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Corona: Bhutan impft 90 Prozent der Bevölkerung innerhalb einer Woche

90% der Bevölkerung innerhalb einer Woche geimpft – Bhutans Erfolgsrezept in 4 Punkten

Das Himalaya-Königreich Bhutan hat innerhalb von sieben Tagen 90 Prozent der erwachsenen Bevölkerung geimpft. Wie das möglich wurde.
28.07.2021, 08:5929.07.2021, 06:01
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Bhutan ist nicht aufzuhalten: Im Rekordtempo hat das Land 90 Prozent der erwachsenen Bevölkerung geimpft, berichtet das Gesundheitsministerium. Am 20. Juli begann im grossen Stil die Verimpfung der zweiten Dosen.

Das kleine Land mit 800'000 Einwohnerinnen und Einwohnern machte bereits im April Schlagzeilen mit seiner Impfkampagne: Damals impfte Bhutan innerhalb von zwei Wochen 90 Prozent der erwachsenen Bevölkerung. Verwendet wurden dabei AstraZeneca-Dosen, die von Indien gespendet wurden. Nachdem aber Indien den Export von Impfstoffen extrem reduzierte, um den eigenen Bedarf zu decken, sah sich Bhutan einer Impfstoff-Knappheit gegenüber.

Gespendete Impfdosen

Mit der Lieferung von 500'000 Moderna-Dosen aus den USA – gespendet im Rahmen der COVAX-Initiative – konnte die Impfkampagne letzte Woche schliesslich fortgesetzt werden. «Unser Ziel ist es, die Herdenimmunität in unserer Bevölkerung innerhalb der kürzesten Zeit zu erreichen, um eine grosse öffentliche Gesundheitskrise abzuwenden», so Dechen Wangmo, Bhutans Gesundheitsministerin, gegenüber Associated Press.

This photograph provided by UNICEF shows airport personnel in protective suit handle unloaded consignment as 500,000 doses of Moderna COVID-19 vaccine gifted from the United States arrived at Paro Int ...
Flughafenpersonal am Paro International Airport in Bhutan entlädt die von den USA gespendeten Impfdosen.Bild: keystone

Engagiertes Gesundheitspersonal

Über 3000 Gesundheitsmitarbeitende und 1200 Impfzentren sorgten im kleinen Land dafür, dass die Impfdosen jede erwachsene Person erreichten – in einigen Fällen mussten die Mitarbeitenden dafür tagelang bei strömendem Regen und gefährlichen Erdrutschen durch das Gebirge wandern. Dies war nötig, um auch die abgelegensten Dörfer zu erreichen, deren Einwohnerinnen und Einwohner nicht in der Lage waren, ein Impfzentrum zu besuchen.

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Eine Frau in einer abgelegenen semi-nomadischen Gesellschaft im östlichen Bhutan erhält eine Impfung.Bild: keystone

Das Impfteam des südwestlichen Getana wanderte 6 Stunden, um 78 Personen im kleinen Dorf Daga Tashi zu impfen, berichtet das Gesundheitsministerium auf seiner Website. «Es war eine anstrengende Reise, die Strasse war schlammig, aber es hat Spass gemacht, weil wir in einem Bagger mitfahren durften», erzählt ein Teammitglied.

Bhutan: Das Impfteam wandert 6 Stunden und darf mit einem Bagger mitfahren.
Den Impfteams in Bhutan ist kein Weg zu weit.Bild: Ministry of Health Bhutan

Regierung aus medizinischem Fachpersonal

Das Erfolgsrezept Bhutans dürfte einer Regierung zu verdanken sein, das von medizinischem Fachpersonal geführt wird: Sowohl der Ministerpräsident Lotay Tshering, der Aussenminister Tandi Dorji und die Gesundheitsministerin Dechen Wangmo haben Masterabschlüsse in medizinischen Fachbereichen.

(190413) -- DHAKA, April 13, 2019 -- Bhutan s Prime Minister Lotay Tshering (L) meets with his Bangladesh counterpart Sheikh Hasina in Dhaka, Bangladesh, April 13, 2019. Sheikh Hasina and Lotay Tsheri ...
Ministerpräsident Lotay Tshering hat einen Abschluss in Chirurgie und Urologie. Nebst seiner Arbeit als Ministerpräsident führt er an Wochenenden noch immer Operationen durch. Bild: www.imago-images.de

Sie setzten alles daran, die Bevölkerung über die Impfung aufzuklären und offene Fragen zu beantworten. Dafür waren sie unter anderem auf Facebook aktiv.

Auch der König Jigme Khesar Namgyel Wangchuck beteiligte sich an den Bemühungen: Er reiste durch das Land, um die Bevölkerung auf die Impfung aufmerksam zu machen.

Hilfsbereite Freiwillige

Eine weitere wichtige Säule bestand in einem grossen Netzwerk aus Freiwilligen – sogenannten «desuup» –, sagt Will Parks, der UNICEF-Vertreter von Bhutan. Innerhalb der letzten 1,5 Jahre haben sich über 22'000 Menschen freiwillig gemeldet, um gegen Falschinformationen anzukämpfen und beim Testen und Impfen im ganzen Land zu helfen.

Bhutans Erfolg ist in Südasien einzigartig und macht Hoffnung. «Vielleicht kann dieses kleine Königreich im Himalaya ein Hoffnungsschimmer für eine Region sein, die momentan in Flammen steht», so der UNICEF-Vertreter Parks.

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40 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Ein Schelm
28.07.2021 09:15registriert Mai 2020
Ich denke so gut wie jedes Land hat engagiertes Gesundheitspersonal und freiwillige Helfer. Ich weiss ich vergleiche hier die Schweiz mit einem Land mit knapp einem Zehntel unserer Bevölkerung.

Jedoch denke ich dass ein weiterer Faktor dazu kommt. Bhutan hat vermutlich einen deutlich kleineren Anteil an Personen die das Ganze massiv hinterfragen oder den Aufwand untergraben wollen. Gelinde gesagt...
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Status: Heikel
28.07.2021 10:17registriert August 2020
1200 Imfpzentren für 800.000 Personen = rund 667 pro Zentrum und trotz "in eigenen Fällen mussten die Mitarbeitenden dafür tagelang bei strömendem Regen und gefährlichen Erdrutschen durch das Gebirge wandern. Dies war nötig, um auch die abgelegensten Dörfer zu erreichen"
Starke Leistung und höchsten Respekt vor dieser Anstrengung 👍👍👍
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Ehrenmann
28.07.2021 10:27registriert Januar 2018
Da ziehen mal alle am selben Strang. Beeindruckend
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