Seit über 100 Tagen befindet sich Deutschland im Lockdown. Dass dieser bald aufgehoben wird, scheint unrealistisch. Viel eher spricht man aktuell davon, die strikten Regeln bis Ostern beizubehalten.
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In solchen Zeiten erhalten Alternativlösungen grosse Aufmerksamkeit, darunter auch das Schnelltest-Modell aus dem Landkreis Böblingen in Baden-Württemberg.
Zusammen mit Ärzten und Apothekern entwickelt hat dieses Modell der Landrat Roland Bernhard, der diese Woche in der Sendung von Markus Lanz zu Besuch war und diesen von «seiner» Idee begeistert hat: «Ziel der Schnelltests ist es, asymptomatisch Infizierte zu erkennen und damit weitere Ansteckungen zu verhindern.»
Der Clou an der Sache: Für die Schnelltests kann man online einen Termin buchen, das Ergebnis erhält man kurz darauf in digitaler Form – und das Ganze ist gratis und dauert nur wenige Minuten. Geplant ist, dass sich alle Bürger bis zu zwei Mal pro Woche testen lassen, sei es vor einem Besuch im Altersheim oder vor einem Essen mit Freunden.
Das Modell wird von deutschen Ärzten bereits als Durchbruch gefeiert – für ein endgültiges Fazit ist es aber noch zu früh. Doch die ersten Trends lassen hoffen: Seit einer Woche kann man sich in Böblingen kostenlos testen lassen und nach wenigen Tagen fiel die Inzidenz von 46 auf 31 Infektionen pro 100'000 Einwohner, inzwischen liegt der 7-Tage-Schnitt allerdings wieder etwas darüber.
Ein solch kurzfristiger Rückgang ist umso erstaunlicher, weil die Inzidenz nach zusätzlichen Tests naturgemäss erst steigen müsste, bevor längerfristig weitere Infektionen verhindert werden können. Gut möglich, dass hier also auch andere Faktoren im Spiel waren.
In Böblingen ist man trotzdem optimistisch, sagt Landrat Bernhard: «Wir können Infektionsketten damit nicht nur unterbrechen, sondern unterbinden sie von vornherein». Gegenüber der «Welt» sagte Mitinitiator und Apotheker Björn Schlittelhelm: «Ich bin fest davon überzeugt, dass es die einzige sinnvolle Möglichkeit ist, um aus dem ewigen Lockdown herauszukommen: testen, testen, testen.» Und dabei meint er explizit nicht nur Personen mit Symptomen, die allenfalls bereits weitere angesteckt haben.
Ganz neu ist die Idee natürlich nicht – insbesondere in asiatischen Ländern wird seit bald einem Jahr auf flächendeckende Schnelltests gesetzt.
Nebst der organisatorischen Herausforderung stellt sich natürlich auch die Frage nach der Finanzierung. Den Landkreis Böblingen kostet der Versuch, der nun vorerst einen Monat läuft, nach Angaben von Bernhard zwischen 200'000 und 250'000 Euro. (lea)