Zwiebeln statt Blumen. Damit posiert ein philippinisches Ehepaar an seinem Hochzeitstag am 21. Januar 2023. Wollten sie etwa Geld sparen und kein Geld für Blumen ausgeben?
Ganz im Gegenteil: Zwiebeln sind in den Philippinen nämlich gerade rare Ware und für lokale Verhältnisse ungeheuerlich teuer. Ende Dezember musste man in der Hauptstadt Manila bis zu 720 Peso (umgerechnet 12 Franken) pro Kilo Zwiebeln hinblättern. Zum Vergleich: Der tägliche Mindestlohn in der Hauptstadt liegt zwischen 533 und 570 Peso (also zwischen 9 und 9.60 Franken). Wer also Zwiebeln in die Finger bekommt, der ist im Besitz eines luxuriösen Guts.
In der Zwischenzeit ist der Preis wieder gesunken, doch Zwiebeln kosten noch immer das Zwei- oder Dreifache von Fleisch. Eine Katastrophe für den asiatischen Inselstaat, findet sich das Gemüse ja in fast jedem philippinischen Gericht. Viele Restaurants müssen die Zutat aus ihren Menüs streichen. Eine Person auf Twitter schrieb, dass Zwiebeln auch in Lebensmittelläden praktisch nicht mehr existent seien:
I live in the Philippines. Since a few weeks ago, onions became non-existent in the groceries that I usually visit. Moreover, I heard that a kilo of onions here are reaching towards $20-ish or something.
— Olliekarp (@olliekarp) January 26, 2023
Das Landwirtschaftsministerium warnte bereits im vergangenen August, dass das Zwiebelangebot schrumpfe und bald nicht mehr ausreiche, um die Nachfrage zu decken.
Noch ist aber nicht ganz klar, wieso genau die Preise derart in die Höhe geschossen sind. Bauernverbände und Fachleute nennen diverse Gründe für die Zwiebelkrise: So sei beispielsweise die Nachfrage nach der Pandemie in die Höhe geschossen. Zudem wurde das Land dieses Jahr von zwei besonders heftigen Stürmen heimgesucht, welche grosse Ernteschäden verursacht haben. Die Regierung vermutet zudem, dass eine kriminelle Organisation Zwiebeln künstlich verknappt, um den Preis zu manipulieren. Dies wiederum lässt den Schmuggel der plötzlich kostbaren Ware aufblühen.
Illegale Händler nutzen die bleibende hohe Nachfrage, um die Zwiebeln zu horrenden Preisen anzubieten. Dafür werden sie in grossen Mengen ins Land geschmuggelt. So entdeckte die Zollbehörde im Hafen von Cagayan de Oro, auf der zweitgrössten Insel der Philippinen, am 21. Dezember zwei Container voller geschmuggelter Zwiebeln – sie waren hinter Brot und Backwaren versteckt. Die beiden Container wogen 50'000 Kilo und enthielten Zwiebeln mit einem geschätzten Wert von umgerechnet 338'456 Schweizer Franken.
Auch zehn Besatzungsmitglieder der Philippine Airlines versuchten Anfang Monat ihr Glück: Sie füllten ihr Gepäck mit fast 40 kg Zwiebeln und Früchten, flogen allerdings bei der Zollkontrolle auf.
Ferdinand Marcos Jr., der Präsident der Philippinen, der sich bei Amtsantritt selbst zum Landwirtschaftsminister ernannte, kündigte diesen Monat die Einfuhr von 21'060 Tonnen Zwiebeln an. Die erste Lieferung ist diese Woche eingetroffen.
Zu spät, klagen viele Landwirte. Für sie beginnt nämlich genau jetzt die Erntezeit. Die Regierung hofft dennoch, mit Zwiebelimporten gegen den Schmuggel und die hohen Kosten vorgehen zu können. (saw)
Hadock50
Ich frage mich ob da alles mit rechten Dingen zu und her ging.
Die leidtragenden sind einmal mehr die Bevölkerung.