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Steckt CS die Deutsche Bank an? Scholz verteilt Beruhigungspille

Der befürchtete CS-Dominoeffekt und die Sorge um die Deutsche Bank

Der Absturz der Credit Suisse und ein möglicher Dominoeffekt waren auch Thema beim Gipfeltreffen der EU-Regierungschefs in Brüssel. Die europäischen Banken seien stabil und die Situation nicht mit den USA oder der Schweiz vergleichbar, sagen Olaf Scholz und Co.
27.03.2023, 20:04
Remo Hess, Brüssel / ch media
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epa10538247 Germany's Chancellor Olaf Scholz speaks to the media as he arrives for a EU Summit in Brussels, Belgium, 23 March 2023. EU leaders will meet for a two-day summit in Brussels to discus ...
Lässt sich von den Turbulenzen an der Börse nicht beeindrucken: der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz beim Gipfeltreffen in Brüssel.Bild: keystone

Ist die Deutsche Bank die neue Credit Suisse? Stecken sich die europäischen Banken am Untergang der Schweizer Grossbank an? Das fragten sich am Gipfeltreffen der EU-Staats- und Regierungschefs viele, nachdem der Aktienkurs der Deutschen Bank am Freitag um zeitweilig über 14 Prozent eingebrochen war. Auch die Titel anderer europäischer Geldinstitute verloren signifikant an Wert.

Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) versuchte zu beruhigen: «Die Deutsche Bank hat ihr Geschäft grundlegend modernisiert. Es gibt keinen Anlass, sich irgendwelche Gedanken zu machen». Allgemein habe Europa seine Hausaufgaben gemacht. Scholz: «Es hat sich gelohnt, dass wir in den vergangenen Jahren sehr strikte Regeln erlassen haben. Das Bankensystem ist stabil.»

Auch für Frankreichs Präsident Emmanuel Macron ist die Credit Suisse ein Spezialfall. «Eines der Probleme der Credit Suisse war ihre Ausrichtung an gewissen amerikanischen Anlagen». Die europäischen Banken hingegen würden sich in einer anderen Situation befinden und hätten «gesunde Fundamente». Was zurzeit auf den Finanzmärkten abgehe, sei das Werk von Spekulanten, die schnelles Geld verdienen wollten, sagte Macron zu den Turbulenzen an der Börse.

Deutschland steht auf Bremse

Auch der niederländische Premierminister Mark Rutte strich die Unterschiede zwischen den Banken der Eurozone und der Situation in den USA und der Credit Suisse heraus. In ihrer gemeinsamen Abschlusserklärung schrieben die 27 EU-Staats- und Regierungschefs: «Unser Bankensektor ist widerstandsfähig, und die Kapital- und Liquiditätslage ist gut».

Tatsächlich hat die EU seit der Finanzkrise 2008 ihre Vorgaben für die Banken verschärft und die sogenannte «Bankenunion» geschaffen. In diesem Rahmen wurde auch ein gemeinsamer Milliardentopf eingerichtet, damit zur Rettung einer Bank künftig kein Steuergeld mehr verwendet werden muss. Einen Ernstfall mit dem Konkurs einer grösseren Bank hat das System aber bislang noch nie erlebt.

Zur Vollendung der Bankenunion wie geplant fehlt aber noch eine europäische Versicherung von Bankguthaben. Diese ist momentan blockiert. Unter anderem, weil sich Deutschland weigert, Risiken zu vergemeinschaften und im Ernstfall die Guthaben von Bankkunden in anderen EU-Länder zu garantieren.

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9 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Bruchpilot
27.03.2023 23:13registriert Juli 2020
In der Schweiz haben wir vor wenigen Monaten dieselben Beschwichtigungen gehört...
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