Trotz der Aufhebung eines umstrittenen Verbots für Social-Media-Plattformen wie Facebook und Instagram in Nepal ist es in dem Land den zweiten Tag in Folge zu gewaltsamen Protesten gekommen.
In der Hauptstadt Kathmandu und anderen Landesteilen setzten aufgebrachte Menschen die Wohnsitze und Büros mehrerer Minister sowie anderer Politiker in Brand und griffen sie mit Steinen an, berichteten die Zeitung «The Kathmandu Post» und andere lokale Medien. Wegen der schweren Unruhen im Land trat Ministerpräsident Khadga Prasad Sharma Oli zurück.
Aufnahmen sollen zeigen, wie der nepalesische Finanzminister Bishnu Prasad Paudel von Demonstrierenden verfolgt und angegriffen wurde:
Die Proteste hatten sich in Nepal entzündet, nachdem die Regierung des Himalaya-Staates in der vergangenen Woche 26 Online-Netzwerke verboten hatte. Sie wollte die Dienste dadurch zwingen, sich registrieren und unter staatliche Aufsicht stellen zu lassen. Der Schritt hatte jedoch starke Kritik hervorgerufen und Tausende, meist jüngere Menschen im ganzen Land auf die Strasse getrieben.
Am Montag hatte es bei Zusammenstössen zwischen Demonstranten und Polizei in Kathmandu und anderswo mindestens 19 Tote gegeben. Zahlreiche Menschen wurden verletzt. Den Berichten nepalesischer Medien zufolge hatte die Polizei Wasserwerfer, Tränengas und scharfe Munition eingesetzt.
Die Proteste richteten sich nicht nur gegen die Sperrung der Online-Netzwerke, die die Regierung mittlerweile aufgehoben hat. Die Teilnehmer prangern auch weit verbreitete Korruption im Staat sowie Vetternwirtschaft an.
In einer Mitteilung des Büros des Ministerpräsidenten hiess es, Oli wolle mit seinem Rücktritt den Weg für eine politische Lösung für die aktuelle Situation im Land frei machen. Zuvor waren schon mehrere Minister, darunter der Innenminister, zurückgetreten. Der 73-jährige Oli war seit vergangenem Jahr im Amt des Regierungschefs, das er bereits mehrmals innegehabt hatte.
Nepal hat rund 30 Millionen Einwohner. Die parlamentarische Demokratie ist jung. Von 1996 bis 2006 herrschte Bürgerkrieg, die jahrhundertealte Monarchie wurde 2008 abgeschafft. (rbu/sda/dpa)