Nach Erdrutschen und Überschwemmungen in Folge von heftigem Regen ist die Zahl der Toten in der Bergregion von Rio de Janeiro auf mindestens 104 gestiegen. Dies berichtete das brasilianische Nachrichtenportal «G1» am Mittwochabend (Ortszeit). Demnach waren acht Kinder unter den Opfern. Die Zahl der Toten könne noch steigen, zitierte die Nachrichtenagentur Agência Brasil den Bürgermeister von Petrópolis, Rubens Bomtempo.
#BREAKING: At least 18 people dead after heavy rainfall causes severe flooding in Rio de Janeiro suburb of Petrópolispic.twitter.com/fzKqZydTKK
— I.E.N. (@BreakingIEN) February 16, 2022
Die Zahl der Verschütteten war zunächst nicht bekannt, Feuerwehr und Bewohner suchten nach ihnen unter Trümmern und Schlamm. Insgesamt 24 Personen wurden lebend gerettet. Mindestens 80 Häuser wurden von einer Schlammlawine erfasst, mehr als 180 Bewohner von Risikogebieten wurden dem Zivilschutz zufolge in Schulen untergebracht, 372 Personen wurden obdachlos.
Am Dienstag hatte es nach Angaben des Meteorologie-Senders Climatempo in sechs Stunden mehr geregnet, als für den gesamten Monat Februar erwartet war. «Es war der schlimmste Regen in Petrópolis seit 1932», sagte Gouverneur Cláudio Castro laut der Mitteilung. Hänge rutschten ab, Autos wurden von den Wassermassen mitgerissen, Strassen waren blockiert. «Es ist fast eine Kriegssituation», sagte Castro.
Bei den Bergungs- und Aufräumarbeiten waren Hunderte Feuerwehrleute und Polizisten im Einsatz. «Unsere Aufgabe ist es nun, das Leben in der Stadt wieder in Gang zu bringen», sagte Gouverneur Castro. «Wir haben Teams und Maschinen mobilisiert und werden alles Nötige tun, um die Stadt wieder aufzubauen und den Schmerz der Familien der Opfer zu lindern.» Sowohl staatliche als auch private Spendenaktionen liefen an. Am meisten wurden Wasser und Hygieneartikel benötigt.
This is what #climatechange looks like: Rio de janeiro, Brazil pic.twitter.com/CCj2XJDmMu
— ًً (@politicalplayer) February 16, 2022
In den Monaten Januar, Februar und März kommt es in Rio und der Region immer wieder zu heftigen Regenfällen, die Erdrutsche auslösen. Oft haben die Bewohner ihre Häuser illegal an erdrutschgefährdete Berghänge gebaut, was die Regierung immer wieder kritisiert.
Bei einer Unwetterkatastrophe im Bergland von Rio de Janeiro im Jahr 2011 waren mehr als 900 Menschen ums Leben gekommen. Sie galt als die schlimmste Unwetterkatastrophe in der Geschichte Brasiliens, von der unter anderem auch Petrópolis mit seinen rund 300'000 Einwohnern besonders betroffen war. Die Stadt ist aufgrund ihrer Höhenlage und des kühlen Klimas in den tropisch-heissen Sommermonaten auf der Südhalbkugel auch bei den Einwohnern Rios als Urlaubsort beliebt.
«In Moskau habe ich von der Tragödie erfahren, die sich in Petrópolis ereignet hat», schrieb der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro auf Twitter, der am Dienstag zu seinem Besuch in Russland angekommen war und am Mittwoch den russischen Präsidenten Wladimir Putin traf. «Möge Gott die Familien der Opfer trösten.»
In den vergangenen Wochen hatte es erst im benachbarten Bundesstaat Minas Gerais mindestens zehn Tote durch Erdrutsche und Überschwemmungen gegeben. Dort kam es zudem zu einer Tragödie, als eine Felswand auf ein Touristenboot auf dem Furnas-Stausee stürzte. Unklar war, ob auch der heftige Regen dazu beigetragen hatte, dass sich ein grosser Teil des Felsen löste. Zuvor hatte der nordöstlich an Minas Gerais angrenzende Bundesstaat Bahia die schwersten Überschwemmungen seit mehr als 30 Jahren erlebt. (sda/dpa)