International
Brasilien

Schmerz nach Massaker in Kinderkrippe in Brasilien – Motiv unklar

Grosser Schmerz nach Massaker in Kinderkrippe in Brasilien – Motiv völlig unklar

06.04.2023, 09:19
Mehr «International»
A family stands outside the "Cantinho do Bom Pastor" daycare center after a fatal attack on children in Blumenau, Brazil, Wednesday, April 5, 2023. A man with a hatchet jumped over a wall an ...
Kerzen vor dem Eingang der Krippe.Bild: keystone

Bestürzung, Trauer und offene Fragen im Süden Brasiliens: Nach dem bewaffneten Angriff in einer Krippe mit vier toten Kindern in der von deutschen Einwanderern gegründeten und geprägten Stadt Blumenau ermitteln die Behörden zu den Hintergründen.

«Die Tat steht nicht im Zusammenhang mit anderen kriminellen Praktiken», sagte der Kommissar der zivilen Polizei des Bundesstaates Santa Catarina, Ulisses Gabriel, am Mittwoch (Ortszeit) bei einer Pressekonferenz. «Sie ist auch nicht koordiniert, etwa durch soziale Netzwerke oder Gespräche zwischen Kriminellen.» Gabriel betonte, dass es sich um einen Einzelfall handele.

Der 25 Jahre alte Angreifer aus dem benachbarten Bundesstaat Paraná war nach Angaben der Militärpolizei und der Stadt Blumenau am Mittwochmorgen mit einem Beil bewaffnet in eine private Kinderkrippe eingedrungen, wo er die Kinder attackierte. Nach der Tat hatte sich der Mann laut Polizei auf der Wache gestellt. Er wurde festgenommen und der Zivilpolizei übergeben.

Bei dem Angriff waren vier Kinder zwischen vier und sieben Jahren ums Leben gekommen. Weitere verletzte Kinder waren Polizeikommissar Gabriel zufolge zur Behandlung in Krankenhäuser von Blumenau gebracht worden und befanden sich in stabilem Zustand.

«Es gibt keinen grösseren Schmerz als den einer Familie, die ihre Kinder oder Enkelkinder verliert»
Lula da Silva

Das Motiv des 25-Jährigen war zunächst nicht bekannt. Er war bereits mehrmals auffällig geworden, unter anderem, weil er seinen Stiefvater niedergestochen hatte. Nun muss er sich laut Gabriel für vierfachen Mord und drei Mordversuche verantworten.

People place lit candles outside the "Cantinho do Bom Pastor" daycare center after a fatal attack on children in Blumenau, Brazil, Wednesday, April 5, 2023. A man with a hatchet jumped over  ...
Angehörige nehmen AbschiedBild: keystone

Blumenau rief 30 Tage Trauer aus. Der Unterricht im öffentlichen Bildungsnetz am Mittwoch und Donnerstag wurde abgesagt. Bei der Wiederaufnahme am Montag sollen Stadtwache und Militärpolizei in der Umgebung der Schulen patrouillieren.

«Es gibt keinen grösseren Schmerz als den einer Familie, die ihre Kinder oder Enkelkinder verliert - erst recht bei einem Gewaltakt gegen unschuldige und wehrlose Kinder», schrieb der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva auf Twitter. «Mein Beileid und meine Gebete gelten den Familien der Opfer und der Gemeinde Blumenau angesichts der Ungeheuerlichkeit, die sich in der Kindertagesstätte »Bom Pastor« ereignet hat.»

Erst weniger als zehn Tage zuvor war bei einem Messerangriff an einer Schule in der brasilianischen Metropole São Paulo eine Lehrerin gestorben, weitere Opfer wurden verletzt. Ein 13-Jähriger wurde festgenommen.

Verglichen mit anderen Ländern sind derartige Attacken im grössten Staat Lateinamerikas eher selten. Brasilien gehört zu den Ländern mit den meisten Gewaltverbrechen, aber die überwiegende Zahl davon geht auf organisiertes Verbrechen, Kleinkriminelle und Polizeigewalt zurück. (aeg/sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
0 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Nazi-Parole verwendet: AfD-Politiker Björn Höcke zu Geldstrafe verurteilt
Seit dem 18. April hat das Landgericht Halle einen Prozess gegen den AfD-Rechtsaussen Björn Höcke verhandelt. Am Dienstag wurde das Urteil gesprochen.

Mit einem Nazi-Spruch wollte AfD-Politiker Björn Höcke nach Ansicht der Richter spontan Grenzen testen – dafür ist er nun zu einer Geldstrafe von 13'000 Euro verurteilt worden. «Sie sind ein redegewandter, intelligenter Mann, der weiss, was er sagt», sagte der Vorsitzende Richter vom Landgericht Halle, Jan Stengel, in der Urteilsbegründung am Dienstagabend. Der Deckmantel der Meinungsfreiheit sei von dem 52-Jährigen «stark strapaziert worden». Thüringens AfD-Landeschef hatte den Vorwurf, wissentlich eine Parole der Sturmabteilung (SA) der NSDAP verwendet zu haben, hingegen bis zuletzt zurückgewiesen.

Zur Story