Im Zollstreit zwischen den USA und China sind am Montag ranghohe Vertreter beider Länder in London zu einer zweiten Verhandlungsrunde zusammengekommen. Angeführt wurden die Delegationen vom US-amerikanischen Finanzminister Scott Bessent und dem chinesischen Vize-Regierungschef He Lifeng.
Die USA hatten im Vorfeld angekündigt, dass ihrer Delegation die Minister für Finanzen und Handel, Bessent und Howard Lutnick, sowie der Handelsbeauftragte von US-Präsident Donald Trump, Jamieson Greer, angehören.
Der Wirtschaftsberater von US-Präsident Donald Trump, Kevin Hassett, rechnet mit einem raschen Durchbruch. «Ich gehe davon aus, dass es ein kurzes Treffen mit einem kräftigen Händedruck wird», sagte er dem US-Sender CNBC.
In London stehen demnach weniger die gegenseitigen Zölle, sondern die chinesischen Exportbeschränkungen für seltene Erden im Fokus. Ziel sei eine grundsätzliche Einigung in dieser Frage, sagte Hassett.
China kontrolliere rund 90 Prozent des globalen Marktes für diese Rohstoffe sowie für spezielle Magnetmaterialien. Die US-Regierung nehme an, dass Peking die Ausfuhrbeschränkungen nach einer Einigung rasch lockere. Im Gegenzug würden auch die USA ihre Exportkontrollen zurückfahren.
Wie drastisch die Konsequenzen des Streits bereits sind, zeigen neue Zahlen des chinesischen Zolls: Demnach brach der Handel zwischen den beiden grössten Volkswirtschaften der Welt ein. Im Mai gingen die Exporte in US-Dollar berechnet um 34,5 Prozent verglichen mit Mai 2024 zurück, während die Importe um 18,1 Prozent sanken. Insgesamt konnte Chinas Wirtschaft dank gestiegener Exporte in andere Regionen im Mai jedoch ihre Ausfuhren erhöhen.
Die USA importieren deutlich mehr Waren, als sie exportieren. Nach China exportierten sie 2024 nach Regierungsangaben Waren im Wert von gut 143 Milliarden US-Dollar, im Gegenzug kamen von dort Waren im Wert von 439 Milliarden Dollar in die Vereinigten Staaten. Daraus ergibt sich ein Handelsdefizit von knapp 300 Milliarden Dollar.
Trump hatte Anfang April Strafzölle in Höhe von insgesamt 145 Prozent gegen China verhängt, Peking reagierte mit hohen Gegenzöllen. Mitte Mai einigten sich beide Länder bei Gesprächen in Genf darauf, die Aufschläge für zunächst 90 Tage stark zu reduzieren, um Verhandlungen zu ermöglichen.
Am Donnerstag schliesslich führte Trump das erste Telefongespräch seiner zweiten Amtszeit mit dem chinesischen Staatschef Xi Jinping. (nib/sda/dpa/afp)