Geruchsverlust kann Jahre nach Covid noch andauern
Bei einer Covid-Erkrankung sind Geruchs- und Geschmacksverlust typische Symptome. Corona-Infizierte klagen oft noch Monate nach der Erkrankung über diese Beeinträchtigungen. Eine Untersuchung der Pennsylvania University hatte im vergangenen Jahr allerdings gezeigt, dass der Geschmackssinn in den allermeisten Fällen innerhalb eines Jahres zurückkehrt.
Anders sieht das beim Geruchssinn aus. Die Studie von Ryan Sharetts zeigte, dass der Geruchssinn bei fast einem Drittel der Menschen nicht wieder zurückkehrte. Allerdings ist die Dauer des Verlusts abhängig von der Variante, mit der man sich angesteckt hatte. War die Person mit der ursprünglichen Wuhan-Variante von Sars-CoV-2 infiziert, führte das zu einem hohen Grad an Geruchsverlust. Das Gleiche gilt auch für die darauffolgende Alpha-Variante. Die späteren Omikron-Varianten lösen am wenigsten Geruchsbeeinträchtigungen aus.
Subjektive Einschätzungen mit Test abgeglichen
Die Studienresultate zum Geruchssinn beruhen in der Regel auf den Einschätzungen der Covid-Infizierten selbst, daher sind sie subjektiv und nicht immer zuverlässig. Nun haben US-Forscher in einer in der Fachzeitschrift Java Network Open publizieren Studie den Zusammenhang zwischen Covid-19 und der verminderten Geruchsfähigkeit mit einem klinischen Geruchstest untersucht.
Die ehemals Corona-Infizierten mussten 40 Düfte identifizieren, indem sie für jeden Geruch, die richtige Multiple-Choice-Antwort wählen mussten. Für jede richtige Antwort gab es einen Punkt und die Gesamtzahl der Punkte wurde mit einer Datenbank von Tausenden Gesunden verglichen. Daraus konnte die Geruchsfähigkeit als normal, leicht, mässig oder stark beeinträchtigt oder als vollständig verloren eingestuft werden.
Und diese Studie bestätigt die früheren Untersuchungen: 80 Prozent der Studienteilnehmer, die nach Corona einen Geruchsverlust erlitten hatten, erzielten zwei Jahre nach der Infektion niedrige Werte im Geruchstest. Von dieser Gruppe waren 23 Prozent stark beeinträchtigt oder hatten ihren Geruchssinn völlig verloren.
Interessant ist auch, dass von den infizierten Studienteilnehmern, die nach Covid-19 keinen Geruchsverlust beklagt hatten, 66 Prozent ebenfalls schlechte Geruchstest-Resultate aufwiesen.
Die Ergebnisse bestätigten, dass Menschen mit Covid-19-Vorgeschichte besonders gefährdet seien, einen geschwächten Geruchssinn zu entwickeln, sagt dazu die Co-Autorin Leora Horwitz von der NYU Grossman School of Medicine. Das Problem des Geruchsverlusts, der sogenannten Hyposmie, werde in der Allgemeinbevölkerung unterschätzt, sagt die Professorin.
Hyposmie macht anfälliger auf Depressionen
Die Hyposmie wird mit Gewichtsverlust und Depression in Verbindung gebracht. Zudem sind Betroffene Risiken ausgesetzt, weil sie Gaslecks, verdorbene Lebensmittel oder Rauch vielleicht nicht früh genug erkennen können. Weil Erkrankungen wie Parkinson und Alzheimer die Geruchsverarbeitungsregion des Gehirns beeinträchtigen, werden Geruchsstörungen auch als mögliche Zeichen für diese neurodegenerativen Erkrankungen betrachtet.
Ärztinnen und Ärzte sollten deshalb routinemässig nach Corona die Patienten auf Geruchsverlust untersuchen. Denn auch wenn Patienten den Verlust möglicherweise nicht sofort bemerkten. «Eine verminderte Geruchsfähigkeit kann tiefgreifende Auswirkungen auf ihr geistiges und körperliches Wohlbefinden haben», sagt Horwitz auf dem Portal Eurekalert.
Wissenschafter suchen nach Möglichkeiten, die Geruchsfähigkeit nach Covid-19 wiederherzustellen. In Frage kommen Vitamin-A-Therapien und Geruchstraining, um die Reaktion des Gehirns auf Gerüche neu zu verdrahten.
Nicht untersucht haben Horwitz und ihre Kollegen von verschiedenen Universitäten in dieser Studie den Verlust des Geschmackssinns, der bei Covid oft parallel eintritt, aber rascher abklingt. (aargauerzeitung.ch)