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Migranten durchbrechen Grenze von Belarus nach Polen

Migranten durchbrechen Grenze von Belarus nach Polen

10.11.2021, 02:3910.11.2021, 06:37
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Zwei grössere Gruppen von Flüchtlingen haben auf ihrem erhofften Weg in die EU einem polnischen Medienbericht zufolge die Grenze von Belarus nach Polen durchbrochen. Mehreren Dutzend Migranten sei es gelungen, Zäune in der Nähe der Dörfer Krynki und Białowieża zu zerstören und die Grenze zu passieren, berichtete die polnische Nachrichtenagentur PAP am späten Dienstagabend unter Berufung auf den örtlichen Sender Białystok.

Der Sender zitierte eine Sprecherin des Grenzschutzes, dass in beiden Fällen Zäune und Barrieren gewaltsam niedergerissen worden seien. Einige der Flüchtlinge seien nach Belarus zurückgebracht worden, andere seien auf freien Fuss.

Der belarussische Grenzschutz veröffentlichte Bilder mehrerer Menschen, die am Kopf und an den Händen bluteten. Zu sehen waren tiefe Schnittwunden in Handflächen, nachdem Menschen versucht hätten, die Stacheldrahtzäune zu überwinden. Es handele sich um Kurden. Sie hätten medizinische Hilfe bekommen, hiess es.

Überprüfbar waren die von der autoritär geführten Ex-Sowjetrepublik am Morgen veröffentlichten Nachtaufnahmen nicht. Gezeigt wurden auch Dutzende Menschen, die in Zelten und an Lagerfeuern ausharrten. Es war zudem ein weinendes Kind zu hören. Die belarussische Staatspropaganda wirft den polnischen Sicherheitskräften ein brutales Vorgehen gegen die Schutzsuchenden vor.

Auf der belarussischen Seite befänden sich Hunderte Menschen. Nach Angaben der polnischen Behörden hätten die Flüchtlinge von belarussischen Organisationen Lebensmittel erhalten, hiess es weiter.

Das EU-Mitglied Polen hat Tausende Soldaten an der Grenze stationiert, die einen Durchbruch an den Anlagen mit Stacheldraht verhindern sollen. Der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko hatte am Dienstag gefordert, die Menschen durchzulassen. Sie wollten sich nicht in Polen niederlassen, sondern vor allem in Deutschland, sagte er in einem Interview.

epa09572470 A handout picture made available by Belta news agency shows migrants gathering at the Belarus-Polish border in the Grodno region, Belarus, 09 November 2021. According to the State Border C ...
Hunderte von Menschen warten noch immer darauf, über die Grenzen gelassen zu werden.Bild: keystone

Der als «letzter Diktator Europas» verschriene Politiker steht im Ruf, die Menschen aus Krisenstaaten wie Syrien, Afghanistan, Libyen und Irak gezielt einfliegen zu lassen, um sie dann in Richtung EU-Grenze zu schleusen. Lukaschenko hatte die Anschuldigungen zurückgewiesen und internationale Schleusernetzwerke für die Organisation der Reisen der Menschen verantwortlich gemacht. Er räumte erneut ein, die Migranten auf ihrem Weg in die EU nicht mehr aufzuhalten. (saw/sda/dpa)

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38 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Badener
10.11.2021 03:22registriert März 2017
Man sollte dem Lukaschenko-Clan sämtliche Visa und Bankkonten entziehen.
Flüchtlinge für seine eigenen Interessen zu instrumentalisieren.......gibt es ein Wort auf Deutsch wie verwerflich das ist?
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LURCH
10.11.2021 03:31registriert November 2019
Internationale Schleusernetzwerke die Visas für Belarus ausstellen?
Der schliesst glaube ich von seiner eigenen Dummheit auf andere.
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Kommissar Rizzo
10.11.2021 08:38registriert Mai 2021
Ich kann die Verzweiflung und Wut der Flüchtlinge verstehen. Man ist soweit gegangen und möchte nun noch den "letzten Schritt" gehen. Andererseits verstehe ich die Länder auch, die sie nicht reinlassen wollen. Auf die Gefahr hin, dass ich mich unbeliebt mache, aber wohl nur ein kleiner Teil dieser fast ausnahmslos jungen Männer hat "Frau und Kinder zu Hause", die er dann nachholen möchte, und/oder ist wirklich an Leib & Leben bedroht. Die meisten sind Wirtschaftsflüchtlinge. Man kann verstehen, dass sie wegwollen, ein Anrecht auf Aufnahme haben sie jedoch nicht.
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