International
Brexit

Weitere Ausschreitungen in Nordirland trotz Appellen zur Ruhe

Weitere Ausschreitungen in Nordirland trotz Appellen zur Ruhe

10.04.2021, 12:13
Mehr «International»

Trotz des Tods von Prinz Philip und den damit verbundenen Appellen zum Gewaltverzicht ist es in der nordirischen Hauptstadt Belfast auch am Freitagabend zu Ausschreitungen gekommen. Randalierer beschossen Polizisten im Norden Belfasts Medienberichten zufolge mit Molotowcocktails und Raketen, darüber hinaus bewarfen einige von ihnen die Beamten mit Flaschen sowie Steinen. Ein Auto und Mülltonnen wurden angezündet, wie die Nachrichtenagentur PA berichtete. Dabei wurden laut BBC weitere Polizisten verletzt.

Zuvor hatten sogenannte Loyalisten – also Anhänger des Verbleibs von Nordirland im Vereinigten Königreich – dazu aufgerufen, die Proteste als Zeichen des Respekts vor der Königin und ihrer Familie nach dem Tod von Prinz Philip zu «verschieben». Nach einer Trauerzeit sollten die Proteste aber fortgesetzt werden, war auf in Belfast aufgehängten Plakaten zu lesen, wie der «Belfast Telegraph» berichtete. Der Ehemann der britischen Königin Elizabeth II. war am Freitag im Alter von 99 Jahren gestorben.

In der britischen Provinz Nordirland kommt es seit mehr als einer Woche zu nächtlichen Krawallen. Am Donnerstag wurden dabei weitere 19 Polizisten verletzt, die Gesamtzahl stieg laut BBC auf 74 verletzte Beamte. Grund für die Spannungen dürfte unter anderem der Sonderstatus der britischen Provinz durch den Brexit sein. Experten befürchten, dass sich die Gewalt weiter zuspitzt.

Der Sonderstatus Nordirlands, wie er im Brexit-Abkommen festgelegt wurde, stösst in Teilen des protestantischen Lagers auf Widerstand. Die Provinz ist weiter Teil des EU-Handelsraums, um Warenkontrollen an der Grenze zum EU-Mitglied Irland zu verhindern. Stattdessen muss nun zwischen Nordirland und dem übrigen Vereinigten Königreich kontrolliert werden.

Im Nordirland-Konflikt standen sich jahrzehntelang protestantische Befürworter der Union mit Grossbritannien und katholische Anhänger einer Vereinigung der beiden Teile Irlands gegenüber. (viw/sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
0 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
«Israel wird die Hamas nicht zerstören»
Die israelische Armee hat einen Angriff auf die Stadt Rafah angekündigt. Sie will die verbliebenen Hamas-Kämpfer eliminieren. Nahost-Experte Andreas Krieg kritisiert die Pläne. Der Gaza-Streifen müsse sich selbst verwalten können, Israels Strategie der Gewalt sei nicht nachhaltig.

Herr Krieg, die israelische Armee plant eine Bodenoffensive in der Stadt Rafah im Süden des Gaza-Streifens. Sie will so die letzten Bataillone der islamistischen Hamas zerschlagen. Wie realistisch ist es, dass Israel diese Offensive durchzieht?
Andreas Krieg: Sicher viel realistischer als noch vor ein paar Wochen.

Zur Story