Es ist praktisch egal, welchen US-Staat man sich anschaut: Die Neuinfektionen mit Corona steigen überall – mal steiler, mal flacher an. In Florida beispielsweise stieg der 7-Tagesschnitt innert eines Monats von rund 1500 auf über 7500, also eine Verfünffachung.
In Kalifornien wurde in einigen Countys aufgrund der stark steigenden Neuinfektionen mancherorts die Maskenpflicht wieder eingeführt oder zumindest empfohlen.
Wichtig aber: Die Hospitalisationen und Todesfälle nehmen nicht im gleichen Ausmass zu, wie das noch bei der zweiten Welle im Winter der Fall war. Dafür verantwortlich sind vor allem zwei Gründe: Zum einen infizieren sich bisher vor allem Jüngere, zum anderen hilft die Impfung. In den USA ist neben Pfizer/BioNTech und Moderna auch der Wirkstoff von Johnson&Johnson zugelassen, bei dem nur eine Dosis benötigt wird.
Doch wer muss überhaupt ins Spital eingeliefert werden? Wie viele sind vollständig geimpft? Wie viele nicht oder nur teilweise? Leider publizieren nicht alle Staaten diese Daten. Teilweise werden sie aber auf County-Ebene bekannt gegeben.
>> Coronavirus: Alle News im Liveticker
Der Bundesstaat Virginia im Osten der USA publiziert die Daten auf der Seite der Gesundheitsbehörde. Aktuell sind dort 53 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft, was leicht über dem USA-Schnitt von 48,7 Prozent liegt.
Die ansteckendere Delta-Variante breitete sich im Staat ab Juni aus, ab dem 14. Juni war sie schon für rund jeden dritten neuen Fall verantwortlich, aktuell macht sie wie in den gesamten USA rund 80 Prozent der Fälle aus.
Wir blicken mit Delta im Hinterkopf darum nur auf die Fälle ab dem 14. Juni. In Virginia wurden seither 5077 Neuinfektionen gemeldet. 242 davon mussten hospitalisiert werden, 21 positiv Getestete starben. Wie viele davon waren vollständig geimpft? Als «vollständig geimpft» gilt eine Person, die seit mindestens zwei Wochen die zweite Impfung erhalten hat. So sieht es in Virginia seit dem 14. Juni aus:
Der Unterschied ist frappant. 97,52 Prozent der Fälle betrafen Ungeimpfte, 94,90 Prozent der Hospitalisationen waren nicht vollständig geimpft und 95,45 Prozent der Todesfälle hatten noch keine zwei Pikser. Zu beachten gilt zudem: Da bei Geimpften eine Infektion viel öfter asymptomatisch verläuft, ist die Dunkelziffer bei den Fallzahlen höher. Dies führt dazu, das von den positiv Getesteten ein grösserer Anteil hospitalisiert werden muss.
Übrigens: Würden wir doch den ganzen Zeitraum seit 1. Januar betrachten, wären die Unterschiede und Prozentzahlen noch höher. 99,40 Prozent der Fälle betrafen Ungeimpfte, 98,64 Prozent der Hospitalisationen waren nicht vollständig geimpft und 99,03 Prozent der Todesfälle hatten noch keine zwei Pikser:
Die Verteilung zwischen Geimpften und Ungeimpften der Hospitalisationen und Todesfälle ist auch in anderen Staaten ähnlich. Zu beachten gilt: Je mehr Personen in einem Staat geimpft sind, desto höher ist auch die absolute Anzahl Personen, die trotzdem erkrankten. Denn bekanntlich schützt die Impfung nicht zu 100 Prozent vor einer Infektion. Wogegen sie aber in den allermeisten Fällen nützt, ist ein schwerer Verlauf.
Das Center for Disease Control and Prevention der USA (CDC) erfasst die «Breakthrough Cases», also die Fälle trotz doppelter Impfung, noch nicht landesweit. Von einigen Staaten werden aber Daten gesammelt. Bisher wurden in den USA rund 160 Millionen Einwohner doppelt geimpft. Bis am 12. Juli erhielt das CDC dabei 5189 Meldungen von Geimpften, die hospitalisiert werden mussten.
Das CDC schreibt allerdings selbst, dass hier eine Dunkelziffer besteht, da die entsprechenden Meldungen noch freiwillig sind. In amerikanischen Medien geht man davon aus, dass Ungeimpfte über 95 Prozent der Hospitalisationen ausmachen und praktisch alle Todesfälle.
Werden vollständig Geimpfte hospitalisiert, dann sind diese meist über 80-jährig und leiden unter Vorerkrankungen, wie der «San Francisco Chronicle» schreibt. Dr. Julie Parsonnet, Epidemiologin in Stanford, sagt dazu: «Die Impfung wirkt und beschützt uns vor schweren Verläufen.» In Countys der Bay Area (z.B. San Francisco) werden 80 bis 100 Prozent der Covid-19-Hospitalisationen und praktisch 100 Prozent aller Todesfälle Ungeimpften zugeschrieben.
Auch die NBC Chicago meldet ähnliche Zustände vom Illinois Department of Public Health: Bisher verstarben im Bundesstaat 151 vollständig Geimpfte. Das sind 2,2 Prozent aller Todesfälle. Und in Massachusetts schreibt Boston 25 News, dass von den bisher über vier Millionen vollständig Geimpften bisher 4450 positiv getestet wurden. 92 Prozent von ihnen hatten einen milden Verlauf, 247 (5,5%) mussten ins Spital, 56 (1,26%) starben.
Etwas höher ist die Zahl im Bundesstaat Washington im Westen. Dort wurden dem Gesundheitsamt vom 17. Januar bis am 10. Juli 2925 Fälle trotz doppelter Impfung gemeldet. 9 Prozent davon mussten ins Spital eingeliefert werden, 45 Personen (1,5%) starben.
Auch in der Schweiz werden Impfdurchbrüche erfasst. Auf Anfrage schreibt das BAG, dass seit dem 27. Januar insgesamt 273 Fälle von Personen gemeldet wurden, die mindestens zwei Wochen nach der zweiten Impfdosis positiv auf Covid-19 getestet wurden.
Von diesen mussten 77 hospitalisiert werden, 17 sind verstorben. Insgesamt wurden in dieser Zeitspanne 190'000 positive Fälle registriert.
BAG-Mediensprecher Jonas Montani erklärt: «Die Zahl von 273 Fällen ist eine Unterschätzung, weil es Personen mit Impfdurchbrüchen gibt, die weder in einem Spital landen noch ambulant erfasst wurden. Trotz dieser Unschärfe sind diese Fälle von vollständig Geimpften, die sich wieder infizieren, gering. Die Hälfte der Fälle (152) bezieht sich auf Personen, die älter sind als 70 Jahre. Dies kommt unter anderem daher, weil am Anfang der Impfkampagne vor allem die Personen in dieser Altersgruppe geimpft wurden.»
Liebu
Wer immer noch zweifelt, die Impfung nützt.
Hyper80
B-M
Nein im Ernst, diese Zahlen sprechen eindeutig für eine Impfpflicht. Jene die dies als Körperverletzung bezeichnen denken wohl auch, es sei Körperverletzung wenn die Feuerwehr jemanden aus einem brennenden Haus rettet, ohne dessen schriftliche Zustimmung.