Im Krisenland Myanmar gerät die regierende Militärjunta zunehmend unter Druck.
Seit Dienstagabend tobten in der Stadt Myawaddy an der Grenze zu Thailand heftige Kämpfe, berichteten am Mittwoch örtliche Medien und Augenzeugen übereinstimmend. Ein revolutionäres Bündnis unter Führung des bewaffneten Flügels der KNLA (Karen National Liberation Army) hatte dem Militär bereits Ende vergangener Woche in dem Gebiet schwere Verluste zugefügt. Nun griffen Rebellen offenbar erneut Stellungen der Armee an.
«KNLA-Rebellen und Kräfte ihrer Allianz sind in die Stadt eingedrungen und haben die Kontrolle über alle wichtigen Regierungsbüros übernommen», sagte Saw Yoon Ngal, ein Einwohner aus Myawaddy, der Deutschen Presse-Agentur. Es sei zu heftigen Kämpfen gekommen, und die Junta habe mit Luftangriffen reagiert. Mehrere Gebäude in der wichtigen Handelsstadt seien in Flammen aufgegangen. Lokale Medien bestätigten diese Angaben. «Die Zahl der Todesopfer ist noch nicht bekannt», betonte Ngal.
Mywaddy gilt als einer der wichtigsten Handelsposten zwischen dem früheren Birma und dem Nachbarland Thailand. Viele Einwohner sind auf der Flucht und gelangen über einen Fluss nach Mae Sot in Thailand. Die Brücken über den Fluss werden Augenzeugen zufolge mittlerweile von der KNLA kontrolliert. Der thailändische Aussenminister Parnpree Bahiddha-nukara sagte, sein Land sei bereit, 100'000 Flüchtlinge aus Myanmar aufzunehmen, wie die Zeitung «Bangkok Post» am Mittwoch berichtete.
Die KNLA ist der bewaffnete Arm der Karen National Union, der ältesten Gruppe von Aufständischen im Vielvölkerstaat Myanmar. Seit mehr als 70 Jahren kämpft sie für die Freiheit und bietet seit dem Putsch vom Februar 2021 vielen Binnenvertriebenen Schutz.
Bereits Ende vergangener Woche hatten sich Berichten zufolge rund 600 Soldaten und ihre Angehörigen der KNLA und ihren Verbündeten ergeben. Am Wochenende soll Myanmars Militärregierung die Regierung in Bangkok um Landeerlaubnis in Mae Sot für ein Transportflugzeug gebeten haben, um Familien Armeeangehöriger in Sicherheit zu bringen. Ministerpräsident Srettha Thavisin erklärte am Montag, die Maschine habe unbewaffnete Zivilisten an Bord gehabt. Militärs oder Waffen seien nicht in dem Flugzeug gewesen.
Seit dem Umsturz im Februar 2021 versinkt Myanmar Chaos und Gewalt. Die Generäle hatten vor zwei Jahren Regierungschefin Aung San Suu Kyi entmachtet und regierten seither mit eiserner Faust. Suu Kyi sitzt im Gefängnis. (saw/sda/dpa)