Brasiliens verurteilter Ex-Staatschef Jair Bolsonaro hat Hautkrebs
Der frühere brasilianische Präsident Jair Bolsonaro ist an Hautkrebs erkrankt. Am Sonntag hatte Bolsonaro sich Hautveränderungen in einer Klinik in Brasilia entfernen lassen. Eine Biopsie der Proben habe den Befund eines sogenannten Plattenepithelkarzinoms ergeben, teilte sein behandelnder Arzt mit. Dabei handele es sich um eine «Art von Hautkrebs, die schwerwiegende Folgen haben kann», so der Arzt Claudio Birolini am Mittwoch (Ortszeit) vor Journalisten.
Der 70-Jährige wurde am Dienstag aufgrund gesundheitlicher Beschwerden ins Krankenhaus eingeliefert und war über Nacht zur Beobachtung geblieben. Am Mittwoch wurde er jedoch wieder nach Hause entlassen.
Verurteilung wegen Umsturzversuchs
Wegen Fluchtgefahr steht Bolsonaro seit August unter Hausarrest. In der vergangenen Woche war er vom Obersten Bundesgericht zu einer Haftstrafe von 27 Jahren und drei Monaten verurteilt worden – wegen seiner Rolle bei einem versuchten Staatsstreich. Die Richter sahen es als erwiesen an, dass Bolsonaro eine «kriminelle Organisation» angeführt habe, um das Ergebnis der Präsidentschaftswahl 2022 nachträglich zu kippen.
Unterstützer des damaligen Amtsinhabers hatten am 8. Januar 2023 den Kongress, den Präsidentenpalast und das Oberste Gericht in Brasília gestürmt. Bolsonaro selbst hielt sich zu diesem Zeitpunkt in den USA auf. Laut Urteil wusste er jedoch von Umsturzplänen und nahm sie zumindest billigend in Kauf.
Die Verteidigung kündigte an, alle Rechtsmittel ausschöpfen zu wollen. Bolsonaro selbst weist die gegen ihn erhobenen Vorwürfe zurück und sieht sich als Opfer einer politisch motivierten Kampagne. Sein Verteidigerteam sprach von einer «unverhältnismässigen Strafe». Über eine mögliche Umwandlung der Haft in dauerhaften Hausarrest könnte auch Bolsonaros Gesundheitszustand entscheiden.
Dehydriert und mit Atemnot eingeliefert
Sein Sohn Flavio hatte am Dienstag im Onlinedienst X von einem «Notfall» berichtet. Demnach hatte sich Bolsonaro zuvor «unwohl gefühlt». Seinem Sohn zufolge litt der 70-Jährige «unter starkem Schluckauf, Erbrechen und niedrigem Blutdruck» und konnte fast zehn Sekunden nicht atmen.
Einem am Mittwoch veröffentlichten Klinik-Bulletin zufolge war der frühere Präsident bei seiner Ankunft am Dienstag «dehydriert» gewesen. Seine Herzschlagfrequenz sei erhöht und sein Blutdruck deutlich abgesenkt gewesen. Bei den Untersuchungen seien eine «anhaltende Blutarmut und eine Beeinträchtigung der Nierenfunktion» festgestellt worden, hiess es in dem Bulletin weiter.
Bolsonaro war in den vergangenen Jahrenwiederholtr in medizinischer Behandlung. Seit einem Messerattentat im Wahlkampf 2018 leidet er an Folgeschäden, unter anderem an Darmproblemen und wiederkehrenden Entzündungen. Bereits während seiner Amtszeit musste er sich mehrfach operativen Eingriffen unterziehen.
Verwendete Quellen:
- Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa, afp und reuters