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Erzwungene Landung von Belarus-Blogger: Polen erhebt Anklage

Erzwungene Landung von Belarus-Blogger: Polen erhebt Anklage

06.09.2024, 17:3606.09.2024, 17:36
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Roman Protassewitsch
Der belarussische Blogger Roman Protassewitsch.

Mehr als drei Jahre nach der erzwungenen Landung einer Ryanair-Maschine mit dem belarussischen Blogger Roman Protassewitsch an Bord hat Polen Anklage gegen drei Belarussen erhoben.

Die Ermittler werfen ihnen die Übernahme der Kontrolle über ein Flugzeug, erzwungene Landung und Freiheitsberaubung vor, wie die Staatsanwaltschaft in Warschau mitteilte. Internationale Haftbefehle für die drei Belarussen, die sich nicht in Polen aufhalten, würden demnächst beantragt.

Protassewitsch ist Mitgründer des regimekritischen Telegram-Kanals Nexta, der die Opposition gegen Machthaber Alexander Lukaschenko unterstützt. Im Mai 2021 hatten die Behörden von Belarus eine Ryanair-Passagiermaschine auf dem Weg von Athen nach Vilnius mit einem Kampfjet zur Zwischenlandung in Minsk gezwungen.

Die erzwungene Landung war mit einer Bombendrohung begründet worden. An Bord waren Roman Protassewitsch und seine Freundin Sofia Sapega. Beide wurden nach der Landung verhaftet und später zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Protassewitsch kam 2023 überraschend frei, Sapega wurde begnadigt.

Polens Ermittler werteten Flugdaten aus

Da das Flugzeug in Polen registriert ist, nahm die polnische Staatsanwaltschaft Ermittlungen in dem Fall auf. «Im Laufe der Ermittlungen wurden Aufzeichnungen von Gesprächen aus dem Cockpit des Flugzeugs, einschliesslich des Gesprächsaufzeichnungsgeräts, und technische Daten des Flugs aus der sogenannten «Black Box» sichergestellt», teilte die Behörde mit. Darüber hinaus habe man Berichte von Besatzungsmitgliedern über den Verlauf des Flugs eingeholt.

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft handelt es sich bei den Tatverdächtigen um den früheren Direktor der belarussischen Flugsicherungsbehörde, den Leiter der Flugleitzentrale in Minsk sowie den Chef des Geheimdienstes KGB.

Die Ermittlungen hätten ergeben, dass die Tatverdächtigen bei der Übernahme der Kontrolle über das Flugzeug falsche Angaben über eine angebliche Sprengladung an Bord gemacht und dann die Piloten zu einer Notlandung gezwungen hätten, hiess es weiter. In der Folge seien 132 Flugzeuginsassen ihrer Freiheit beraubt worden. Das eigentliche Ziel sei aber gewesen, Protassewitsch festzunehmen. (sda/dpa/lyn)

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