild: keystone

Der Klerus und die Revolutionsgarden teilen sich derzeit die Macht. Raisi konnte die beiden Lager im Gleichgewicht halten. «Niemand konnte seine Referenzen als Hardliner infrage stellen», stellt der «Economist» fest, «aber er hatte keine eigene Machtbasis. Die religiösen Konservativen hofften, ihre Interessen dank ihm durchsetzen zu können, ebenso die Mitglieder der Revolutionsgarde.»

Diese brüchige Macht-Balance ist nun in Gefahr. Ali Khamenei, der oberste Anführer des Irans, ist mittlerweile 85 Jahre alt und soll nicht bei bester Gesundheit sein. Raisi hätte gemäss Iran-Experten als möglicher Nachfolger aufgebaut werden sollen. Aber auch Mojtaba, der Sohn Khameneis, soll Aspiration auf dieses Amt haben. Der unerwartete Tod des Präsidenten könnte daher im Iran einen internen Machtkampf auslösen.

Ein neuer Präsident muss in den nächsten 50 Tagen gewählt werden. Ein Machtkampf innerhalb des Regimes könnte gefährlich für die Ayatollahs werden, denn es ist bei der Bevölkerung verhasst. In Teheran stehen daher möglicherweise hektische Tage bevor – und die «Achse des Bösen» muss befürchten, dass eines ihrer Mitglieder zumindest zeitweise ausfällt.

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Die Gesichter des Protestes gegen das Regime in Iran
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Die Gesichter des Protestes gegen das Regime in Iran
Der Auslöser für die Proteste war der Tod der jungen Kurdin Mahsa Amini. Die 22-Jährige starb wohl, weil sie ihr Kopftuch nicht so getragen hatte, wie die iranischen Mullahs und das iranische Gesetz es für Frauen vorsehen. Die genauen Umstände ihres Todes sind noch unklar. Amini wurde zu einer Ikone im Kampf für Freiheit.
quelle: keystone / abedin taherkenareh
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So wird der Tod Ebrahim Raisis im Iran und auf der Welt gefeiert
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192 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Tante Karla
21.05.2024 12:33registriert März 2024
Die islamistisch-putinistische Achse hat unter CH-Rechtsradikalen recht viele Fans, scheint mir. Mal gespannt, wie die Weltwoche auf den Tod des Islamisten reagiert.
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maruhu
21.05.2024 12:42registriert Januar 2021
Egal wenn Einer sterben muss, ihr Scheiss-System bleibt leider bestehen. Aber die Hoffnung auf eine Änderung auch !
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scrum-half
21.05.2024 12:49registriert Oktober 2023
Das Ziel der Achsenmächte ist der Sturz der westlich dominierten Weltordnung. Dieser ebnet den Weg für ihre Weltherrschaftsträume. Solange sie dieses gemeinsame Interesse haben, werden sie mit allen miesen Tricks gegen westliche Interessen agitieren. Die Westmächte müssen dies verstehen und Gegenmassnahmen treffen und ihre strategische Lage verteidigen oder ausbauen. Wir Europäer profitieren von dieser Weltordnung. Ich wundere mich, wie viele diesen Sachverhalt nicht verstehen wollen. Auf einen persischen Machtkampf würde ich nicht wetten, er wäre eine gute Nachricht.
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