International
Brasilien

Sicherheitschef von Brasília soll in Haft

Sicherheitschef von Brasília soll in Haft

Brasiliens Oberstes Gericht hat einen Haftbefehl gegen den Sicherheitschef der Hauptstadt erlassen. Dieser streitet ab, Komplize der Randalierer zu sein.
11.01.2023, 09:0711.01.2023, 09:07
Ein Artikel von
t-online
epa10030270 Minister of Justice of Brazil Anderson Torres participates in the opening ceremony of the meeting against transnational organized crime in South America, in Brasilia, Brazil, 23 June 2022. ...
Anderson TorresBild: keystone

Zwei Tage nach der Erstürmung des brasilianischen Kongresses und anderer staatlicher Gebäude ist Haftbefehl gegen den entlassenen Sicherheitschef der Hauptstadt Brasília, Anderson Torres, erlassen worden. Richter Alexandre Moraes vom Obersten Gericht erliess am Dienstag zudem Haftbefehl gegen den Chef der Militärpolizei in Brasília, Fabio Augusto. Dieser wurde ebenfalls nach dem Angriff auf die höchsten staatlichen Institutionen gefeuert.

Torres ist ein Vertrauter des früheren Präsidenten Jair Bolsonaro. Er war vormals Justizminister im Kabinett des rechtsradikalen Ex-Staatschefs. Torres' Versäumnis, den Angriff auf die staatlichen Einrichtungen zu verhindern, sei «potenziell kriminell», erklärte Richter Moraes.

Torres befand sich während des Angriffs auf die staatlichen Institutionen im Urlaub in den USA. Am Dienstag dementierte er jede Komplizenschaft mit den Randalierern und kündigte an, er werde nach Brasilien zurückkehren, um sich zu verteidigen. Der entlassene Militärpolizei-Chef Augusto wurde laut Medienberichten bereits festgenommen.

Bolsonaro-Anhänger stürmen Kongressgelände in der Hauptstadt

1 / 37
Bolsonaro-Anhänger stürmen Kongressgelände in der Hauptstadt
Anhänger des ehemaligen brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro haben den Kongress in der Hauptstadt Brasilia gestürmt.
quelle: keystone / eraldo peres
Auf Facebook teilenAuf X teilen

Hunderte Bolsonaro-Anhänger waren am Sonntag in Brasília in das Kongressgebäude, den Präsidentenpalast und den Sitz des Obersten Gerichts eingedrungen und hatten dort stundenlang schwere Verwüstungen angerichtet. Dabei entlud sich ihr Zorn über den Wahlsieg des Linkspolitikers Luiz Inácio Lula da Silva, der sich in einer Stichwahl knapp gegen Bolsonaro durchgesetzt hatte und seit Jahresbeginn im Amt ist.

Bolsonaro-Anhänger stürmen Kongressgelände in der Hauptstadt

Video: twitter/davidrkadler, OxfordDiplomat, reporterenato

Die Sicherheitskräfte in Brasília sind wegen ihres Verhaltens während des Angriffs stark in die Kritik geraten. Videos in den Onlinenetzwerken zeigen, wie einige Mitglieder der Sicherheitskräfte die Erstürmung der staatlichen Gebäude filmten, anstatt dagegen einzuschreiten.

Am Dienstag setzte die brasilianische Polizei Hunderte in Brasília festgenommene Bolsonaro-Anhänger wieder auf freien Fuss. Die Freilassung von knapp 600 Festgenommenen sei «aus humanitären Gründen» erfolgt, hiess es. Bei ihnen handle es sich um ältere oder kranke Menschen oder Mütter mit kleinen Kindern. Mehr dazu lesen Sie hier. 527 andere Festgenommene wurden den Polizei-Angaben zufolge in eine Strafanstalt der Hauptstadt gebracht.

Insgesamt waren nach dem Sturm auf die staatlichen Institutionen und bei der Auflösung eines Protestlagers von Bolsonaro-Anhängern nach Polizeiangaben rund 1'500 Menschen festgenommen worden.

(afp/tonline)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Du hast uns was zu sagen?
Hast du einen relevanten Input oder hast du einen Fehler entdeckt? Du kannst uns dein Anliegen gerne via Formular übermitteln.
2 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
2
Albert Rösti will neue Kernreaktoren für die Schweiz – die Sonntagsnews
Peter Spuhler will gegen den Milliarden-SBB-Auftrag an die deutsche Konkurrenz vorgehen und Albert Rösti spricht sich deutlich für die Kernkraft in der Schweiz aus: Das findet sich in den Sonntagszeitungen.
Schweizer Wirtschaftsvertreter haben bei ihrem jüngsten Treffen mit US-Präsident Donald Trump in Washington laut dem «SonntagsBlick» verschiedene Köder ausgelegt. Dazu gehörten die Verlagerung von Goldschmelzen in die USA, Pharma-Investitionen, die Förderung von Infrastrukturprojekten und vermehrte Einkäufe in der amerikanischen Aviatik. In den kommenden Wochen solle eine Absichtserklärung folgen, eine Einigung im Zollstreit werde laut der Zeitung Weltwirtschaftsforum WEF in Davos im Januar erwartet: Ein Tarif auf einer vergleichbaren Höhe mit den 15 Prozent für die EU. Laut der «Sonntagszeitung» haben die USA in den Verhandlungen zwei neue Forderungen gestellt. Die Schweiz solle künftig amerikanische Sanktionen zumindest teilweise übernehmen und Investitionen chinesischer Firmen in strategische Betriebe stärker kontrollieren. Beide Punkte hätten parteiübergreifend Kritik ausgelöst.
Zur Story